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Gegen jede Vernunft

Gegen jede Vernunft

Titel: Gegen jede Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raye Harris
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werden – wie mein Vater. Auch wenn seine aktive Karriere nicht übermäßig lange andauerte, hat er bis heute noch gut davon.“
    „Inwiefern?“
    „Frauen“, erklärte Leo und schämte sich seiner zynischen Reaktion, als er sah, wie Anna schluckte und den Blick wieder senkte. Er war immer noch wütend auf sie, aber durfte er sie deshalb schlecht behandeln?
    „Und warum bist du nicht dabei geblieben?“, forschte sie dann weiter.
    Warum soll ich mir Gedanken darüber machen, wenn ich mich ihr gegenüber wie ein Schuft verhalte? Wir haben Sex zusammen, fantastischen Sex, sind aber kein Paar im üblichen Sinne. Und das würden sie auch nie sein, wie Anna ihm unmissverständlich klargemacht hatte.
    Und ein Leo Jackson fiel nicht auf die Knie und bettelte. Das hatte er nicht nötig. Sobald er zurück in Santina war, würde er sich mit einer der Schönheiten verabreden, die um seine Gunst buhlten. „Ich habe schnell erkannt, dass ich sehr viel mehr Geld machen kann, wenn ich mich darauf spezialisiere, die exklusiven Wünsche und Bedürfnisse der Reichen und Berühmten zu befriedigen.“
    „Mit Luxushotels, deshalb die Leonidas Group“, resümierte Anna.
    „Leonidas ist mein Taufname.“ Als Kind hatte er den Namen gehasst und ihn seiner Mutter persönlich übel genommen, bis er begriff, dass sie ihm damit Stärke, Mut und Tapferkeit verleihen wollte.
    „Leonidas war König von Sparta, ein furchtloser, tapferer Mann“, sagte Anna leise.
    Leo kannte die Geschichte bis zum letzten i-Tüpfelchen. „Er führte die griechischen Streitkräfte in die Schlacht bei den Thermopylen im Jahre 480 vor Christus und opferte sich, um den Rückzug der restlichen Truppen zu decken. Ich bleibe lieber am Leben, um weiter kämpfen zu können.“
    „Wie klug und vorausschauend.“
    „Was ist mit dir, Anna?“ Leo hasste es, über sich zu reden. Es weckte Erinnerungen, denen er sich besonders hier und jetzt nicht stellen wollte. „Wovon hast du als Kind geträumt? Oder wolltest du schon immer Königin werden?“
    „Absolut nicht! Ich hatte mich bereits als Tierärztin gesehen, bis mir die Sache mit dem Blut dazwischenkam. Danach wollte ich Empfangschefin werden und Primaballerina, wie alle kleinen Mädchen.“
    „Nicht zu vergessen der Prinzessinnentraum.“
    Sofort versteifte sie sich. „Natürlich, nur sollte der ja Wirklichkeit werden … tja, das ist das Leben …“
    „Das Leben kann alles Mögliche sein. Ein Potpourri aus Enttäuschungen, Frustrationen und glücklichen Momenten.“
    „Warst du jemals wirklich glücklich, Leo?“
    „Ich würde sagen, das hängt davon ab, wie du glücklich definierst“, antwortete er zurückhaltend. „Aber ja, ich denke, ich weiß, wie sich das anfühlt.“ Wenn Anna jetzt weiter nachhakte, würde sie ihn in Schwierigkeiten bringen. Aber ganz sicher war er irgendwann auch glücklich gewesen, oder nicht? Er hatte sich alle Freiheiten genommen, die er wollte, und viel Spaß gehabt.
    Sie seufzte. „Ich glaube, ich warte immer noch auf das Glück.“
    Wieder spürte er diesen heftigen Stich in der Brust. „Warte nicht darauf, Anna“, sagte er rau, „lass es geschehen.“
    „Ich … ich versuche es.“ Der Feuerschein spiegelte sich in ihren grünen Augen wieder, ihr Blick flehte um Verständnis. „Es ist nicht so, dass ich dich nie wiedersehen will, Leo“, wisperte sie. „Aber ich kann nicht … noch nicht.“
    Ein greller Blitz zuckte über den nachtschwarzen Himmel, gefolgt von einem dumpfen Donnerschlag. Die Luft schien vor Elektrizität zu vibrieren. Leo spürte ein heftiges Brennen im Hals. Es schmeckte nach Ärger.
    „Und wie lange willst du warten?“, fragte er heiser. „Einen Monat oder ein Jahr?“
    „Ich … ich weiß nicht“, stammelte sie hilflos.
    „Dann hast du wahrscheinlich recht. Es ist wohl besser, wir sagen uns gleich hier und jetzt Lebewohl.“
    „Ich wusste, dass du das sagen würdest.“
    Heiße Wut überfiel ihn. „Was erwartest du denn von mir? Dass ich so lange Geduld habe, bis du deine lächerliche Panik vor der Presse überwunden hast?“
    „Das ist nicht fair, Leo.“
    „Das ist es nie.“
    Der Sturm brach um Mitternacht los. Prasselnder Regen klatschte auf das Dach ihres provisorischen Unterschlupfs und weckte Anna aus ihrem unruhigen Schlummer. Neben ihr lag Leo, völlig reglos, einen Arm unter den Nacken gelegt, und starrte auf die durchhängende Plane über ihren Köpfen.
    Um sich warm zu halten, lagen sie zusammen unter der Thermodecke,

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