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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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sollte.

    Ich hatte das Gefühl, ziemlich erfolgreich zu sein, aber
das Klingeln eines Handys beendete die Diskussion. Das Gespräch dauerte vielleicht
zwanzig Sekunden und bestand auf unserer Seite nur aus den Worten »Ja, in
Ordnung, danke«.

    Â»Das Messer ist gefunden worden«, sagte der Kollege, als
er sein Handy wieder in die Tasche schob. »Es war unter den Dielenbrettern im
Wohnzimmer versteckt.«

    Das war eine gute Nachricht und alle reagierten erleichtert.
Die Suche war damit beendet und wir konnten sie als eine interessante Erfahrung
in unserer Biografie verbuchen.

    Â»Und ist das Messer die Tatwaffe?«

    Â»Das wissen wir noch nicht. Es ist das fehlende Messer
aus dem Messerblock und es passt zur Wunde des Opfers. Aber es wurde abgewischt
und muss erst einmal im Labor untersucht werden. Das kann die ganze Nacht
dauern, je nachdem, wie gründlich Grams war.«

    Â»Dann warten wir«, sagte ich.

    Wir gingen zurück zu Prachts Haus, wo unser Auto parkte.
Ich wählte Hauptkommissar Seybold auf seinem Handy an und vergewisserte mich,
dass er unsere Kontaktdaten hatte.

    Um zwanzig Uhr verabschiedeten wir uns von unseren
Kollegen, stellten fest, dass wir uns am Sonntag wiedersehen würden, und
wünschten uns gegenseitig noch einen schönen Abend. Wir stiegen ins Auto, aber
in dem engen Raum konnten wir dem Gestank, der an uns klebte, nicht so gut
entkommen wie im Freien.

    Ich ließ den Motor an, drehte die Lüftung auf und sagte: »Jetzt
muss ich erst mal duschen.«

    Â 
    Als wir im Hotel ankamen, ging ich in mein Zimmer,
stellte mich unter das heiße Wasser und brauchte fast zwanzig Minuten, bis ich
das Gefühl hatte, richtig sauber zu sein. Ich hatte mich mit Nina in dem
kleinen Café direkt neben dem Hotel verabredet, weil keiner von uns mehr Lust
hatte, zum Essen quer durch Münster zu laufen.

    Als ich im Lokal ankam, saßen einige Paare und Gruppen an
den Tischen, um sich zu stärken, bevor sie sich ins Münsteraner Nachtleben
wagen würden. Die Gäste waren wohl ausschließlich Studenten, ebenso wie die
Bedienung, und das verlieh dem ganzen Lokal eine frische und jugendliche Aura.
Es führte aber auch dazu, dass ich mich zwangsläufig sehr viel älter fühlte,
als vielleicht angemessen war.

    Ich schaute mich um, aber Nina war noch nicht da. Ich
besetzte einen Tisch in einer ruhigen Ecke am Fenster. Nina kam zwei Minuten
nach mir und schaute sich suchend um. Eine Gruppe Studenten hob hoffnungsvoll den
Kopf, doch ehe sie Nina zuwinken konnten, entdeckte sie mich und setzte sich zu
mir. Ich meinte, bohrende Blicke voller Neid in meiner Seite zu spüren.

    Wir bestellten unsere Getränke, und als die Bedienung
wieder ging, sagte Nina: »Mir brummt der Schädel. Ich schlage vor, wir
besprechen den Fall morgen weiter.«

    Ich stimmte bedingungslos zu. In meinem Hinterkopf hatte
sich eine dunkle Wolke aus Befürchtungen zusammengebraut, dass wir bei Elias
Grams ebenso vor eine Mauer laufen würden wie bei Elisabeth Veen. Auch der Fund
des Messers hatte diese Befürchtungen nicht zerstreuen können.

    Mit unseren Getränken erhielten wir die Speisekarten. Die
Auswahl war nicht groß, aber trotzdem vielversprechend. Sie kam mir sehr
entgegen, weil ich beim Auswärtsessen keinen Wert auf ein Angebot von zehn verschiedenen
Steaks oder Filets legte. Ich war zufrieden in Lokalen, wo ich ein Schnitzel
bestellen konnte und dann auch einfach eins bekam. Hier allerdings fiel meine
Wahl nicht auf das Schnitzel, sondern auf den Cheeseburger mit Pommes. Nina
bestellte den Salatteller.

    Ich sagte: »Es ist doch beruhigend, dass wenigstens etwas
so ist, wie man es erwartet.«

    Â»Was meinst du?«

    Â»Na, du als junge attraktive Frau achtest auf deine Linie,
während ich … Nun ja.«

    Sie schaute mich an und ich begann mich zu fragen, ob ich
mich von der Atmosphäre hatte mitreißen lassen und mich zu weit aus dem Fenster
gelehnt hatte. Dann sagte sie: »Du meinst, während du als alter Sack dich
vollkommen gehen lässt?«

    Ich musste grinsen. »So ungefähr.«

    Â»Ich muss dich enttäuschen.«

    Â»Ich bin kein alter Sack?«

    Â»Doch, klar. Du könntest ja mein Großvater sein. Mindestens.
Aber es ist nicht so, wie es auf den ersten Blick erscheint. Mit dem
Salatteller.«

    Â»Bist du Vegetarierin?« Wenn das so war, hatte ich es
noch nicht bemerkt.

    Â»Nein, aber

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