Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
Rädchen im Kopf, stimmt’s? Sie denken: Heilige Scheiße, wo bin ich bloß hineingeraten? Nun, das hätten Sie sich vor Ihrer Zusammenarbeit mit Corrales überlegen sollen. Blut mag ja wirklich dicker sein als Wasser, aber Blei ist härter und führt unweigerlich zum Tod, wie ich gerne zu sagen pflege.«
»Mensch, Sie Arschloch, alles, was ich tue, ist schreiben. Ich schade doch niemand. Und ich nehme auch von niemand etwas an.«
»Aber Sie helfen auch niemandem.«
»Das stimmt doch gar nicht. Ich nehme den amerikanischen Leser in die Gräben des hiesigen Drogenkriegs mit. Das ist eine Betriebsführung in die Hölle. Jeder wird dann verstehen, wie kaputt diese Gesellschaft hier ist.«
»Das klingt verdammt dramatisch, und das ist es wohl auch, wenn man bedenkt, dass jemand im Moment eine Pistole auf Sie richtet. Werden Sie mich auch in einem Ihrer Artikel erwähnen?«
»Wer zum Teufel sind Sie?«
Der Mann machte große Augen. »Ich bin Ihr letzter Freund in dieser großen, weiten Welt. Zeigen Sie mir jetzt Ihre Hand.«
»Was?«
»Zeigen Sie mir Ihre Hand.«
Johnny streckte ihm eine Hand entgegen und der Mann ergriff sie.
»Hier, halten Sie die«, sagte der Mann und bot Johnny seine Pistole an.
»Was zum Teufel …«, rief Johnny.
»Oh, keine Angst. Sie ist nicht geladen.«
Der Mann schob Johnny die Pistole in die freie Hand, dann griff er in seine innere Brusttasche und holte eine große Spritze heraus, die er ihm jetzt in das weiche Gewebe zwischen Daumen und Zeigefinger rammte. Eine Sekunde lang war der Schmerz unerträglich. Johnny schrie und wollte wissen, was er da tue. Der Mann ließ ihn los und fragte: »Pistole?«
»Sind Sie wirklich von dieser Welt?«
Der Typ verzog das Gesicht. »Pistole?«
»Was haben Sie da gerade gemacht? Mich vergiftet?«
»Ganz ruhig, Shakespeare. Es ist nur ein Implantat. Ein GPS -Sender. Damit wir immer auf Sie aufpassen können.«
»Wer ist ›wir‹?«
»Das Alphabet hat eine Menge Buchstaben, Johnny, und ich wette, dass Sie als Schriftsteller das selbst herausfinden können.«
» DEA ?«, fragte Johnny. »O mein Gott.«
»Tut mir leid«, sagte der Mann. »Ich fürchte, Sie sind gerade mit der Regierung der Vereinigten Staaten ins Bett gestiegen.«
Johnny ließ die Schultern hängen. »Das kann doch nicht wahr sein.«
»Sehen Sie, Sie können mit niemand darüber reden. Dafür ist es schon zu spät. Wenn Sie jetzt zu Corrales gehen und ihm erzählen, dass wir hier sind, werden Sie sterben. Wir werden Sie nicht umbringen, aber er. Wie ich vorhin gesagt habe, ich bin Ihr letzter Freund. Ohne mich werden Sie Mexiko nicht lebend verlassen.«
Johnnys Augen begannen zu brennen und ihm stockte der Atem. »Was wollen Sie? Was soll ich tun?«
»Das Juárez-Kartell wird von Jorge Rojas geleitet.«
Johnny musste schallend lachen. »Also das glaubt ihr hirnverbrannten Drogenbekämpfungs-Fuzzys? O mein Gott … die Dummheit läuft Amok.«
»Ich weiß das von Zúñiga.«
»Wollen Sie mich verarschen?«
»Also wissen Sie, wer er ist, und ich bin mir sicher, dass Corrales bestätigen kann, dass Rojas sein Boss ist. Ich möchte, dass Sie aus Corrales möglichst viel über Rojas herausholen.«
»Muss ich ein geheimes Mikrofon tragen?«
»Im Moment nicht. Aber wir werden sehen.«
Johnny reckte das Kinn. »Das werde ich nicht tun. Ich verlasse noch heute Nacht Mexiko; ihr Bundespolizisten könnt mich mal kreuzweise.«
»Prima, und in dem Augenblick, da Sie in Kalifornien aus dem Flugzeug steigen, werden wir Sie verhaften.«
»Und weswegen?«
Der Mann deutete auf die Junkfood-Verpackung auf dem Schreibtisch. »Wegen der Weigerung, ausgewogene Nahrung zu sich zu nehmen.«
»Mein lieber Freund, Sie sollten jetzt besser gehen.«
»Sie sind der Sohn von Corrales’ Patentante. Er vertraut Ihnen wie einem Blutsbruder. Und Sie füttern sein Ego. Das alles ist sehr wichtig für uns, und Sie könnten endlich einmal das Richtige tun. Vielleicht macht Ihnen die ganze Sache jetzt noch Angst, aber Sie sollten auch einmal darüber nachdenken, wie viele Menschen mit Ihrer Hilfe gerettet werden könnten. Ich könnte Ihnen eine ganze Woche lang zeigen, wie viele Familien durch diese Drogen zerstört werden.«
»Ersparen Sie mir diesen tränenduseligen Bullshit! Diese Leute entscheiden sich selbst dafür, Drogen zu kaufen und zu nehmen. Niemand zwingt sie dazu. Corrales und das Kartell sind nur die Lieferanten. Wenn wir über Politik reden wollen, sollten wir eher über die
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