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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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sagte ich beim Anblick des blitzeweißen Skeletts.

    Vielleicht gab es ja sogar bald ein Programm, das den Täter
automatisch ermittelte, wenn man nur den Tatort sorgfältig genug einscannte.

    Wir nutzten die Werbepause, um Wein nachzufüllen.

    Â»Ralf wird bestimmt einen Antrag stellen, sein Labor besser
auszustatten, wenn wir ihm das zeigen.«

    Â»Meinst du nicht, dass er das sowieso anschaut?«

    Â»Nein, ich glaube, das hält man nicht aus, wenn man wirklich
im Kriminallabor arbeitet.«

    Â»Da könntest du recht haben«, stimmte Nina zu.

    Â»Außerdem versucht er sich ja als Nachwuchsdiktator.«

    Â»Als imperialistischer Herrscher.«

    Â»Wie auch immer.«

    Â»Lass es ihn genießen, bevor die Seite abgeschaltet wird.«

    Die Arbeit des CSI-Teams ging weiter, um schließlich in
der Befreiung einer Geisel zu enden. Ihr Aufenthaltsort wurde natürlich nicht
vom Täter verraten, sondern durch einen Quervergleich von chemischen
Rückständen an der Kleidung des Täters, seinen Handyverbindungsdaten und einer
Datenbank mit leer stehenden Immobilien ermittelt. Und das in Sekundenschnelle.

    Â»Phänomenal«, sagte ich, konnte meinen Empfindungen jedoch
nicht freien Lauf lassen, weil schon im nächsten Moment das
Sondereinsatzkommando vorfuhr. Die zivilen Ermittler warfen sich eine kugelsichere
Weste über und stürmten mit vorgestreckter Pistole in das Gebäude, um die
Geisel zu befreien. Die Jungs vom Sondereinsatzkommando mit Kampfanzügen,
Helmen und Sturmgewehren warteten vor der Tür.

    Â»Bemerkenswert«, sagte ich.

    Â»In der Tat«, bestätigte Nina.

    Â»Ein kniffliger Fall.«

    Â»Fulminante Ermittler.«

    Ich drehte mich zu ihr. Mir stieg ihr Duft in die Nase,
der mir vorher nicht aufgefallen war. »Und was sind wir dann?«

    Â»Hmm. Solide? Bodenständig?«

    Nach der Vorschau auf die nächste CSI-Folge begann eine
wirklich solide und bodenständige Krimiserie. »Wollen wir die auch noch schauen?«,
fragte ich.

    Â»Na klar, sonst gehe ich mit Minderwertigkeitskomplexen
ins Bett«, sagte Nina.

    Â»Das wäre schade«, sagte ich. Und bevor ich es verhindern
konnte, fügte ich hinzu: »Minderwertigkeitskomplexe sind keine guten Liebhaber.«

    Ich hielt die Luft an über meinen eigenen Kommentar. Wenn
ich so weitermachte, würde ich aus dem Fenster hinausfallen, bevor der Abend zu
Ende war.

    Aber Nina meinte nur: »Wie gut, dass es noch diesen anderen
Kommissar gibt.«

    Â»Detective«, sagte ich. Nina lächelte nur.

    Der Detective machte seine Sache wie immer sehr gut.
Zusammen mit seiner Partnerin untersuchte er den Tatort, befragte Verdächtige
und Zeugen und legte am Ende den Täter mit einem psychologischen Trick herein
und brachte ihn dazu, sich selbst zu verraten. Es war keine überragende Serie,
aber es war das, was ich unter solider Unterhaltung verstand. Es war im Großen
und Ganzen realistisch und wir mussten uns bei einem Vergleich mit den
Ermittlern dieser Serie nicht allzu idiotisch vorkommen.

    Dann lag plötzlich Ninas Kopf an meiner Schulter. Im
ersten Moment erschrak ich über diesen unerwarteten Körperkontakt, als hätte
ich einen elektrischen Schlag bekommen. Vielleicht hatten sich unsere Pullover
an der Couch elektrostatisch aufgeladen. Ein kurzer Seitenblick zeigte mir,
dass sie ihre Schuhe ausgezogen und die Beine angewinkelt hatte. Es war nur
logisch, dass sie sich bei mir anlehnte. Es war der Inbegriff harmloser
Behaglichkeit an einem kalten Novemberabend.

    Dann war die Folge zu Ende, die Flasche und unsere Gläser
waren leer. Dort wo Ninas Kopf meine Schulter und ihr Arm meinen Arm berührte,
strömte Wärme in meinen Körper, die nicht mit dem Fluss von Elektronen zu
erklären war.

    Werbung wurde eingeblendet, dann begann die nächste
Serie. Die entsprach überhaupt nicht meinem Geschmack, deshalb nahm ich die
Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus. Wir saßen eine Weile
nebeneinander in dem schummrigen Zimmer. Schließlich dachte ich mir, dass ich
mich eigentlich ja auch an Nina lehnen könnte, wenn sie sich an mich lehnte. So
war es auch viel bequemer. Nina nutzte die Gelegenheit, meinen Arm zu nehmen,
mit ihren Armen zu umschlingen und an sich zu ziehen.

    Es waren seltsame Momente, unerwartet, friedvoll und
angenehm. Ich gab es auf, nach einer Erklärung dafür zu suchen, wie es dazu
gekommen

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