Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
wieder zu sich und spuckte eine Menge Wasser, wie man es immer in diesen Fernsehsendungen sieht.«
»Wow, das ist ja eine erstaunliche Geschichte. Er hat ihr das Leben gerettet.«
»Genau das hat sie zu ihm gesagt. Da hat er ihr geantwortet: ›Nein, du hast meins gerettet.‹«
»Dein Vater ist ein Romantiker!«
»Das stimmt. An diesem Abend erzählte er mir, dass er nicht gewusst hätte, was wir hätten tun sollen, wenn sie gestorben wäre. Er wäre dann vollkommen verloren gewesen. Einige Monate später stellten die Ärzte fest, dass sie Krebs hatte. Im Nachhinein sah es so aus, als ob diese Reise eine Art Vorahnung gewesen wäre, und dass Gott uns auf das vorbereiten wollte, was geschehen würde. Aber es hat nicht funktioniert.«
»Das ist … Ich weiß nicht, was ich sagen soll …«
Er lächelte schwach. »Lass uns frühstücken.«
Als sie am Esstisch Platz genommen hatten, servierte ihnen Juan Carlos, der Privatkoch seines Vaters, den jeder nur J. C. nannte, Omeletten mit Salsa, Monterey-Jack-Käse, Kümmel und Knoblauchpulver. Er erzählte ihnen, dass Jorge zum Joggen an den Strand gegangen sei. Alexsi saß am Swimmingpool und genehmigte sich bereits ihren dritten Sekt mit Orangensaft, wie ihnen J. C. zuflüsterte.
Nach dem Essen zeigte Miguel Sonia den Fitnessraum. Sie meinte bewundernd, dass man einen so gut eingerichteten Raum in kaum einem 5-Sterne-Hotel finden würde. Er erzählte ihr, dass sein Vater sehr viel für seine Fitness tue und an fünf Tagen der Woche jeweils zwei Stunden mit einem Privatcoach trainieren würde.
»Und du spielst nur Fußball?«, fragte sie.
»Ja. Diese Eisenhanteln sind mir einfach zu schwer.«
Sie grinste, und sie gingen in den Medienraum weiter, in dem vor riesigen Projektionsfernsehern 25 Personen Platz nehmen konnten.
»Das wirkt mehr wie ein Kino«, rief sie aus.
Er nickte. »Und jetzt zeige ich dir meinen Lieblingsplatz im ganzen Haus.« Er führte sie zu einer Tür, dann zwei Stockwerke die Treppe hinunter bis in den Keller. Dort gingen sie einen Gang entlang, dessen Wände mit schalldämpfendem Material beschichtet waren. An der nächsten Tür musste Miguel einen Sicherheitscode in das Elektronikschloss eintippen. Als sie die Tür öffneten, gingen automatisch die Lichter an, die sich in einem glänzend weißen Marmorboden spiegelten, der sich vor ihnen in einer Länge von mindestens 20 Meter erstreckte. Ein dicker schwarzer Teppich teilte den Raum in zwei Hälften. Auf beiden Seiten standen Metallvitrinen aus Panzerglas und Schaukästen, die jetzt ebenfalls beleuchtet waren.
»Was ist das denn? Eine Art Museum?«, fragte sie, während ihre hohen Absätze auf dem Marmor klickten.
»Das ist meines Vaters Waffensammlung. Schusswaffen, Schwerter, Messer – er liebt Waffen. Siehst du die Tür da drüben? Dahinter ist eine Schießanlage. Das Gan ze ist ziemlich cool.«
»Mensch, schau dir das an. Er hat sogar Pfeil und Bogen. Ist das eine Armbrust?« Sie deutete auf eine Waffe, die an einem Deckenhaken hing.
»Ja, ich glaube, sie ist ein paar Hundert Jahre alt. Komm mal hier rüber.«
Er führte sie zu einer Vitrine, in der moderne Handfeuerwaffen ausgestellt waren. Dort gab es AR- 15 -Selbs tladegewehre, MP - 5 -Maschinenpistolen und AK- 47 , die sein Vater »Ziegenhörner« nannte. Daneben lagen Dutzende anderer Handfeuerwaffen, von denen einige mit Diamanten eingelegt und mit Silber und Gold plattiert waren und den Familiennamen eingraviert hatten. Dies waren Liebhaberstücke, die auf Anweisung seines Vaters niemals benutzt werden durften.
»Mit denen da drüben schießen wir«, sagte er und deutete auf eine Reihe von Berettas, Glocks und SIG-Sauer-Pistolen. »Such dir eine aus.«
»Was?«
Er zog die Augenbrauen hoch. »Ich sagte, such dir eine aus.«
»Meinst du das im Ernst?«
»Hast du schon mal mit einer Pistole geschossen?«
»Natürlich nicht. Spinnst du? Wenn mein Vater das erfährt …«
»Wir werden es ihm einfach nicht erzählen.«
Sie wand sich ein wenig und biss sich auf die Lippen. Mein Gott, ist sie sexy. »Miguel, ich weiß nicht recht … Wird dein Vater nicht böse werden?«
»Überhaupt nicht. Wir kommen oft hier herunter«, log er. Tatsächlich hatte er seit Jahren keine Schießübungen mehr gemacht. Aber das brauchte sie ja nicht zu wissen.
»Können wir nicht mit Platzpatronen schießen wie die im Film?«
»Hast du Angst?«
»Ein bisschen.«
Er zog sie an die Brust. »Keine Angst. Wenn du diese Macht erst einmal in
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