Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
Jungs angekommen, um sie dort einzufangen.«
»Was, verdammt noch mal, sind das für Leute?«
»Das weiß ich auch noch nicht. Aber wir werden das schon herausfinden. Geht zum Wagen und holt mich hier ab!«
»Mannomann, wie konnte das alles nur so schnell in die Hosen gehen?«
»Keine Ahnung. Nun macht schon, dass ihr herkommt.«
D ass sie sich von hinten an ihn heranschleichen und dann in dieses Gebäude zerren konnten, war für Corrales eine schwere Demütigung. Er hatte sich immer gebrüstet, er habe so feine Sinne, dass er jederzeit seine Umgebung spüre und jede Gefahr erahne. Außerdem verfüge er über eine so entwickelte, fast übersinnliche Wahrnehmungsfähigkeit, dass er die Gedanken seines Gegenübers im Voraus lesen und dessen Körperwärme aus vielen Metern Entfernung fühlen könne und er auch die finsteren Pläne in dessen Herzen rechtzeitig erkennen würde.
Aber das war offensichtlich reiner Quatsch gewesen, und er hatte auf elende Weise alles vermasselt. Er hatte einfach nicht aufgepasst und vor allem vergessen, dass einen in seinem Gewerbe irgendwelche Leute pausenlos umbringen wollten.
Jetzt hatten es diese leichtfüßigen Bastarde geschafft, ihn in diesen Laden zu schleppen. Offensichtlich ein altes Kleidergeschäft, das gerade renoviert wurde, was er aus dem Baumaterial schloss, das überall herumlag.
Sie schafften es zuerst, Corrales zu entwaffnen, aber er konnte sich im folgenden Handgemenge ihrem Griff entwinden. Er versuchte, dem einen Angreifer seine Pistole zu entreißen. Dies gelang ihm zwar, aber erst nachdem dieser ihm aus nächster Nähe in die Schulter geschossen hatte.
Dann ging alles ganz schnell. Bevor sie reagieren konnten, jagte Corrales beiden Gangstern eine Kugel ins Herz.
Dann fiel er selbst zu Boden und schnappte nach Luft, während ihm das Blut aus der Schulter quoll. Er konnte gar nicht mehr aufhören zu fluchen. Er war bereits früher angeschossen worden, aber das waren nur kleinere Fleischwunden von Streifschüssen gewesen.
Er nestelte sein Handy heraus, wählte Miguels Num mer und wartete. Keine Antwort. Er rief Pablo an. Nichts. Er saß da und blutete. Er rief Raúl an. Voicemail. In der Ferne waren Polizeisirenen zu hören. Vor den staubverkrusteten Fenstern des Ladens drehten die Touristen ihre Köpfe nach dem Streifenwagen um, der in diesem Moment an ihnen vorbeirumpelte.
Diese Bastarde würden zweifellos Miguel und Sonia in ihre Gewalt bringen. Wie sollte er das seinem Chef erklären? Castillo, dieser einäugige Teufel, würde ihn seinen ganzen Zorn spüren lassen. Corrales musste mit seiner Hinrichtung rechnen, wenn er den Sohn des Oberbosses und sein Mädchen nicht wieder aufspüren würde.
Castillo würde ihn fragen: »Warum haben die Guatemalteken dich angegriffen? Ich habe dir aufgetragen, sie anzuheuern, damit sie ein paar Anschläge auf die Sinaloas ausführen.«
Corrales würde ihm darauf keine Antwort geben können. Er konnte Castillo einfach nicht erzählen, dass er das Geld, das er den Guatemalteken für ihre Mordanschläge bezahlen sollte, für die Renovierung seines Hotels verwendet hatte und er die Leute aus Guatemala bei der ihnen zustehenden Zahlung betrogen hatte. Er hatte ihnen eine Anzahlung von 20 Prozent der vereinbarten Summe gegeben, sie hatten ein halbes Dutzend Gegner des Juárez-Kartells ermordet, aber dann hatte sie Corrales um den Rest des Geldes geprellt. Verständli cherweise waren sie jetzt, milde ausgedrückt, stocksauer. Sie hatten Johnny umgebracht und waren Corrales hierher gefolgt. Er hatte nicht geahnt, wie erbarmungslos und unerbittlich diese kleinen Wichser sein konnten, und jetzt war die Kacke am Dampfen.
Verdammt, er brauchte unbedingt einen Arzt.
M iguel hob die Pistole auf und schüttelte über Sonia ungläubig den Kopf. Ihr Arm war voller Blut, aber das schien sie nicht weiter zu stören. Ihr Möchtegern-Entführer lag auf dem Boden. Aus seinem Hals schoss immer noch ein Blut-Geysir.
Als sie vorsichtig die Tür einen Spalt öffneten, hörten sie mehrere Männer die Treppe heraufkommen. Sie zogen sich wieder in den Etagenflur zurück.
»Hierher!«, rief sie plötzlich.
Sie hatte auf der linken Seite eine zweite Treppe gefunden. Dieses Mal riss er die Tür auf.
Aber auch hier kamen ihnen von unten Männer entgegen.
»Wie viele sind es?«, fragte er völlig entgeistert.
»Zu viele«, antwortete sie.
»Wir sitzen in der Falle«, klagte er.
Sie biss sich auf die Lippe, rannte dann zur nächsten Zimmertür
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