Gegen jede Vernunft
dich mehr als alles andere zählt, nicht wahr, Anna Constantinides? Und was glaubst du, wird als Schlagzeile in der Presse erscheinen, wenn wir jetzt überstürzt heiraten? Ich nehme doch an, dass du eine baldige Hochzeit anstrebst?“
Weil sie es einfach nicht länger aushielt, umfasste sie sein Gesicht, das so dicht vor ihrem war, mit beiden Händen. Zuckte Leo zusammen, oder bildete sie sich das nur ein? „Sollen sie doch schreiben, was sie wollen“, flüsterte sie heiser, „es sind nur Spekulationen, die nichts zählen, wenn wir erst verheiratet und unser Kind in Sicherheit ist.“
Leos Blick ruhte verlangend auf ihren weichen Lippen. Heiße Lust ließ sein Blut wie sengende Lava durch die Adern fließen. Doch dann senkte er die Lider, und Annas Hände fielen kraftlos herab. Der magische Moment war vorbei.
„Ich sollte dich einfach in dein Wolkenkuckucksheim zurückschicken“, sagte er hart.
Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. „Aber das wirst du nicht tun.“
„Nein, dafür aber etwas sehr viel Schlimmeres.“
Was konnte schlimmer sein, als nach Amanti zurückzukehren und sich allein dem unausweichlichen Pressespektakel stellen zu müssen? Ihr Schicksal lag jetzt in Leos Hand, und sie konnte nichts tun außer hoffen.
„Ich werde dich heiraten, Anna“, klärte er sie überraschend sanft auf. „Allerdings nicht zu deinen Bedingungen, Sweetheart .“
„Ich … ich habe doch gar keine gestellt“, erwiderte sie kleinlaut. „Außer, dass unsere Ehe nur eine vorübergehende …“
„Was bedeuten würde, dass es keine echte Ehe, sondern eine Täuschung ist. Auf so etwas lasse ich mich nicht ein. Wenn du meinen Ring am Finger tragen willst, wirst du mein Leben und mein Bett teilen, Anna, solange es eben dauert.“
Der Schock fuhr ihr in alle Knochen. „Aber …“ Mit allem hatte sie gerechnet, nur damit nicht. „Das ist Erpressung. Du weißt, dass ich keine Wahl habe …“
„Die hat man immer.“
Nicht, wenn sie ihr Kind beschützen wollte. „Warum tust du das?“, fragte sie rau. „Ich verlange doch nichts Unmögliches von dir. Nur, dass du mir und deinem Kind für eine gewisse Zeit den Schutz deines Namens gewährst.“
„Bist du fertig?“
„Für den Moment … ja“, murmelte sie und fühlte sich zu Tode erschöpft.
„Hast du dich mal gefragt, ob es dir nicht eher um dich als um das Baby geht? Glaubst du wirklich, dass es in fünf oder zehn Jahren noch irgendjemanden interessiert, ob du dein Baby als Single oder verheiratete Frau zur Welt gebracht hast? Und dass dein Kind mehr Wert auf seinen Familienstand legen wird als auf ein warmes, sicheres Heim, in dem es von Herzen geliebt wird?“
Etwas an Leos Stimme und dem, was er sagte, traf Anna mitten ins Herz. Hatte Leo möglicherweise sogar recht? War sie mehr um sich besorgt als um ihr Baby? Hatte sie Angst, den Herausforderungen ihrer plötzlich völlig veränderten Zukunft allein gegenübertreten zu müssen?
„Leo, ich …“
Abwehrend hob er die Hand. „Wir werden heiraten, Anna“, sagte er ruhig und bestimmt. „Aber zu meinen Bedingungen. Und du hast immer noch die Wahl. Triffst du sie nicht, dann mach mich wenigstens nicht verantwortlich für deine Feigheit.“
Als Leo sein momentanes Domizil erreichte – Bobbys Apartment in Knightsbridge –, spürte er massiv die Auswirkungen des Schocks, den Annas überraschende Eröffnung bedeutete. Und zwar in Form von hämmernden Kopfschmerzen. Innerhalb einer Sekunde war er vom sorglosen Junggesellen zum werdenden Vater mutiert, und jetzt stand er quasi schon vor dem Altar.
Heirat! Unmittelbar nach der Vaterschaft die zweite Sache, für die er sich absolut nicht qualifiziert fühlte.
Und seine Unfähigkeit hatte er schon allein durch die Art und Weise bewiesen, wie er dieses Thema angepackt hatte. Aber Anna hatte ihn mit ihren eigenmächtigen Plänen so wütend gemacht. In wenigen Monaten würde sie die Mutter seines Kindes sein, und sie behandelte ihn wie einen Gehilfen oder Komplizen. Einen Samenspender und vorübergehenden Störfaktor in ihrem perfekt konstruierten Leben!
Das brachte ihn nicht nur in Rage, sondern tat auch verdammt weh. Und zwar in einem Maße, wie er es nie erwartet hätte.
Er war nicht daran gewöhnt, keine Kontrolle über eine Situation zu haben, die ihn betraf. Er war derjenige, der die Entscheidungen traf und alles ins Rollen brachte, und kein Vasall, den man nach Belieben herumschubste. Und erst recht kein Vorzeigeehemann auf Zeit!
Und eines
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