Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
erfüllte bald wie eine dunkle Wolke den ganzen Flur. Moore richtete sich auf Hände und Knie auf. Er fluchte laut, seine Augen brannten höllisch und der beißende Gestank der Bombe erschwerte ihm das Atmen. Seine Gedanken rasten. Er musste an die Bedenken des Obersts denken. Fast erschien es ihm, als ob sie in dieser Explosion Gestalt angenommen hätten. Moore wusste, dass seine Kollegen und Khodai von der gewaltigen Wucht des Sprengkörpers in Stücke gerissen worden waren. Diese Vorstellung brachte ihn wieder auf die Beine. Er begann, in Richtung des inzwischen vollkommen leeren Treppenhauses zu rennen, durch das dieser Bastard von Attentäter entkommen sein musste.
D ie Jagd ließ ihm keine Zeit für irgendwelche Schuld gefühle, wofür Moore ausgesprochen dankbar war. Wenn er nur eine einzige Sekunde darüber nachgedacht hätte, dass er Khodai davon überzeugt hatte, er »tue hier das Richtige«, und dieser jetzt durch die mangelnden Si cherheitsmaßnahmen seines Teams sein Leben verloren hatte, wäre er vielleicht zusammengebrochen. Das war wahrscheinlich Moores größte Schwäche. In seinem Ein satzbericht hatte ihn ein Vorgesetzter einst als »äu ßerst gefühlsbetonten Mann« bezeichnet, »der sich immer sehr um seine Kameraden sorgt«. Dies erklärte auch, warum ihn ein ganz bestimmtes Gesicht aus seiner Navy- SEAL -Vergangenheit immer noch verfolgte. Khodais jäher Tod hatte ihn wieder einmal an diese schlimme Nacht erinnert.
Als er das Treppenhaus hinunterschaute, erblickte er weiter unten den Mann. Er sprang die Stufen hinab. Moore biss die Zähne zusammen und jagte ihm nach, wobei er mithilfe des Geländers drei oder vier Stufen auf einmal nahm. Gleichzeitig fluchte er, weil seine Pistole immer noch drunten im Auto lag. Man hatte ihnen zwar erlaubt, das Hotel als Treffpunkt zu benutzen, aber sowohl die Sicherheitsleute des Hotels als auch die örtliche Polizei hatten ihnen strikt verboten, ihre eigenen Waffen zu führen. Niemand durfte bewaffnet das Gebäude betreten. Alle Verhandlungen über diese Frage waren fruchtlos verlaufen. Natürlich verfügten Moore und seine Kollegen über einige Waffentypen, die man unbemerkt durch die Sicherheitsschleuse bringen konnte. Sie hatten sich jedoch entschieden, diese nicht einzuschmuggeln, um die bereits recht angespannten Beziehungen zu den Pakistani nicht noch weiter zu belasten. Moore konnte eigentlich da von ausgehen, dass der Mann nicht bewaffnet war, wenn er den Sicherheitskontrollpunkt des ISI passiert hatte. Allerdings war Moore ja auch davon ausgegangen, dass ihr Hotelzimmer ein sicherer Treffpunkt sei. Sie hatten sich für eines der vier leeren Zimmer im vierten Stock entschieden, das auf die Straße hinausging, sodass sie das Kommen und Gehen der Gäste und den Verkehr vor dem Hotel überwachen konnten. Wenn sich die Verkehrsmuster plötzlich änderten, konnte dies ein Hinweis darauf sein, dass bald etwas Unerwartetes passieren würde. Sie nannten das ein Frühwarnsystem für Clevere. Zwar hatte ihnen kein Bombenspürhund zur Verfügung gestanden, aber sie hatten das Zimmer überaus sorgfältig nach elektronischen Geräten abgesucht. Außerdem hatten sie sich dort ein paar Wochen lang immer wieder getroffen, ohne dass irgendetwas ihren Verdacht erregt hatte. Dass es diese Verbrecher geschafft hatten, Sprengstoff in diesem Zimmer zu deponieren, machte ihn wütend und zugleich unheimlich traurig. Auch Khodai selbst hatte ohne Probleme die Sicherheitsschleuse passiert, deshalb musste Moore annehmen, dass er nicht verkabelt war oder Sprengstoff am Leib trug … außer natürlich, wenn die Sicherheitsschranke selbst ein Schwindel gewesen war und die Leute dort für die Taliban arbeiteten …
Der kleine Kerl legte ein unheimliches Tempo vor und hatte inzwischen bereits das Erdgeschoss erreicht, wo er durch die Treppenhaustür hinausflitzte. Sechs Sekunden später kam auch Moore unten an.
In der Hauptlobby schaute er zuerst nach links und dann rechts einen langen Gang hinunter, der zum Whirlpool, zum Fitnessraum und weiter zum rückwärtigen Parkplatz führte, der an ein ziemlich großes Waldstück grenzte.
Inzwischen herrschte im Rest des Hotels das absolute Chaos. Überall heulten die Alarmsirenen, die Sicherheitsleute schrien, und das Hotelpersonal rannte ziellos herum, während die Explosionsdämpfe in die Klimaanlage einzudringen begannen und sich im ganzen Gebäude der beißende Geruch von Sprengstoff ausbreitete.
Plötzlich entdeckte Moore den
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