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Gegen jede Vernunft

Gegen jede Vernunft

Titel: Gegen jede Vernunft
Autoren: Annegret Hilje Nora Roberts
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Ballerina werden, wie meine Schwester. Nach drei Übungsstundenhabe ich festgestellt, dass es da wesentlich mehr gibt als nur Tutus und Spitzenschuhe. Dann wollte ich Schreiner werden, wie die Männer in meiner Familie. Also habe ich mir zu meinem achten Geburtstag einen Werkzeugkasten gewünscht. Ich habe sogar ein ziemlich stabiles Bücherregal gebaut, bevor ich mich zur Ruhe setzte.“ Sie lächelte, und sein Herzschlag beschleunigte sich rasant. „Es hat einige Zeit gedauert, um herauszufinden, dass ich meinen eigenen Weg gehen muss.“ Sie sagte es so lässig, und dabei hoffte sie so stark, dass er dieses Konzept verstehen würde.
    „Und dann haben Sie Jura studiert.“
    „Ja.“ Sie sah ihn eindringlich an. „Kannst du ein Geheimnis für dich bewahren?“
    „Klar.“
    „Perry Mason.“ Sie lachte und nahm sich noch ein Stück Pizza. „Diese alten Filme haben mich fasziniert. Du weißt doch, da gibt es immer einen Mörder, und Perry übernimmt den Fall immer in dem Augenblick, in dem die Lage seines Mandanten aussichtslos erscheint. Für die Polizei ist die Sache sonnenklar, aber Perry Mason schafft es mit Hilfe seiner beiden Mitarbeiter doch noch, Beweise für die Unschuld seiner Mandanten aufzubringen.“
    „Ja, und dann bringt er den echten Mörder in den Zeugenstand und bearbeitet ihn so lange, bis er einGeständnis ablegt. Und am Ende erklärt er, wie er das alles geschafft hat. Und Sie wollten also wie Perry Mason werden.“
    „Auf jeden Fall!“ Sie biss herzhaft in ihre Pizza. „Bis mir klar geworden war, dass alles längst nicht nur schwarz und weiß und erst recht nicht so einfach ist, war ich dem Ganzen schon so verfallen, dass ich nicht mehr loskam.“
    „Ray Charles“, murmelte Nick, mehr zu sich selbst.
    „Wie bitte?“
    „Ich musste nur eben daran denken, dass ich immer Ray Charles gehört habe. Seine Musik hat mich zum Klavierspiel geführt.“
    Rachel stützte das Kinn auf die Hand und sah Nick interessiert an. Vielleicht war das ja eine Tür, die sich womöglich weiter öffnen ließ. „Du spielst Klavier?“
    „Nicht richtig. Aber das wäre eine tolle Sache gewesen. Manchmal habe ich in Musikgeschäften herumgeklimpert, bis sie mich rausgeworfen haben.“ Die Verlegenheit brachte ihn dazu, das Thema verächtlich abzutun. „Jetzt bin ich darüber hinweg.“
    Aber wenn Rachel sich erst einmal etwas in den Sinn gesetzt hatte, ließ sie sich nicht so leicht abschütteln. „Ich hätte es auch gerne gelernt. Tash hat meiner Mutter vor ein paar Monaten ein Klavier geschenktnachdem wir herausgefunden hatten, dass sie eigentlich schon immer Klavierspielen lernen wollte. Die ganzen Jahre, als wir noch alle zu Hause waren, hat sie nie davon gesprochen. Nie ein Sterbenswörtchen davon erwähnt, all die Jahre ...“ Ihre Stimme wurde leiser, dann schüttelte sie die Nachdenklichkeit ab und erinnerte sich daran, weshalb sie hier saß, mit Nick. „Meine Schwester hat einen Musiker geheiratet. Spence Kimball.“
    „Kimball?“ Nick sah sie aus großen Augen an. „Den Komponisten?“
    „Du kennst seine Musik?“
    „Ja. Ein bisschen“, fügte er hinzu, um nicht zugeben zu müssen, dass ihn außer Heavy Metal auch noch andere Musik interessierte.
    Rachel war über Nicks Begeisterung für Musik sehr glücklich, aber sie fuhr genauso lässig wie er fort: „Bei einem Besuch bei Tash und ihrer Familie haben wir Mama am Klavier erwischt. Sie war fürchterlich verlegen und meinte immer wieder, sie wäre dafür schon zu alt und es sei doch albern. Aber dann setzte sich Spence zu ihr ans Klavier und brachte ihr ein paar Akkorde bei. Man konnte ihr ansehen, wie viel Spaß sie hatte und wie gerne sie es lernen wollte. Also haben wir uns für den Muttertag diesen Plan ausgedacht, wie wir sie für ein paar Stunden aus dem Haus lotsenkonnten, und als sie zurückkam, stand das Klavier im Wohnzimmer. Seither ist sie nicht mehr zu bremsen. Sie nimmt zweimal die Woche Unterricht und übt jeden Tag. Demnächst hat sie sogar ihren ersten öffentlichen Auftritt.“
    „Das ist cool“, murmelte Nick, auf seltsame Weise angerührt.
    „Ja, das ist wirklich cool.“ Sie lächelte ihm zu. „Du siehst, für einen Versuch ist es nie zu spät.“ Sie streckte ihm als Zeichen ihrer Freundschaft und Zustimmung die Hand hin. „Und jetzt lass uns gehen, ja?“
    „Ja.“ Er hielt ihre Hand fest umschlossen.
    Nicholas LeBeck flog in den Wolken. Er war glücklich, ihr zuhören zu dürfen, sich von ihrem Lachen
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