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Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies

Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies

Titel: Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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auch.«
    Er zögerte einen Moment. »Ich melde mich. Pass auf dich auf.« Er schloss die Augen und beendete die Verbindung. Ich melde mich. Das würde er nicht tun. Sie wusste das.
    Moore biss die Zähne zusammen. Er sollte von hier abhauen und zu ihr zurückkehren und sie aus diesem Job herausholen und seinen eigenen Job aufgeben, und sie sollten ein gemeinsames Leben anfangen.
    Und in sechs Monaten würde er sich tödlich langweilen.
    Und in acht Monaten würden sie sich scheiden lassen, und er würde ihr die Schuld geben und sich wieder einmal selbst hassen.
    In diesem Moment kam die Aufforderung, ins Flugzeug zu steigen. Moore stand zusammen mit den anderen Passagieren auf und ging langsam und zögerlich auf den Check-in-Schalter zu.

8
    Jorges Schatten
    Casa de Rojas
    Punta de Mita, Mexiko
    A m Morgen nach der Wohltätigkeitsveranstaltung führte Miguel Sonia noch vor dem Frühstück in die Bibliothek. Eigentlich hatte er ihr den Raum erst danach zeigen wollen, aber auf dem Weg zur Hauptküche waren sie daran vorbeigekommen, und sie hatte an der Wand ein paar gerahmte Fotos bemerkt und ihn gefragt, ob sie nicht ein paar Minuten hierbleiben könnten.
    Der steinerne Kamin mit seinem großen Bogen und seinem Sims aus gemasertem schwarzem Eschenholz, sowie die deckenhohen Bücherregale aus exotischen Hölzern raubten ihr beinahe den Atem. Auf beiden Seiten des Raumes standen Rollleitern. Sonia stieg auf eine hinauf, um die gesamten hundert Quadratmeter von oben herab bewundern zu können.
    »Dein Vater muss ein Büchernarr sein«, rief sie, als sie die Augen über die Tausende von Bänden schweifen ließ. In der ganzen Bibliothek gab es jedoch kein einziges Taschenbuch. Sein Vater hatte darauf bestanden, dass alle Bücher gebunden sein mussten. Viele hatten sogar einen kostbaren Ledereinband.
    »Wissen ist Macht, nicht wahr?«, erwiderte er mit einem Grinsen.
    In der Nähe des Eingangs stand eine kleine Hausbar, in der Jorge sich und seinen Gästen oft Cognacs aus solchen Häusern wie Courvoisier, Hardy und Otard einschenkte. In der Mitte der Bibliothek luden Ledersofas und Tigerfelle zum Sitzen und Schmökern ein. An allen Seiten des Raumes standen schwere Ledersessel. Auf breiten Couchtischen lagen Vergrößerungsgläser und ganze Stapel alter Forbes- Magazine, deren Eselsohren bewiesen, wie oft sie sein Vater bereits durchgeschaut hatte. Die daneben stehenden Untersetzer waren mit achtzehnkarätigem Gold eingelegt.
    Sonia stieg von der Leiter herunter und kehrte zu einem Foto zurück, das ihr vorhin ins Auge gefallen war.
    »Wie hieß deine Mutter?«
    »Sofía.«
    »Sie ist wunderschön.«
    »Das war sie«, sagte er mit einem leichten Zittern in der Stimme. Plötzlich musste er wieder an das Begräbnis seiner Mutter denken, an dem er nicht teilnehmen durfte, weil es angeblich »zu traumatisch für ihn« gewesen wäre. Er wünschte, sein Vater könnte sich die Schuldgefühle vorstellen, die ihn gequält hatten, als er in einem Flugzeug saß, während alle anderen seiner Mutter die letzte Ehre erwiesen. Er weinte auf dem ganzen Flug in die Schweiz.
    Das Foto seiner Mutter war am Strand von Punta de Mita aufgenommen worden. Vor einem türkisfarbenen Meer stand sie in ihrem schwarzen Bikini da und lä chelte vergnügt in die Kamera. Sie sah wirklich aus wie ein glamouröser Filmstar aus den goldenen Zeiten Hollywoods.
    »Mein Vater liebte dieses Bild.«
    »Und was hat es mit diesem auf sich?«, fragte Sonia und ging zu einer kleineren Aufnahme hinüber, auf der Vater, Mutter und ihr in Leinen und Seide gewickeltes Baby zu sehen war. Sie standen vor einem Meer von Kerzen. Die Wände waren mit Glasmalereien und Heiligenbildern geschmückt.
    »Das ist meine Taufe. Und dort drüben ist meine erste Heilige Kommunion und das da meine Firmung.«
    Sonia war immer noch von seiner Mutter fasziniert. »Sie sieht aus wie … ich weiß nicht … Sie wirkt ungeheuer stark.«
    »Niemand hat jemals meinem Vater auch nur zu bedeuten gewagt, was er zu tun hat. Niemand außer ihr. Sie war der Boss. Ich glaube nicht, dass ich dir die Geschichte schon erzählt habe, aber einmal waren wir in Cozumel in Urlaub und gingen alle zusammen schnorcheln. Wir schauten uns dieses versunkene Flugzeug an und dann hatte sie das Gefühl, etwas hätte sie gebissen. Wir verloren sie aus den Augen, und sie wäre fast ertrunken. Mein Vater fand sie gerade noch rechtzeitig, zog sie aus dem Wasser und gab ihr eine Mund-zu-Mund-Beatmung. Schließlich kam sie

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