Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
tragen wie ich.«
»Wie kommen Sie denn darauf?«
»Ich erkenne einen Ex-Militär, wenn ich einen sehe. Und in Ihrem jetzigen Beruf haben Sie bestimmt eine Menge erlebt!«
»Kann sein. Aber Sie müssen sich die Frage stellen, welche Last schwerer wiegt? Etwas zu unternehmen oder nichts zu tun?«
»Sie sind noch ein sehr junger Mann, aber offensichtlich ziemlich weise für Ihr Alter.«
»Ich kann Ihre Bedenken gut verstehen.«
Khodai hob die Augenbrauen. »Habe ich Ihr Versprechen, dass man meine Angehörigen schützen und ihnen nichts passieren wird?«
»Darauf können Sie sich verlassen. Was Sie tun werden, wird viele Leben retten. Aber das wissen Sie ja selbst.«
»Natürlich. Aber ich bringe ja nicht nur mich und meine Karriere in Gefahr. Sowohl die Taliban als auch meine Offizierskollegen kennen keine Gnade. Sie sind absolut skrupellos. Ich habe immer noch die Sorge, dass selbst Ihre Freunde uns nicht helfen können – trotz all Ihrer Versicherungen.«
»Dann werde ich nicht weiter in Sie dringen. Es ist ganz allein Ihre Entscheidung. Wir wissen beide, was passieren wird, wenn Sie jetzt nicht dort hinaufgehen. Immerhin das können wir voraussagen.«
»Sie haben recht. Ich kann nicht länger still dasitzen und zusehen. Sie werden uns unser Handeln nicht mehr vorschreiben. Sie werden uns nicht unserer Ehre berauben. Niemals.«
»Nun, ich kann nur mein Angebot wiederholen, dass wir Ihre Familie in die Vereinigten Staaten bringen. Dort könnten wir sie viel besser beschützen.«
Der Oberst schüttelte den Kopf und rieb sich die Schläfen. »Ich kann ihr Leben nicht einfach so aus dem Lot bringen. Meine Söhne gehen beide noch auf die Oberschule. Meine Frau wurde gerade erst befördert. Sie arbeitet in dem Technikzentrum ganz hier in der Nähe. Pakistan ist unsere Heimat. Die werden wir auch niemals verlassen.«
»Dann helfen Sie uns, Ihre Heimat besser und sicherer zu machen.«
Khodai schaute Moore mit großen Augen an. »Was würden Sie an meiner Stelle tun?«
»Ich würde den Terroristen nicht den Sieg überlassen, indem ich nichts tue. Zweifellos ist das die schwerste Entscheidung Ihres Lebens. Ich weiß das. Ich nehme das auch nicht auf die leichte Schulter. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie sehr ich Sie für das respektiere, was Sie jetzt tun werden. Das erfordert viel Mut. Sie sind ein Mann, der für Gerechtigkeit steht. Also, ja, wenn ich Sie wäre, würde ich diese Autotür öffnen und mit mir zu meinen Freunden hinaufgehen. Damit werden wir auch die Ehre der pakistanischen Armee retten.«
Khodai schloss die Augen und sein Atem wurde flach. »Sie klingen wie ein Politiker, Mr. Moore.«
»Mag sein, aber im Unterschied zu jenen glaube ich an das, was ich sage.«
Khodai musste ganz leicht grinsen. »Ich hätte eigentlich gedacht, dass Sie vor Ihrer Militärzeit ein privilegiertes Leben geführt haben.«
»Ganz und gar nicht.« Moore dachte einen Moment nach. »Sind Sie bereit, Oberst?«
Der pakistanische Offizier schloss die Augen. »Ja, bin ich.«
Sie stiegen aus und gingen quer über den Parkplatz zu dem von einer Markise gekrönten Haupteingang des Hotels hinüber. Moore ließ die Augen über die Straße und den Parkplatz wandern. Er schaute sogar zu den Dächern der umliegenden Gebäude empor, ohne jedoch etwas Verdächtiges zu bemerken. Sie gingen an den Taxifahrern vorbei, die sich an die Motorhaube ihrer Fahr zeuge lehnten und rauchten. Sie nickten den jungen Hotelpagen zu, die vor einem kleinen Pult und einem Wandkasten standen, in dem Dutzende von Schlüsseln hingen. Die Eingangswand war offensicht lich vor kurzer Zeit wegen befürchteter Bombenanschläge verstärkt worden. In einer Sicherheitsschleuse wurden sie auf Sprengstoff und Waffen geröntgt. Sie betraten die mit elfenbeinfarbenen, hell glänzenden Marmorplatten ausge legte Lobby. Hinter dem kunstvoll verzierten Check-in-Schalter beschäftigte sich das dunkel gekleidete Empfangspersonal mit den Gästen. Ein bärtiger Mann in einem weißen Baumwollanzug spielte auf einem links von ihnen stehenden Stutzflügel eine sanfte Melodie. Am Schalter warteten einige Männer, die Moore für Geschäftsleute hielt. Sonst wirkte das Hotel ruhig und einladend. Er nickte Khodai kurz zu, und sie gingen zu den Aufzügen.
»Haben Sie Kinder?«, fragte Khodai, während sie auf den Lift warteten.
»Nein.«
»Hätten Sie gern welche?«
»Dazu müsste ich ein anderes Leben führen. Ich bin zu viel unterwegs. Das wäre Kindern
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