Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
stürzen wollen. Er verfügt jedoch über unbegrenzte Mittel. Gegen ihn können wir nur noch kleine Schlachten in einem Krieg führen, den wir am Ende verlieren werden.«
»Und wie heißt dieser Mann?«
Zúñiga begann zu kichern. »Meinen Sie das ernst? Wenn Ihre Organisation so mächtig ist, müsste sie das eigentlich wissen.«
»Leider haben wir keine Ahnung.«
Zúñiga verzog das Gesicht. »Jorge Rojas.«
Moore wäre fast aus seiner Kirchenbank gefallen. Diesen Namen kannte er gut. »Rojas ist der Chef des Juárez-Kartells? Wir haben uns immer für ihn interessiert, aber dafür hatten wir keinerlei Anhaltspunkte. Warum sind Sie so sicher?«
»Weil ich es weiß. Er hat mich persönlich bedroht. Und er hat sich hinter einer Mauer wunderbarer Lügen versteckt, sodass niemand ihn je zu fassen bekommt. Er hat die Kühnheit und Verwegenheit eines Pablo Escobar und die finanziellen Mittel eines Bill Gates. Niemals zuvor hat es auf dieser Welt einen klügeren und mächtigeren Drogenboss gegeben.«
»Wissen Ihre Männer das alles? Haben Sie eine Ahnung, wie mächtig Ihr Feind in Wirklichkeit ist?«
Zúñiga schüttelte den Kopf. »Das müssen sie nicht wissen. Ihnen das zu erzählen wäre zu deprimierend, also sprechen wir nicht darüber …«
Moore nickte langsam. Das erklärte auch, warum Fitzpatrick der Taskforce nicht erzählen konnte, dass Rojas der Anführer des Kartells war. »Wenn er so viel Geld hat, warum betreibt er dann immer noch dieses Drogenkartell?«
Zúñiga schaute ihn groß an. »Warum nicht? Die Leute haben sich doch schon oft gefragt, warum seine Firmen selbst in einer Wirtschaftskrise niemals Bankrott machen. Die Antwort ist ganz einfach: Weil das Drogengeld ihnen über alle Schwierigkeiten hinweghilft. Rojas hat das bereits früh begriffen. Mit den laufenden, alltäglichen Operationen beschäftigt er sich schon lange nicht mehr, das erledigen seine Unterführer für ihn. Ich glaube sogar, dass er den Drogenhandel weitgehend verdrängt hat. Er gründet Schulen, die seinen eigenen Namen tragen, und er hält sich wohl für einen Heiligen, während seine kleinen Teufel die Drecksarbeit erledigen.«
»Dante Corrales.«
Zúñiga zuckte zusammen, als er diesen Namen hörte. »Ja. Wie sind Sie denn auf diesen Namen gestoßen?«
»Ich habe Ihnen doch erzählt, dass wir eine Menge wissen – allerdings nicht alles, wie Sie bemerkt haben dürften.«
»Was wissen Sie noch?«
»Wir wissen, dass sie die Grenztunnel kontrollieren und Ihre Jungs abzocken. Wir haben gehört, dass sie Ihre Lieferungen abfangen und stehlen und durch die Bundespolizei Ihre Männer abknallen lassen, während ihre eigenen Jungs in Ruhe gelassen werden. Wir wissen, dass auch die Guatemalteken Sie seit Kurzem jagen. Ich kann Ihnen wieder Zugang zu den Tunneln ver schaffen und dafür sorgen, dass die Polizei und die Gua temalteken Sie nicht weiter behelligen. Wir können zu sammenarbeiten, und wir werden einen Weg finden, um Rojas zur Strecke zu bringen.«
Zúñigas Lippen kräuselten sich zu einem skeptischen Lächeln. »Ein lächerlicher Traum. Es tut mir leid, Mr. Howard. Luis bringt Sie jetzt zurück zur Bank, und Sie geben ihm noch einmal 50 000 Dollar. Dann werden wir entscheiden, ob wir Sie gehen lassen oder töten.«
Moores Stimme nahm jetzt einen sanfteren, aber eindringlicheren Ton an. »Ernesto, ich bin nicht allein hierhergekommen. Sie brauchen nicht noch mehr Feinde. Sie haben doch jetzt schon genug. Lassen Sie mich gehen, und ich werde mir Ihr Vertrauen verdienen. Das verspreche ich Ihnen. Geben Sie mir eine sichere Telefonnummer, über die Sie und ich miteinander sprechen können.«
»Nein.«
»Sie haben nichts zu verlieren. Sie werden sogar mehr verlieren, wenn Sie nicht bald etwas unternehmen. Selbst wenn Sie nicht glauben, dass ich der bin, für den ich mich ausgebe – selbst wenn Sie mich immer noch für einen DEA -Agenten halten, was macht das für einen Unterschied? Ich verspreche Ihnen, dass wir Sie nicht behelligen werden. Wir wollen das Juárez-Kartell. Wir wollen Rojas.«
»Sie sind ein sehr guter Schauspieler, Mr. Howard. Sie scheinen mir diese Rolle fast zu gut zu spielen, als ob Sie so etwas schon öfter gemacht hätten.«
Zúñiga war ein aufmerksamer Beobachter, und er hatte auch in diesem Fall recht, obwohl das letzte Gotteshaus, in dem sich Moore aufgehalten hatte, eine Kapelle gewesen war und er die Argumente des Navy-Kaplans mit einer Handbewegung abgetan hatte.
»Sie können Ihren
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