Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
auf sechzig geschätzt. Entweder hatte er diese legere, billige Kleidung gewählt, um nicht zu sehr aufzufallen, oder er trug dieses Polohemd und die Jeans einfach nur aus alter Gewohnheit. Moore grinste in sich hinein, als er ihn sich neben einem solchen Narziss wie Dante Corrales vom Juárez-Kartell vorstellte. Man hätte Zúñiga mit jedem beliebigen Orangenverkäufer an der Straßenecke verwechseln können – und dieser Eindruck war ihm vielleicht ganz willkommen.
»Señor Zúñiga, ich danke Ihnen, dass Sie gekommen sind.«
»Bleiben Sie sitzen.« Zúñiga bekreuzigte sich, beugte die Knie vor dem Altar und setzte sich neben Moore auf die Bank. »Die Menschen beten hier jeden Sonntag für ein Ende dieser Gewalt.«
Moore nickte. »Deswegen bin ich hier.«
» Sie können ihre Gebete erhören?«
»Wir beide können das.«
Zúñiga kicherte leise vor sich hin. »Einige halten mich für die Ursache des Problems.«
»Nicht Sie allein.«
Der Kartellchef zuckte die Achseln. »Man hat mir erzählt, Sie möchten mit uns einen Deal aushandeln.«
»Wir verfolgen dasselbe Ziel.«
»Sie haben eine Menge Geld für diese Unterredung bezahlt, deshalb sollte ich Ihnen wohl zuhören … zumindest ein paar Minuten.«
Moore nickte. »Das Juárez-Kartell drängt Sie gerade mehr und mehr aus dem Geschäft. Ich weiß, was sie Ihnen angetan haben.«
»Sie wissen gar nichts.«
»Sie haben Ihre Frau und Ihre Söhne getötet. Ich weiß, dass Sie sich dafür niemals rächen konnten.«
Zúñiga ergriff Moores Handgelenk und drückte es. »Sprechen Sie nicht von Rache im Haus Gottes.«
»Dann spreche ich von Gerechtigkeit.«
»Was verstehen Sie denn davon. Haben Sie jemals jemanden verloren, der Ihnen nahestand, ein junger Mann wie Sie? Wissen Sie überhaupt, was wirklicher Schmerz ist?«
Moore riss sich zusammen und sagte schließlich: »So jung bin ich auch nicht mehr. Und Sie können es mir glauben, wenn ich Ihnen sage, dass ich sehr wohl weiß, was Sie fühlen.«
Zúñiga verzog das Gesicht, dann schnaubte er verächtlich. »Sie kommen hierher mit Ihrer schwachsinnigen Geschichte, Sie wollten mein Grundstück für Ihre Solarzellenfabrik kaufen, und dann erzählen Sie Luis, Sie seien ein Auftragskiller. In Wirklichkeit sind Sie nur so ein Drecksack aus Kalifornien oder Texas von der US -Drogenbehörde DEA , der mich aufs Kreuz legen will. Ich mache das hier schon mein Leben lang, und ausgerechnet Sie wollen mich zum Narren halten? Wir werden denen Ihren Kopf schicken, und damit ist die ganze Sache erledigt.«
»Sie täuschen sich, was mich angeht. Ich verspreche Ihnen, dass weder Ihnen noch einem Ihrer Leute irgendetwas geschehen wird. Meine Organisation ist sehr viel mächtiger als alle Ihre Feinde.«
»Sie können mir nichts erzählen, Mr. DEA -Mann, das mich dazu bringen könnte, Ihnen zu helfen. Und wenn Sie diese Kirche lebend verlassen wollen, kostet Sie das weitere 50 000 Dollar.«
Moore lächelte. »Ich arbeite nicht für die DEA , aber Sie haben recht. Ich interessiere mich nicht für Ihr Grundstück, nur für Ihre Feinde, und ich kann Ihnen versprechen, dass die Organisation, für die ich arbeite, Sie nicht nur gut bezahlen wird. Wir können Ihnen auch ein neues Joint Venture für den Opium-Transport anbieten, das Ihnen die Möglichkeiten eröffnet, die das Juárez-Kartell gegenwärtig nutzt. Seien wir doch ehrlich. Die Leute stehen ja nicht gerade in dieser Kirche Schlange, um Ihnen ihre Unterstützung anzubieten – wir wissen sehr wohl, dass Sie Hilfe benötigen.«
»Sie führen mich mit Ihren Lügen in Versuchung, das gebe ich zu, aber Sie vergeuden nur Ihre Zeit, weil weder Ihre Organisation noch ich das Juárez-Kartell jemals in die Knie zwingen werden.«
Moore runzelte die Stirn. »Wie kommen Sie denn darauf?«
»Ich dachte, Ihre Leute wissen alles.«
»Ich wäre nicht hier, wenn dem so wäre.«
»Also gut.« Zúñiga atmete noch einmal tief durch. »Ich werde Ihnen jetzt die Geschichte eines Mannes erzählen, der in großer Armut aufwuchs, der mit ansehen musste, wie man seinen Bruder ermordete, eines Mannes, der dann genug Geld sparte, um in Amerika zu studieren, und der danach nach Mexiko zurückkehrte, um unzählige Unternehmen zu gründen. Dieser Mann nutzte immer schon das Geld aus dem Drogenhandel, um seine legalen Firmen zu finanzieren und auszubauen, sodass er über die Jahre zu einem der reichsten Männer der Welt wurde. Und das ist der Mann, den Sie erledigen, der Cäsar, den Sie
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