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Gefühltes Wissen

Gefühltes Wissen

Titel: Gefühltes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Evers
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ein komisches Knacken, hoffe, es ist die Staffelei, komme nicht mehr aus Spagat raus…
    Gefangen.
    Wieder Türklingel. Mensch, heute muss mein Glückstag sein. Hüpfe wie ferngesteuert hoch, stelle alles zurück, mache den Herd aus, gehe zur Tür und öffne. Ein gut gekleideter Mann steht davor.
    - Guten Tag, Herr… äh…
    Er schaut aufs handgeschriebene Klingelschild.
    - … Ebbers.
    Sage nix.
    - Kruppka, mein Name, ich komme von der Firma Hades und Kompagnon, Security- und Sicherheitsservice.
    Ich starre ihn irritiert an.
    - Security- und Sicherheitsservice?
    - Ja, wieso?
    - Ach nix.
    - Wir führen in dieser Gegend zurzeit kostenlose Sicherheitsberatungen durch. Haben Sie Interesse?
    Vor Jahren habe ich mal im Anflug eines plötzlich auftretenden Anfalls von verblüffend schwachsinnigem Übermut so einen Sicherheitsberater freiwillig kommen lassen. Nachdem der sich ein wenig in meiner Wohnung umgesehen hatte, hat er mir dann blöde grinsend geraten, einfach ein paar Fotos vom Wohnungsinneren zu machen und draußen an die Tür zu hängen. Das sei in meinem Fall sicherlich wirkungsvoller als jede Alarmanlage. Um so was nicht nochmal zu erleben, sage ich: «Nein!» und schlage die Türe zu.
    Gehe dann wieder in die Küche und vergleiche den neuen Farbton der Eier mit dem Gemisch aus dem Tuschkasten. So wird das nichts. Ich fürchte, ich muss die Eier schminken. Plötzlich steht Herr Kruppka neben mir.
    - Tachchen nochmal, dachte, mit dieser kleinen Demonstration kann ich Sie vielleicht doch noch interessieren. Also Ihr Wohnungsschloss, ich sag mal: na ja…
    Bin zu verblüfft, um freundlich zu sein. Sage finster grinsend:
    - Schön, Sie wiederzusehen. Haben Sie Hunger? Ich lad Sie zum Essen ein.
    Er schaut ängstlich auf den Herd und die Staffelei.
    - Was machen Sie da?
    - Ich male schlimmes Essen. Das ist mein Beruf. Was dagegen?
    - Nein, natürlich nicht. Und davon kann man leben?
    - Nicht wirklich. Mein eigentliches Geld verdien ich mit illegalem Organhandel.
    - Verstehe.
    Er schaut auf die Blutspuren auf der Arbeitsplatte.
    - Und woher bekommen Sie die Organe?
    - Na, die laufen mir sozusagen zu.
    Greife mir das Schnittlauchmesser. Herr Krupka ist verunsichert.
    - Sie veräppeln mich.
    - Ja. Und? Essen Sie jetzt mit?
    - Nein, aber ich sag Ihnen was. Für Sie wäre so ein Alarmstopper für die Tür genau das Richtige.
    - Gehen Sie, wenn ich Ihnen so ein Ding abkaufe?
    - Heiliges Ehrenwort, und das Beste, ich komme dann auch nicht wieder hier rein, weil, Sie haben dann ja einen Alarmstopper.
    Der Mann versteht sein Handwerk, da gibt's nix. Unterschreibe einen Kaufvertrag für einen Alarmstopper und bringe ihn zurück zum Treppenhaus. Sehe noch, wie er beim Nachbarn klingelt. Verriegele meine Tür dreifach und sichere sie vorsichtshalber noch zusätzlich mit dem Besen, bevor ich zum Telefon gehe, um bei Kruppkas Firma anzurufen und den Kaufvertrag zu annullieren. Der Mann am anderen Ende der Leitung nimmt die Stornierung sehr gelassen und routiniert entgegen. Offensichtlich erlebt er das nicht zum ersten Mal. Dann meldet sich der Hunger wieder. Rufe Frederic an, um mich mit ihm in einem Frühstückscafé zu verabreden. Er klingt etwas unwirsch.
    - Was?
    - Na, frühstücken, im Café, wir zwei…
    - Wann?
    - Na jetzt.
    - Horst, es ist halb acht.
    - Ja und? Ich bin schon wach.
    - Aber ich noch nicht. Zum letzten Mal, ich steh erst um neun auf.
    - Warum?
    - Weil ich es kann. Und jetzt hinterlass mir deine Nachricht. Piiiiep.
    Stelle fest, dass ich nur mit Frederics Anrufbeantworter gesprochen habe. Seit mein Nachbar diesen Job hat, ich um halb sieben mit aufwache und kurze Zeit später Freunde anrufe, haben diese offenkundig Gegenmaßnahmen ergriffen. Rufe noch vier weitere Freunde an, bekomme jedoch nur Anrufbeantworter an den Apparat, die mich aber alle persönlich mit Namen ansprechen und genau wissen, wie spät es ist. Meine Freunde sind nicht blöd. Aber das kann ich auch. Rufe nochmal Frederic an und sage der Maschine, Frederic soll mich gleich nach dem Aufstehen zurückrufen. Um sicherzugehen, dass er auch wirklich anruft, sage ich noch: Es geht um Conny, die hat gefragt, ob ich unauffällig ein Treffen mit dir organisieren kann. Dann bespreche ich meinen Anrufbeantworter mit:
    - Hallo, Fredric, na, da guckste, dass ich weiß, dass du anrufst, wa, jaaa, der Horst, dem musste mit Logik nicht kommen, das kann der auch, aber wie aussem Effeff, aber hallo, jaaa. Hör zu, ich bin mit Conny um zehn in den

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