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Gefrorene Seelen

Gefrorene Seelen

Titel: Gefrorene Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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hinunter gefolgt. Nachdem er vor der Kreuzung kräftig beschleunigt hatte, um noch rechtzeitig über die Ampel zu kommen, hatte sie ihn gezwungen, rechts heranzufahren. Sie wollte ihn gerade verwarnen, weil er bei »Dunkelgelb« über die Kreuzung gefahren war, da sah sie neben ihm auf dem Beifahrersitz einen MacIntosh-Verstärker der Extraklasse. An Ort und Stelle konnte sie ihm aus ihrem Notizbuch die Beschreibung des Geräts samt Seriennummer vorlesen.
    »Na schön«, sagte Woody jetzt, als sie ihn aus der Zelle holte. »Angenommen, Sie schaffen es dank einer Laune der Natur, mich in diesem einen Fall festzunageln. Das heißt aber nicht, Detective Delorme, dass Sie mich für den Rest meines Lebens wegsperren können. Sie sind Frankokanadierin, vermute ich. Die ganze Grundschule hindurch hat man versucht, mir Französisch einzutrichtern, aber irgendwie ist nichts hängengeblieben. Miss Bissonette,so hieß die Lehrerin, Mann, war das ein harter Knochen. Übrigens, sind Sie verheiratet?«
    Delorme ging auf seine Anmache nicht ein. »Ich hoffe, dass Sie den Rest Ihres Fangs nicht verkauft haben, Woody. Denn abgesehen von den zehn Jahren Kingston, die Sie kriegen, müssten Sie auch noch Schadenersatz leisten, und wie wollen Sie das machen? Es wäre eine schöne Geste, wenn Sie die Sachen zurückgäben. Das würde vieles erleichtern.«
    Charmante Kriminelle sind selten, und wenn einem solch ein rares Exemplar begegnet, ist die Versuchung groß, ihm goldene Brücken zu bauen. Arthur »Woody« Wood war ein hoffnungslos netter junger Mann. Mit seinen altmodischen langen Koteletten sah er aus wie ein Rock’n’Roll-Sänger aus den fünfziger Jahren. Er hatte einen rollenden Gang und ließ die Schultern lässig hängen, was ihn seinen Mitmenschen sympathisch machte – besonders den Frauen, wie Delorme feststellte. Sie musste ihren eigenen Körper ermahnen: Nein, du wirst doch wohl wegen der Körpersprache dieses kleinen Ganoven keine weichen Knie bekommen. Das lasse ich nicht zu.
    Auf dem Weg in den Vernehmungsraum begrüßte Woody lautstark Sergeant Flower, mit der er ein lebhaftes Gespräch anfing. Die Beamtin hielt erst in ihrem hemmungslosen Geplauder inne, als sie Delormes finsteres Stirnrunzeln bemerkte. Dann musste Woody dem hereinkommenden Larry Burke sein »Hallo« entgegenschmettern. Burke hatte ihn vor sechs Jahren in flagranti mit einem Autoradio in der Hand ertappt. Woody hatte damals behauptet, er »installiere« es gerade.
    »Woody, hören Sie mir zu«, begann Delorme im Vernehmungszimmer.
    Jemand hatte den
Toronto Star
auf einem der Stühle liegen lassen, und Woody schnappte ihn sich. »Oh Mann, die Maple Leafs. Ich versteh diese Mannschaft nicht. Als ob sie sich selbst demontieren wollten. Als hätten sie Lust auf den Abstieg. Das ist doch krank.«
    »Woody, hören Sie mir zu.« Delorme nahm ihm die Zeitung mit der zweispaltigen Schlagzeile »Keine Spur vom Windigo-Mörder« weg. »Die Reihe von Einbrüchen in der Water Road wurmt mich sehr. Bei dem Bruch im Willow Drive habe ich Sie drangekriegt, aber ich weiß, dass die anderen Sachen ebenfalls auf Ihr Konto gehen. Warum ersparen Sie nicht sich und uns eine Menge Zeit und Energie: Gestehen Sie einen Einbruch, dann können wir wegen der anderen miteinander verhandeln.«
    »Na hören Sie mal.«
    »Gestehen Sie einen, mehr sage ich nicht. Ich werde für Sie tun, was ich kann. Ich weiß, dass auch die anderen auf Ihr Konto gehen.«
    »Bleiben Sie auf dem Teppich, Detective Delorme. Sie wissen nicht, dass ich es war.« Woody setzte ein seliges Lächeln auf, keine Spur von Tücke, Argwohn oder böser Absicht. Rechtschaffene Männer sollten solch ein Lächeln haben. »Sie übertreiben maßlos, das ist alles. Sie verdächtigen mich wegen alter Kamellen. Gut, das kann ich verstehen – ich bin bekannt dafür, dass ich in Gesellschaft von Sachen angetroffen werde, die nicht immer mir gehören. Aber verdächtigen heißt nicht wissen. Zwischen ›verdächtigen‹ und ›wissen‹ gibt es Platz für einen Vierzigtonner.«
    »Da ist noch ein anderer Punkt, Woody. Angenommen, jemand hat Sie gesehen? Was dann? Angenommen, jemand hat einen blauen ChevyVan aus dem Hof des Nipissing-Motel fahren sehen?« In Wirklichkeit hatte der Motelbesitzer den Fahrer nicht erkannt, er hatte nur gesehen, wie ein Lieferwagen, wie Woody einen besaß, aus dem Hof kam. Fernsehgeräte im Wert von dreitausend Dollar waren gestohlen worden. Kein Schmuck.
    »Tja, wenn der Typ mich gesehen hat,

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