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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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Sie gefragt, was wir wohl in Ihrem Haus finden würden. Heute
frage ich Sie, was werden uns Ihre Nachbarn erzählen oder die Nachbarn von
Herrn Pracht, wenn wir die fragen, ob ihnen etwas aufgefallen ist in der Nacht
des Mordes?«

    Ruhe sagte nichts, Herr Grams blickte ängstlich zu Boden.

    Â»Warum sagen Sie uns nicht einfach, wie es gewesen ist? Wie
Sie ihn umgebracht haben? Wie wütend Sie waren? Wie Sie Ihr Messer genommen und
ihn erstochen haben?«

    Hermann Ruhe seufzte theatralisch. »Wir drehen uns im
Kreis, Hauptkommissar Seybold. Ich habe, wie gestern auch schon, den Eindruck,
dass Sie nicht besonders gut mit Ermittlungsergebnissen ausgestattet sind, die
meinen Mandanten zwingend belasten.«

    Ich konnte ihm zwar nicht zustimmen, aber dieser Anwalt
war sein Geld wert.

    Selbstbewusst fügte er hinzu: »Ihre Zeit zur Anklageerhebung
läuft ab. Haben Sie den Staatsanwalt überhaupt schon informiert? Mit diesen
Beweisen werden Sie nicht weit kommen. Warum lassen Sie meinen Mandanten nicht
einfach gehen, wenn er sich in der Stadt zur Verfügung hält?«

    Es klopfte an der Tür des Verhörraums und ein Beamter
steckte seinen Kopf herein. Er winkte Kleemann nach draußen. Nach einer Minute kehrte
er mit einer schmalen Mappe in der Hand wieder zurück. Er lächelte vielsagend.
Die Mappe legte er auf den Tisch und setzte sich ruhig wieder auf seinen Stuhl.
Betont langsam schlug er seine Unterlagen auf und nahm ein Foto heraus.

    Â»Herr Grams, ich bedaure, dass Sie auch heute Ihre Chancen
nicht genutzt haben. In der Mülltonne Ihres Hauses haben wir diesen weißen
Lappen gefunden.« Er deutete auf das Foto. »Das ist zweifellos der Lappen, mit
dem das Blut vom Messer abgewischt wurde.«

    Weder Elias Grams noch sein Anwalt reagierten auf diese
neuen Informationen.

    Kleemann zückte ein anderes Foto. »Ich bin sicher, Sie
meinen, Sie hätten das Messer gründlich abgewischt. Aber das haben Sie nicht.
Wir haben die Blutspuren eindeutig dem Opfer zuordnen können, wie Sie wissen.«

    Es gab immer noch keine Reaktion. Was durchaus klug war,
denn auch diese Indizien waren weder neu noch waren sie ein zwingender Beweis.

    Kleemann deutete auf das zweite Foto. »Das ist die Tatwaffe.
Sie hat einen Griff und eine Klinge. Wie jedes Messer hat die Klinge eine
scharfe und eine stumpfe Seite. Und die stumpfe ist bei diesem Messer etwa
einen halben Zentimeter breit. Und wenn Sie meinen, Sie hätten diese Seite auch
abgewischt, dann täuschen Sie sich. Wir haben dort einen Teilabdruck Ihres
Daumens gefunden.«

    Das war wirklich ein zwingender Beweis. Der erste Beweis,
der die Lücke zwischen den Indizien und dem Verdächtigen schloss, der eindeutig
bewies, dass Elias Grams die Tatwaffe in der Hand gehabt hatte.

    Grams und Ruhe sagten nichts. Aber nicht weil sie immer
noch ruhig und gelassen waren, sondern weil sie angesichts dieser neuen Lage
erstarrten. Kleemann lehnte sich zurück und betrachtete die beiden aufmerksam.

    Â»Das sind neue Informationen«, sagte der Rechtsanwalt
schließlich. »Ich möchte mit meinem Mandanten alleine sprechen.«

    Kleemann nickte. Gelassenheit und Zuversicht hatten die
Seiten gewechselt. »Tun Sie das. Ich bin sicher, der Staatsanwalt wird umgehend
Anklage erheben. Wegen Mordes. Ich kann nicht für ihn sprechen, aber ich rate
Ihnen dringend, mit einem umfassenden Geständnis auf eine Strafmilderung
hinzuwirken. Ich meine die Morde an Martin Pracht und Tobias Maier.«

    Unser Fall löste sich vor unseren Augen. Sobald das Geständnis
unterschrieben war, konnten wir nach Hause fahren und den Maiers mitteilen,
dass wir den Mörder ihres Sohnes gefasst hatten.

    Â»Wir müssen nur noch warten«, sagte Kleemann, als er in
den Beobachtungsraum kam. »Er braucht vielleicht eine halbe Stunde, dann legt
er ein Geständnis ab.«

    Ich teilte diese Einschätzung.

    Aber wir sollten uns beide irren. Es dauerte so lange,
dass wir es uns bequem machten und einen Kaffee kommen ließen. Wir warteten
geduldig in der Gewissheit, dass die Zeit auf unserer Seite war. Den Mord an
Martin Pracht würde Grams nicht mehr loswerden.

    Nach anderthalb Stunden waren die beiden endlich bereit.
Herr Ruhe wirkte nicht besonders zufrieden, Elias Grams dafür entschlossen. Über
die Lautsprecher hörten Nina und ich im Beobachtungsraum dann eine ganz
erstaunliche Stellungnahme. Hermann Ruhe sagte:

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