Gefühlscocktail (German Edition)
hier eigentlich etwas vor? Im Endeffekt weiß ich leider sehr genau, dass die Beziehung zwischen Leonie und mir längst im Arsch ist und suche einfach nur nach einem Grund, endlich den entscheidenden Schritt zu gehen, den mir Torben schon vor mehreren Wochen nahe gelegt hat. Und doch wehrt sich ein Teil von mir rigoros dagegen. Will mit allen Mitteln das Offensichtliche vor mir verbergen, um mich weiter in Sicherheit zu wiegen.
„Hast du eine Freundin?“, hat Fabio sich inzwischen wieder beruhigt und nutzt seine Frage, um mir frühzeitig das Genick zu brechen. Ich habe den Verlauf des Gespräches ganz anders geplant und wollte eigentlich noch eine Weile mit Fabio zusammen sein und genießen, weil ich ihn sehr gern mag. Doch nach meiner Antwort weiß ich überhaupt nicht wie er reagieren wird, weil ich ihm in dem
Zusammenhang ja auch von meinem Plan erzählen müsste. Und ich bezweifle, nein ich bin mir sicher, dass er nicht mitspielen wird. Fieberhaft suche ich also nach einer Lösung aus dieser Misere und versuche die kritische Phase durch Kaffee trinken zu überbrücken. Hänge an meinem Becher wie ein Zehnkämpfer am Ende des Marathons an seiner Wasserflasche.
„Sag mal, du warst doch öfter im `Savoy`?“, versuche ich einfach von mir abzulenken und habe sogar Erfolg damit. Weil Fabio viel zu anständig ist, einfach auf eine Frage nicht zu antworten, ganz im Gegensatz zu mir. Oder eben auf meine Antwort zu bestehen. Und genau mit dieser Art, dieser Liebenswürdigkeit die er besitzt, zieht er mich mehr und mehr in seinen Bann. Macht mich zu einem Gefangenen seiner Persönlichkeit.
„Naja, es gibt halt sonst nicht viel, wo man hingehen kann, wenn man noch keine achtzehn ist. Deshalb haben wir uns meistens dort aufgehalten. Immerhin ist es allemal besser, als zuhause zu hocken oder irgendwo auf der Straße abzuhängen“, erklärt er mir, fast schon entschuldigend, als hätte ich ihn dafür verurteilt in diese Location zu gehen. Was mir ein weiteres unzähliges Mal ein schlechtes Gewissen bereitet und mir die Frage aufdrängt warum dieser Junge mit seinem einnehmenden Wesen überhaupt hier mit mir sitzt.
„Natürlich. Ich war vor ein paar Jahren auch noch keine achtzehn und weiß wie das ist. Meine Kumpels und ich hatten es nur eben nicht so mit Clubs und Disko. Wir sind eher ins Kino oder auf die Skaterbahn gegangen. Aber wie du siehst, bin ich trotzdem letztendlich auch in einem Club gelandet“, grinse ich ihn an und versuche ihm ein wenig seine Unsicherheit zu nehmen, die immer wieder aus ihm hervorbricht, wenn ich ihn auf etwas anspreche was ich seiner Meinung nach wohl ablehnen würde. Dabei ist es eher so, dass ich einfach nur meine Neugierde und den Drang alles über ihn zu erfahren stillen möchte.
„Warum ich eigentlich gefragt habe…“, bringe ich etwas schwerfällig heraus, da ich wirklich keine Ahnung habe wie Fabio reagieren wird, wenn er erfährt warum er eigentlich hier mit mir sitzt und knete nervös meine Finger. Betrachte sie eingehend, weil ich ihm gerade nicht ins Gesicht sehen kann und hole noch einmal tief Luft, um es endlich rauszulassen.
„Kennst du vielleicht Leonie?“, flüstere ich kaum hörbar und weil er mir eine gefühlte Ewigkeit nicht antwortet, hebe ich meinen Blick und sehe in sein Gesicht. Skeptisch mustert er mich mit bedrohlich zusammengezogenen Augenbrauen. Plötzlich wirkt er überhaupt nicht mehr schüchtern und zurückhaltend auf mich. Gefühlsmäßig bereite ich mich auf das Schlimmste vor, warte auf Schimpftiraden von ihm, doch er tut nichts, als mich stumm zu fixieren. Unsicher versuche ich seinem Blick standzuhalten, bis er sich schließlich räuspert.
„Dunkelblonde Haare, schlank, zirka eins siebzig groß und blaue Augen?“, kommt es gedämpft über seine Lippen, die er angespannt zusammenpresst, als wolle er überhaupt nicht darüber reden und so nicke ich nur schwach.
„Was ist mit ihr?“, fragt er knapp und mir dreht sich scheinbar der Magen um. Jetzt ist es also soweit. Gleich wird er aufstehen und das Café verlassen und mir wird ganz schlecht bei dem Gedanken. Ich kenne diesen Jungen gerade mal einen Tag und doch fühlt es sich an, als wäre er schon immer da gewesen. Deshalb wird es auch mit jeder Sekunde die verstreicht, schwerer ihm zu antworten.
„Ich habe sie Donnerstag das erste Mal getroffen. Sie war mit einer Freundin im `Savoy` und hat uns angesprochen. Steven und mich. Wir haben uns ganz nett unterhalten und ein paar SMS´en
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