Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
möchte, was Sie mir angetan haben, und für die Verluste, die ich wegen Ihnen erleiden musste, muss ich Ihnen jetzt doch einen sehr lukrativen Vorschlag machen.«
Moores Telefon zeigte durch ein Piepen die Ankunft von Wazirs E-Mail an. Er zuckte zusammen und sagte dann: »Ich bin ganz Ohr, Señor.«
»In meinem Wohnzimmer sitzt gerade Señor Dante Corrales. Er hat mir erzählt, dass das Kartell seine geliebte Freundin getötet hat und dass er sich jetzt mir anschließen möchte. Er sagt, er kenne viele Geheimnisse über das Kartell. Er sagt, er könne mir helfen, es auszuhebeln und Rojas zur Strecke zu bringen. Er behauptet, handfeste Beweise liefern zu können.«
»Dann ist er ein wertvoller Aktivposten – für uns beide.«
»Na ja, eher für Sie. Ich werde Ihnen Dante unter zwei Bedingungen ausliefern. Wirtschaftlich gesehen ist er meiner Ansicht nach rund eine Million Dollar wert. Und ich möchte die Zusicherung, dass weder ich noch meine Leute oder meine Organisation behelligt werden.«
Moore konnte ein Grinsen kaum unterdrücken. Dass die amerikanische Regierung einem mexikanischen Drogenkartell eine Million Dollar zahlte, war ausgeschlossen. Moore wollte sich zuerst überlegen, ob Corrales überhaupt etwas wert war. Wenn ja, würde man Mittel und Wege finden, um ihn Zúñiga abzunehmen, einem Schurken, der bereits genug geschmiert worden war.
»Señor, das ist eine Menge Geld, und wir wissen noch gar nicht, ob Corrales für uns wirklich so nützlich sein könnte. Ich schlage also ein Treffen zwischen uns dreien vor. Corrales muss uns seinen Wert beweisen, und ich habe meine Methoden, den genau zu überprüfen. Wenn alles gut läuft, werde ich für die Bezahlung und die Übernahme des Mannes sorgen. Wenn wir beide dar in übereinstimmen, dass er nicht so nützlich ist, wie wir gedacht haben, könnten wir ihn den mexikanischen Behörden übergeben und über neue Pläne nachdenken, wie wir das Juárez-Kartell knacken könnten. Was in San Cristóbal geschah, konnte niemand voraussehen. Das müssen Sie mir glauben.«
»Ich entscheide selbst, was ich glaube und was nicht. Außerdem möchte ich Sie daran erinnern, dass wir Corrales der Bundespolizei auf keinen Fall übergeben können. Er hat dort zu viele Verbündete.«
»Dann liefern wir ihn der mexikanischen Marine aus. Ich habe gehört, dass man ihr als Einziger vertrauen kann.«
Zúñiga lachte hell auf. »Das habe ich auch gehört. Wann können Sie hier sein?«
»Heute Abend. Sagen wir gegen acht Uhr. Ich treffe Sie am gewöhnlichen Übergabeort. Ihre Späher werden uns immer noch beobachten.«
»Sehr gut, Señor. Ich lasse Sie dort von meinen Leuten abholen.«
Moore legte auf. »Corrales ist zu Zúñiga gegangen. Wir haben vielleicht einen Deal – und einen wichtigen Zeugen.«
»Ausgezeichnet.«
Moore öffnete den Anhang seiner E-Mail und eines der mit Teleobjektiv aufgenommenen Fotos. Ganz deut lich war darauf Gallagher zu erkennen, wie er vor einem Zelt in den Bergen Waziristans neben Rahmani saß. Wazirs Männer hatten wirklich ganze Arbeit geleistet. Das Bild sandte Moore kalte Schauer über den Rücken. Er kannte Gallagher bereits seit Jahren und hatte sogar ein paar gemeinsame Operationen mit ihm durchgeführt. Dazu hatte leider auch der Schutz von Oberst Khodai gehört. Wazir hatte behauptet, dass Rahmanis Leute für dessen Ermordung verantwortlich seien. Folglich war Moore von seinem »Buddy« Gallagher wohl von Anfang an gelinkt worden.
»Der Typ links ist ein Kollege von mir. Ich muss das O’Hara schicken. Der Bursche könnte übergelaufen sein. Womöglich hat er immer noch Zugang zu unseren Geheimberichten und allen unseren Erkenntnissen. Ich weiß zwar nicht, was er alles ausgeplaudert hat, aber das ist …« Moore stockte der Atem, als ihm klar wurde, was das bedeutete. »Das ist eine absolute Katastrophe.«
Towers fluchte ungläubig vor sich hin. »Schicken Sie diese Bilder Ihren Vorgesetzten, dann reden wir über Ihr Treffen mit Zúñiga.«
»Und was ist mit den Polizeiwagen?«
»Wir glauben, dass sie sich getrennt haben, nachdem sie die Männer übernommen hatten. Aber alle fuhren Richtung Süden bis zur Second Street und von da zum Flughafen. Dort fanden wir alle vier Fahrzeuge in einem Hangar im Südosten des Geländes. Sie waren gar keine echten Streifenwagen der Polizei von Calexico, sondern gestohlene und auf professionelle Weise umgespritzte Fahrzeuge. Auf einigen von ihnen war der Lack sogar noch feucht. Die
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