Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
deiner Hand verspürt hast, wirst du süchtig danach werden. Es ist wie eine Droge.«
»Da gibt es etwas, das ich jetzt viel lieber in die Hand nehmen würde.« Sie hob die Augenbrauen.
Er schüttelte den Kopf. »Komm schon. Wir machen jetzt einen auf böse Jungs und ballern ein bisschen herum.«
Sie seufzte und wählte eine Beretta aus. Er griff sich eine ähnliche Pistole, ging dann zu einem Wandschrank hinüber, öffnete das Vorhängeschloss und holte ein paar volle Magazine heraus. Er führte sie zur Hintertür, gab den Code ein und sie betraten die Schießanlage, wobei wieder einmal automatisch die Lichter angingen. Sie suchten sich eine Schießkabine aus, in der er beide Pistolen lud und ihr einen Gehörschutz und eine Sicher heitsbrille reichte.
»Muss ich das aufsetzen?«, fragte sie und blickte auf ihren Gehörschutz. »Der ruiniert mir die Frisur.«
Er begann zu lachen. »Was ist dir lieber? Frisur ruiniert oder Gehör?«
»Wenn’s denn sein muss …« Sie zog eine Schnute und setzte den Gehörschutz auf.
Er gab ihr ein Zeichen, dass er als Erster schießen würde und sie ihm dabei zuschauen sollte. Er demonstrierte ihr, wie man die Waffe hielt und wie man sie entsicherte, dann feuerte er zwei Schüsse auf die Zielscheibe ab, die allerdings die innersten Ringe etwas verfehlten. Anscheinend war er doch mehr eingerostet, als er gedacht hatte.
Dann war sie an der Reihe. Er stellte sich hinter sie, blies ihr ins Haar und zeigte ihr noch einmal, wie sie die Pistole halten sollte. Dann ließ er sie ganz langsam los, tippte ihr auf die Schulter und gab ihr das Zeichen zu schießen.
Auch sie feuerte zweimal. Die Scheiben waren die Umrisse von Männern, wie sie Soldaten und Polizisten bei ihren Übungen benutzten. Sie landete zwei perfekte Kopfschüsse.
»Boa!«, rief sie aus. »Das gibt’s doch nicht!«
Sie schaute ihn verblüfft an. »Anfängerglück, nehme ich an. Lass es mich noch einmal versuchen.«
Bei ihrem dritten Schuss muckte sie beim Abziehen und traf nicht einmal das Ziel.
»Versuch’s noch einmal!«, forderte er sie auf.
Dieses Mal schloss sie die Augen. Trotzdem erzielte sie einen Volltreffer.
Als sie die Pistole danach auf dem Tischchen vor sich ablegte, stieß sie plötzlich einen Schrei aus und schüttelte die Hände. »Der Lauf ist ja glühend heiß! Das hat richtig wehgetan!«
Er nahm Gehörschutz und Schutzbrille ab. Die Luft war noch voller Pulverdampf. »Lass mich deine Hand sehen.« Er nahm sie in die seine und drückte seinen Daumen in ihre weiche Haut. Dann rückte er ihr ganz nahe, legte ihr den Arm um die Schulter und zog sie ganz sanft an sich heran, während er gleichzeitig ihren Schenkel zwischen seine Beine drückte.
Jetzt hatte sie ihn endgültig am Haken. Weitere drei Minuten später wälzten sie sich auf dem Boden. Ihr Stöhnen tönte durch den gesamten Schießstand. Er legte immer wieder den Zeigefinger auf die Lippen, da er Angst hatte, sein Vater könnte nach seiner Rückkehr vom Joggen nach ihnen suchen. Castillo wusste bestimmt, dass sie hier unten waren. Er wusste alles und würde es Jorge auch berichten. Über den Verlauf ihres Besuchs in der Schießanlage würde er jedoch diskret hinweggehen.
Plötzlich riss er sich von ihr los.
Sie setzte sich auf und zog eine Schnute. »Habe ich etwas falsch gemacht?«
»Nein, nein, es geht um mich.«
»Sollen wir darüber reden?«
»Ich weiß nicht … es ist nur … die Benefizveranstaltung, all diese Menschen … Jeder, der für meinen Vater arbeitet, hat Angst, gefeuert zu werden, und kriecht uns deshalb ständig in den Hintern. Aber mögen sie uns wirklich? Vielleicht halten sie uns nur für ein paar Idioten. Sie tun so, als ob sie uns respektieren, sie tun so, als ob sie uns achten, aber hinter unserem Rücken verfluchen sie uns.«
»Das ist nicht wahr. Denk daran, was dein Vater gestern Abend gesagt hat. Er ist ein guter Mensch.«
»Aber die meisten Leute haben Angst vor ihm.«
»Womöglich verwechselst du Angst mit Respekt.«
»Mag sein, aber die Art von Macht, die mein Vater hat, kann einem schon Angst machen, selbst mir als seinem Sohn. Ich meine, wir können niemals richtig allein sein.«
»Dein Vater nutzt seine Stellung, um in dieser Welt Gutes zu tun. Warum denkst du ausgerechnet jetzt darüber nach?«
Er atmete tief durch. Schließlich nickte er. Er hatte Schuldgefühle, als sie sich anzogen. Er hatte ihr nicht von den versteckten Sicherheitskameras erzählt. Ihr gesamtes Liebesspiel war
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