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Gefürchtet

Titel: Gefürchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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nach allem, was er durchgemacht hatte?

    Er sah mich an. Sei ne Lippen waren fast so blau wie PJs Augen.
    PJ hatte einen Menschen, der ihm vertraute, in den Tod gelockt. Wenn ich nicht für Brittany sprach, würde es niemand tun.
    Jesse war stark genug, um auch das zu verkraften. Er würde es mir nie ver zeihen, wenn ich ihm die Wahrheit verschwieg. Ich musste es riskieren.
    Er schien meine Zerrissenheit zu spüren und nahm meine Hand. »Was ist los?«
    Ich setzte mich neben ihn und erzählte es ihm.

43. Kapitel
    Merkwürdige Lichter spielten am Himmel. Das durch die schwarzen Wolken fallende Sonnenlicht ließ das Grün der Eichen leuchten und die Bougainvillea am Zaun vor meinem Haus blutrot schimmern. Grelles Gelb zuckte über eine graue Wolkenwand. Ich vergrub die Hände in den Taschen meiner Jeans, während ich zuschaute, wie Marc seinen Seesack auf die Ladefläche des Pick-ups warf.
    Devi war damit nur bis zu Lavonne gefahren. Jetzt wohnte sie wieder zu Hause, auf Wunsch ihrer Eltern. Sie hatte nicht widersprochen.
    Marc schlenderte auf mich zu und setzte die Pilotenbrille auf.
    »Kein guter Tag zum Fliegen«, stellte ich fest.
    Er spähte zum Horizont. »Kein Problem, wenn man hoch genug fliegt.«
    »Dann wünsche ich dir einen hohen Flug, klare Sicht und Rückenwind. Pass auf dich auf.«
    Er nickte.
    »Wir sehen uns«, sagte ich.
    »Und ob.«
    Bevor ich wusste, wie mir geschah, hatte er mich in seine Arme gezogen und küsste mich. Ohne jede Aufregung. Er ließ sich Zeit. Ich spürte, wie mein Herz an sei ner Brust raste.

    »Nur damit du Bescheid weißt«, sagte er.
    Und das tat ich. Marc Dupree flog nie unter dem Radar. Er schenkte mir ein strahlendes Lächeln und fuhr davon.
    In die Sonne hinein. Ich beschattete die Augen mit der Hand und winkte. In diesem Augenblick bog der Mustang in meine Straße. Die beiden Wagen stoppten, und ich hörte, wie sich die Männer verabschiedeten.
    Als Jesse am Straßenrand bremste, dröhnte Springsteens Born to run aus der Stereoanlage. Das Saxofon ließ die Windschutzscheibe vibrieren. Jesse fuhr das Fenster herunter.
    »Können wir los?«
    »Nicht ganz. Steig aus.«
    Er verzog fragend den Mund. Auf den Rahmen gestützt, hielt ich ihm die Tür auf, während er den Rollstuhl vom Rücksitz holte.
    »Warst du bei PJ?«, fragte ich.
    Er nickte, aber er sah mir nicht in die Augen. »Er wird sich der Begünstigung schuldig bekennen. Dafür kommt er mit einem Jahr davon.« Er hievte sich aus dem Auto.
    In Anbetracht der Umstände war das eine milde Strafe. Jesse rollte zurück, und wir musterten einander schweigend. Er konnte nicht sagen, dass er froh war, und ich konnte nicht sagen, dass es mir leid tat. So war es eben, so standen die Dinge zwischen uns. Kein Wenn, kein Blick zu rück, kein Irgendwann. Nur vorwärts.
    Ich zog den Umschlag aus meiner Tasche. »Tauschen wir.«
    »Gegen was?«
    »Deine A utoschlüssel.«
    Verblüfft nahm er den Umschlag und riss ihn auf. »Das ist ein Scheck, Delaney.«

    »Mein letztes Angebot. Friss oder stirb.«
    »Wofür denn?«
    »Den Mustang. Der ist doch zu verkaufen, oder?«
    »Meinst du das ernst?«
    »Den lästigen Explorer muss ich sowieso irgendwann loswerden. Und dein Pony braucht ein gutes Heim.«
    »Willst du wirklich Geld dafür ausgeben?« Er fixierte den Scheck. »Lavonnes Jobangebot hast du ja ausgeschlagen.«
    Ich hatte vor ei ner Stunde mit ihr gesprochen und ihr gesagt, wie sehr ich mich über das Angebot freute. Trotzdem wollte ich lieber freiberuflich arbeiten. Sie trug es mit Fassung. Und ich fühlte mich wie befreit. Als könnte ich fliegen, bei klarem Himmel und Rückenwind.
    »Absolut.« Ich streckte die Hand aus. »Abgemacht?«
    Jesses Blick wanderte wehmütig über die geduckte schwarze Silhouette des Wagens. Dann händigte er mir die Schlüssel aus.
    »Die Zulassungsbescheinigung liegt bei mir zu Hause. Und du musst mir das Auto leihen, bis ich ein neues habe«, sagte er.
    »Ich will aber eine Probefahrt.«
    »Das lässt sich machen.«
    »Steig ein.« Ich öffnete die Tür und ließ mich auf den Fahrersitz fallen. »Du hast doch nichts dagegen, wenn ich ein bisschen auf die Tube drücke?«
    »Vergiss aber nicht, dass du keinen Explorer fährst. Das ist ein spritziger Sportwagen. Wo soll’s denn hingehen?«
    Ich ließ den Motor an und wartete, bis er eingestiegen war.
    »Mittagessen?«, fragte ich.
    Er schloss die Tür. »Und Abendessen.«

    »Frühstück nicht zu vergessen.«
    »Wenn du den Mustang ausfahren willst,

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