Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
Vom Netzwerk:
an einer Partie der
Deutschen Meisterschaft auf Ihrer Seite teilgenommen. Wir gehen davon aus, dass
er mindestens einen Spieler sehr verärgert hat. Ich möchte Sie deshalb um
einige Informationen bitten.«

    Â»Aber … Aber das ist doch nur ein Spiel! Sie können doch
nicht wirklich glauben …«

    Â»Im Moment befinden wir uns noch am Beginn der Ermittlungen.
Wir sind dabei, allen Hinweisen, die uns vorliegen, nachzugehen. Wir wissen,
dass es sich nur um ein Spiel handelt, aber aus formalen Gründen müssen wir
einige Hintergründe überprüfen. Ich hoffe, dass Sie uns dabei behilflich sein
werden.«

    Â»Ja, sicher, natürlich.«

    Â»Können Sie für uns eine Aufstellung machen, bei welchen
Anlässen die Spieler dieser Partie schon vorher gegeneinander angetreten sind?«

    Â»Ich … Das ist kein Problem.«

    Â»Und würden Sie uns für ein persönliches Gespräch zur
Verfügung stehen?«

    Â»Natürlich.«

    Â»Wir können gerne zu Ihnen nach Hause kommen. Wäre es
Ihnen heute Nachmittag recht?«

    Â»Ja … In Ordnung.«

    Â»Wie wäre es gegen sechzehn Uhr?«

    Â»Ja, das ist kein Problem. Bis dahin habe ich die Aufstellung
fertig.«

    Â»Ich hoffe, du bist einverstanden?«, fragte ich Nina, nachdem
ich aufgelegt hatte.

    Â»Na klar«, sagte Nina. »Wir sind in dieser Sache drin, ob
wir wollen oder nicht. Und dann ist es nur logisch, dass wir uns mit ihm
unterhalten.«

    Â»Ich fürchte nur, wenn wir nicht anderweitig Fortschritte
machen, werden wir uns auch noch mit den anderen Spielern unterhalten müssen.«

    Nina nickte. »Das kann sein.«

    Â 
    Wir fanden das Haus von Leah Kling in einer noblen
Wohngegend in der Nähe des Krefelder Stadtwalds. Als Tobias’ Tante uns öffnete,
hatte ich das Gefühl, diese Situation schon einmal erlebt zu haben. Sie war
eine junge, attraktive Frau mit energischer und frischer Ausstrahlung, gerade
der Dusche entstiegen. Sie trug einen sportlichen Hosenanzug und ich konnte mir
gut vorstellen, wie sie interessierten und vermögenden Käufern hochpreisige
Immobilien präsentierte. Sie bat uns herein und bot uns einen Kaffee an, den
wir artig annahmen. Während die Maklerin in der Küche hantierte, betrachtete
ich die Fotosammlung auf dem Sideboard. Leah Kling war darauf mit einigen
Größen der lokalen Politik zu sehen, es gab aber auch ein Foto mit ihrer
Schwester, Tobias und Peter Maier darauf.

    Nina begann das Gespräch. Nicht mehr in Bewegung, sondern
auf dem Sofa sitzend, waren Leah Klings Augenringe so deutlich zu sehen wie die
Falten, die nicht zu ihrer jugendlichen Ausstrahlung passten.

    Â»Es ist ganz schrecklich«, erklärte sie. »Ich versuche ständig,
mich abzulenken, aber ich muss immer wieder an Tobias denken. Es ist so … Es
ist einfach schrecklich.«

    Â»Wie würden Sie Ihre Beziehung zu Tobias beschreiben?«,
fragte Nina.

    Â»Ich … Er … Er war ein netter Junge.«

    Ich ersparte uns größere Mühsal und kleinere Peinlichkeiten
und kam direkt zu ihrem Kern, sozusagen zur Mutter aller Peinlichkeiten. Ich
legte einen E-Mail-Ausdruck mit einem Foto Leah Klings auf den Tisch.

    Ihre Augen weiteten sich beim Erkennen des Fotos, dann
wurde sie so rot, wie nur blonde Menschen es werden können. Wenn sie so blieb,
konnten wir getrost die Deckenlampe ausschalten.

    Wir warteten. Aber Tobias’ Tante fand keine rechten
Worte. »Ja … Ich …«

    Â»Erzählen Sie uns doch, wie es dazu kam«, schlug Nina
vor.

    Und das tat sie. Frau von Neudeck hatte ein identisches
Muster berichtet, nur die Themen unterschieden sich. Tobias hatte sich auch bei
seiner Tante als hilfsbereit erwiesen und ihr bei einem kniffligen
Computerproblem geholfen, vor dem sie mit ihren durchschnittlichen Kenntnissen
hatte kapitulieren müssen. Tobias hatte sie gerettet, und weil die beiden sich
so selten persönlich sahen, hatte sie ihm mit einer E-Mail gedankt.

    Und die Dinge hatten ihren Lauf genommen. »Es war ganz
natürlich, ihm davon zu schreiben«, sagte die Maklerin, als sie berichtete,
dass Tobias sie gut verstanden habe, ihre Probleme mit Männern und dass sie nie
den Richtigen fände. Ihre große Sehnsucht nach einer echten Beziehung, die auf
Liebe beruhte und nicht auf Geld oder Sex.

    Ich überlegte erst, ob ich mir etwas aufschreiben sollte,
machte mir dann aber doch

Weitere Kostenlose Bücher