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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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verspricht. Logisch eigentlich.

    Was würde passieren, wenn nun die Türkei und Österreich
miteinander Kontakt aufnahmen? Wenn sie herausfanden, dass Tobias mit ihnen
parallel verhandelt hatte? Wäre seine Glaubwürdigkeit dann nicht dahin und
würden sich nicht die beiden gegen ihn zusammenschließen? Vor diesem
Hintergrund erschien wiederum die gefälschte E-Mail an Österreich sinnvoll.

    Obwohl ich mir auf diese Weise nach und nach ein passendes
Modell zurechtgelegt hatte, mit dem ich alle E-Mails von Tobias erklären
konnte, behielt ich ein schales Gefühl zurück. Die Aussicht, mit den anderen
Spielern in Kontakt treten und auch deren E-Mails überprüfen zu müssen, erfüllte
mich nicht mit Vorfreude. An diesem Punkt vertagte ich die weitere Planung auf
morgen und gegen Ende der ersten Wand waren meine Gedanken an das Spiel und
diplomatische Winkelzüge hinreichend verblasst, dass ich auch über andere Dinge
nachdenken konnte.

    Dann fiel mir mein Versprechen ein, die CD von K-Metal anzuhören. Ich legte sie in
meinen CD-Spieler ein und regulierte behutsam die Lautstärke. Es war nicht so
schlimm, wie ich befürchtet hatte, und ich konnte weiterarbeiten. Entgegen meinen
Erwartungen ließen sich die einzelnen Titel ohne Weiteres voneinander
unterscheiden, ich verstand ab und zu einige Passagen vom Text und bei einigen
Gelegenheiten erkannte ich sogar eine Melodie. Ich würde kein Fan dieser Gruppe
werden, aber ich ließ das Album laufen, während ich meine Arbeit zu Ende
brachte.

    Ich arbeitete langsam und sorgfältig, und als die zweite
Wand fertig war, konnte ich mit dem Ergebnis zufrieden sein. Die Farbe für das
Wohnzimmer stand schon im Abstellraum, aber bis zum Anstreichen würden noch
einige Tage vergehen. Es war 23:30 Uhr und höchste Zeit, dass ich ins Bett
ging.

Mittwoch

    Die Fahrt zum Präsidium bestärkte mich in der Absicht, mich
noch im Laufe des Tages konkret mit dem Kauf eines neuen Autos zu beschäftigen.
Ich zählte vier Gelegenheiten, bei denen ich geschnitten, und drei, bei denen
ich mit überhöhter Geschwindigkeit in uneinsehbaren Straßenabschnitten überholt
wurde. Ich war deshalb hoch motiviert, mit einem Autohändler Kontakt
aufzunehmen. Vielleicht konnte ich irgendwann die Zeit dafür einschieben.

    Nina war wieder vor mir im Büro, und auch nachdem ich mir
einen Kaffee geholt hatte, war die Aussicht aus dem Fenster nicht anders als
die zuvor auf der Straße. Über Nacht war der Nebel zu Dauerregen geronnen. So
begann der Tag düsterer als der vorherige, wurde zugleich aber auch durchsichtiger.

    Â»Wie war die CD?«, fragte Nina.

    Â»Ich glaube, ich bin ohne Ohrenkrebs davongekommen«,
sagte ich.

    Â»Kann ich sie trotzdem zurückhaben?«

    Ich legte die CD auf den Tisch. »Was haben wir für heute
Vormittag?«, fragte ich.

    Â»Bis jetzt nichts. Wieder um dreizehn Uhr eine Besprechung
bei Reinhold. Ich dachte, wir könnten uns einmal Tobias’ Tante vornehmen.«

    Ich nippte an meinem Kaffee. Leah Kling hatten wir gestern
ausgespart, weil wir unverhofft in Tobias’ Nachbarin die dritte Frau aus seinen
E-Mails erkannt hatten. Heute Mittag würde Egon uns von Frau Veen berichten. Leah
Kling zu befragen würde unser Bild abrunden.

    Â»Einverstanden«, sagte ich.

    Nina griff zum Telefon. Sie erreichte Tobias’ Tante und
nach einigen Floskeln verabredete Nina sich mit ihr für halb elf. »Dann ist sie
zurück aus dem Fitnessstudio«, sagte Nina mit einem vielsagenden Blick, nachdem
sie aufgelegt hatte.

    Ich prüfte meine E-Mails. Von beiden großen Autoportalen hatte
ich Benachrichtigungen bestellt für den Fall, dass es für mich interessante
Angebote gab. Mit einem Klick hatte ich die erste Benachrichtigung geöffnet und
meine Augen wurden magisch von einem brandneuen Angebot angezogen. Ich notierte
mir die Daten des Händlers, dann widmete ich mich eilig meinen dienstlichen
E-Mails.

    Hier gab es wenig Erwähnenswertes. Neben den Dateien zu
den Ausdrucken, die Simon mir gegeben hatte, war eine kurze Notiz zum Stand der
Ermittlungen im Fall des Serienmörders versandt worden. Mit dem Phantombild
bekam der Mörder zum ersten Mal ein Gesicht und wir hatten auch gegenüber der
Presse etwas vorzuweisen, weil unsere holländischen Kollegen über fünf Morde
hinweg kein Bild des Mörders ermittelt hatten. Ich

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