Gegen jede Vernunft
das herauskommt, wird das eine Schlagzeile ergeben, die alles, was du bisher erlebt hast, in den Schatten stellt. Das Einzige, was du dagegen tun kannst, ist, ihnen zu zeigen, dass es dich kaltlässt.“
Anna wurde übel. Irgendwie hatte sie immer noch nebulös gehofft, ihre Inselidylle würde ein wohl gehütetes Geheimnis bleiben.
„Du hast leicht reden!“, erwiderte sie. „Über dich regt sich niemand auf, selbst wenn du mit tausend Frauen schläfst. Wahrscheinlich würde man dir dazu sogar noch gratulieren und applaudieren. Aber ich hätte Königin werden sollen. Mir wird man nie vergeben.“
Wütend sprang Leo auf. „Warum solltest du überhaupt irgendjemandes Vergebung brauchen? Fang verdammt noch mal endlich damit an, du selbst zu sein!“
Auch dieser Tag verstrich, ohne dass sie gerettet wurden. Leo setzte regelmäßig Lichtsignale ab, doch nichts passierte. Nach wie vor war er angespannt und wütend und wusste selbst nicht so recht, warum.
Es hätte alles einfach und problemlos sein müssen. Mit einer schönen Frau, die auch noch heißen Sex wollte, auf einer einsamen Insel festzusitzen, war wohl der Traum jeden Mannes. Doch anstatt wie gewohnt leichten Herzens zu genießen, was sie ihm bereitwillig bot, war er zutiefst irritiert. Dabei sollte er sich gratulieren, dass Anna von sich aus nicht auf einer Fortsetzung der Affäre bestand und sein glückliches Entkommen feiern. Stattdessen verunsicherte ihn ihre Haltung – mehr noch, sie machte ihn wütend.
Was für eine Ironie des Schicksals!
Dabei war sie geradezu der Prototyp der romantischen Frau, die noch an die große Liebe und Happy Ends glaubte. Die sich ein eigenes Heim und Kinder wünschte, inklusive Spaziergängen im Park, Familienurlaub am Meer und einem Hund im hauseigenen Garten. Eben all das, was absolut nichts für ihn war.
Und sein Part war es, ihr genau das beizubringen.
Leo seufzte und starrte in die untergehende Sonne. Wahrscheinlich war es wirklich das Beste, wenn Anna und er sich nie wiedersahen. Ein klarer Schnitt, gleich hier auf der Insel, würde ihnen eine Menge Unannehmlichkeiten ersparen. Allegra würde es unter Garantie auch nicht gefallen, ihn an der Seite der Exverlobten ihres königlichen Bräutigams zu sehen. Nicht, dass er seiner Schwester für gewöhnlich gestattete, sich in sein Leben zu mischen, bisher hatte es aber auch keinen derart engen Berührungspunkt zwischen ihnen gegeben.
Als er Anna eine weitere Trockenration als Abendbrot kredenzte, zusammen mit einem schalen Schluck Wasser, hatten sie beide seit Stunden kein Wort miteinander gewechselt.
„Danke …“, murmelte sie rau und sah mit ihren großen grünen Nixenaugen zu ihm auf. Leo spürte einen heftigen Stich in der Brust und ein inzwischen sehr vertrautes Ziehen in den Lenden.
Sex! Das war es, woran er dachte, wenn er Anna Constantinides anschaute, und das war es, was sie von ihm wollte, wenn er ihren Blick nicht völlig fehlinterpretierte. Leo zwang sich, die stumme Aufforderung zu ignorieren und wandte sich ab.
In der Ferne zuckten Blitze am orangefarbenen Horizont über dem Meer. Wahrscheinlich würde es später regnen, was genau zur rechten Zeit kam. Ihr Wasservorrat ging nämlich langsam zur Neige. Vorausschauend hatte er mit einer Plastikplane eine Art provisorisches Auffangbecken auf einem abgeflachten Felsen gebaut. Jetzt saß er stumm da und sah zu, wie die Wellen an den Strand rollten.
Was für eine friedvolle Atmosphäre im Vergleich zu seinem umtriebigen Leben in Los Angeles. Dort war er ständig auf Achse, und zwischendurch reiste er rund um den Globus, um immer neue Geschäftsideen und Expansionsmöglichkeiten für die Leonidas Group aufzutun. Immer auf der Suche nach dem nächsten Kick. Das war sein Leben, wie es ihm gefiel und wie er es auch weiterzuführen gedachte.
Als er sich umdrehte, stellte er fest, dass Anna ihn offenbar die ganze Zeit beobachtet hatte. Fragend hob er die dunklen Brauen, worauf sie den Blick senkte.
„Was hast du dir vom Leben erträumt, als du ein kleines Kind warst?“, fragte sie unerwartet nach einer kurzen Pause.
Leo machte gar keinen Versuch, sein Erstaunen zu verbergen. „Was bringt dich auf diese ungewöhnliche Frage?“
„Keine Ahnung. Vielleicht habe ich dieses lastende Schweigen satt. Außerdem interessiert es mich wirklich.“
Kurz überlegte er, ob er sich drücken sollte, überraschte sich aber dann selbst damit, dass er ihr sogar antworten wollte. „Mein Traum war, Profifußballer zu
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