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Gefühltes Wissen

Gefühltes Wissen

Titel: Gefühltes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Evers
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Hotel. Erklärtes Ziel: so lange betrinken, bis ich von allem nichts mehr mitkriege. Ist aufwendiger, als ich dachte.
    Im Gespräch mitgekriegt, fast alle Gäste des Pubs wohnen in diversen Hotels in der Straße, trinken hier entnervt, bis sie von allem nichts mehr mitkriegen, und machen so selbst wieder Lärm. Bin beeindruckt. Düsseldorfer Altstadt scheint perfekt ausgeklügeltes, in sich geschlossenes, funktionierendes Wirtschaftssystem zu sein. Da kann man noch von lernen. Gegen fünf zweimal mit dem Kopf auf Kneipentisch gefallen. Stammhirn meldet hinsichtlich des Hucke-voll-trinken-Projektes Vollzug. Schleppe mich mit letzter Kraft ins Hotelzimmer und schlafe sofort ein. Dann fall ich mit zwei Dritteln meines Körpers aufs Bett. Reicht.
    Gegen halb sechs donnert's an die Tür. Der Wirt vom Pub. Er bittet mich, das Fenster zuzumachen, weil sich seine Gäste bei meinem Geschnarche nicht mehr vernünftig unterhalten können. Fragt dann, ob es stimmt, dass ich nichts über Möllemann gemacht habe. Werfe ihn raus.
    Am nächsten Tag Viertelstunde über Möllemann gemacht.
    Im Pub dafür Freibier bekommen. Verstehe langsam die Düsseldorfer Strukturen. In der Nacht wie auch in der nächsten greifen wieder die Gesetzmäßigkeiten des Düsseldorfer Altstadtmarktwirtschaftsmodells.
    4. Tag. Bin mittlerweile völlig übernächtigt. Publikum hat gestern nach der Vorstellung gesagt, ich hätte mich ihnen als Jürgen W. Möllemann vorgestellt. Hätte ihnen aber gut gefallen.
    Die ständige Freundlichkeit der Düsseldorfer geht mir langsam auf die Nerven. Kann keine schönen Frauen mehr sehn. Will mal wieder richtig beschimpft werden. Suche Streit. Beschließe, zu einer Bank zu gehen, und will für den Urlaub spanische und italienische Euro Umtauschen. Werde so lange darauf beharren, bis der Kassierer mich anschreit. Das könnte mir helfen. Kassierer lächelt nur freundlich und tauscht anstandslos die Euro um. Sagt, das wird hier oft verlangt. Gebe auf, gegen diese Stadt bin ich machtlos. Stelle mich am nächsten Morgen einfach stumpf mit meinem Gepäck vors Hotel und warte, bis mich eine schöne junge Frau zum Bahnhof bringt.

Fahrtenschreiber 1
    In einer Gaststätte in der Nähe des Hamburger Bahnhofs gibt es auf dem Herrenklo einen Hinweiszettel: «Bitte keine Tiere in der Toilette zurücklassen!»
    Seit ich diesen Zettel vor einigen Wochen gelesen habe, beschäftigt er mich. Wie kommt es zu so einem Zettel? Was ist die Vorgeschichte? Funktioniert der Zettel? Oder hat er überhaupt erst Leute auf die Idee gebracht, ihre Tiere in dieser Toilette auszusetzen? War das womöglich die eigentliche Absicht des Besitzers? Auf diese perfide Art zu möglichst vielen Tieren zu kommen? Und wenn ja, warum? Was will er denn mit denen allen?
    Und macht sich überhaupt irgendjemand eine Vorstellung davon, wie viele Sportplätze es an der Bahnstrecke zwischen Hildesheim und Braunschweig gibt? Völlig absurd. Mindestens dreimal so viel wie im Rest der Republik. Guck, da, schon wieder einer. Und kein einziger wird benutzt. Treiben die Menschen zwischen Hildesheim und Braunschweig gar keinen Sport?… Obwohl, im Moment sieht man ja überhaupt gar keinen. Sind da überhaupt Menschen zwischen Hildesheim und Braunschweig? Also, ich kenn keinen. Wobei, Häuser gibt es schon. Da, da, überall Häuser. Aber das muss nix heißen. Vielleicht hat man diese ganzen Häuser, Straßen und Sportplätze da auch nur versehentlich hingebaut und erst hinterher gemerkt, dass da ja gar keiner wohnt. Und jetzt steht dieses ganze Zeug da einfach nur so rum…
    Auf der Toilette vom Café Lomo in Mainz hängt in der Kabine ein Zettel: «Kein Trinkwasser!» Wohlgemerkt, da ist kein Waschbecken oder so in der Kabine. Nur die Schüssel und ebendieser Zettel: «Kein Trinkwasser!» Was ist da die Vorgeschichte? Also, ich zumindest habe nach dem Besuch dieser Toilette die Mainzer mit ganz anderen Augen gesehen. Wobei ich einräumen muss, dass in keiner anderen Mainzer Toilette nochmal so ein Zettel hing. Andererseits waren alle diese anderen Mainzer Toiletten aber auch auffallend sauber und gepflegt. Also so sauber, dass man da wahrscheinlich auch… Da wird man doch misstrauisch.
    Ich habe einen Bekannten, der behauptet steif und fest, es sei früher für ihn immer total nervig gewesen, dass ständig Leute aus seinem Haus die Haustür abgeschlossen hätten. Und er musste dann ständig bei Besuch aus dem 4. Stock runter, um die Tür aufzuschließen. Bis er irgendwann

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