Gegen jede Vernunft
wissen.
„Jedes Mal.“
Sein Vater holte tief Luft und stieß sie zischend wieder aus. „Schien mir irgendwie das Richtige zu sein.“
„Warst du nie verliebt?“
Bobby grinste breit. „Jedes Mal, mein Junge.“
„Aber wie ist das möglich?“
„Es war einfach so. Warum fragst du?“
Leo legte den Kopf zurück und schloss die Augen. Warum sollte er damit hinterm Berg halten? Es würde ohnehin bald in allen Zeitungen stehen. „Ich werde heiraten.“
„Du scheinst nicht gerade glücklich darüber zu sein“, sagte sein Vater nach einer kurzen Pause.
„Ich weiß nicht, was ich fühlen soll.“
„Ist sie schwanger?“
„Ja.“
„Dann ist es auf jeden Fall das Richtige“, sagte Bobby überraschend ernst und erhob sich vom Sofa. „Alles andere findet sich.“
Als er die Hand seines Vaters auf der Schulter spürte, öffnete Leo die Augen.
„Ich bin sicher …“, murmelte er, vage enttäuscht über Bobbys Reaktion.
Dieser drückte seine Schulter, als wollte er noch etwas sagen, aber dann sackte seine Hand herab, und er wandte sich ab. Kurz darauf hörte Leo, wie sich die Lifttüren schlossen, und er war allein.
Seufzend zog er sein Handy hervor und starrte aufs Display. Er sollte Allegra informieren, bevor sie es von jemand anderem erfuhr. Doch den Gedanken, heute noch mit jemandem zu reden, ertrug Leo nicht. Darum verfasste er eine SMS.
Werde Anna Constantinides heiraten. Dachte, du würdest das wissen wollen. Für die Presse wird es ein gefundenes Fressen sein.
Er hatte das Handy kaum aus der Hand gelegt, da meldete es sich bereits wieder.
Wow! Ist wohl mehr auf der Insel passiert, als du erzählt hast. Wahrscheinlich ist jetzt eine Gratulation angebracht.☺ Verdammt, Leo … sag mir, dass du glücklich bist!
Leo zögerte nur kurz, ehe er die Antwort tippte: Keine Sorge, bin glücklich.
9. KAPITEL
Trotz der Anstrengungen und Aufregung des vergangenen Tages schlief Anna relativ gut. Sie wachte spät auf, bestellte Frühstück beim Zimmerservice und entschied sich für eine marineblaue Hose zur cremefarbenen Bluse. Die oberen beiden Knöpfe ließ sie offen, um ihre Perlenkette auf nackter Haut zu tragen.
Das war eine Abweichung von ihrem gewohnten Stil, aber eine ganz bewusste Geste, mit der sie sich Mut machen wollte.
Langsam ließ sie die Hand mit der Haarbürste sinken und seufzte angesichts ihrer angespannten Miene. Müsste sie nicht glücklich sein? Leo hatte zugestimmt, sie zu heiraten, damit war der drohende Skandal um ihre Schwangerschaft abgewendet. Doch was Leo ihr gestern Abend vorgeworfen hatte, ließ sie nicht zur Ruhe kommen.
Wollte sie wirklich nur seine Frau werden, um ihr Kind zu beschützen? Oder hatte er recht und es ging ihr in erster Linie um sich? War sie wirklich so ein Feigling?
Anna dachte an die reißerischen Schlagzeilen am Tag, nachdem das Foto von Alex auf Seite eins geprangt hatte, wie er in aller Öffentlichkeit Allegra Jackson küsste. Dass er ihr sogar schon einen Verlobungsring gekauft haben sollte, riss Anna den Boden unter den Füßen weg, da sie es doch war, die dieses offizielle Zeichen ihrer Zugehörigkeit am Finger tragen sollte.
Tag und Nacht hatten Paparazzi sie umlagert und bestürmt, die sich an ihrem Elend weideten und sie noch tiefer demütigten, als sie es ohnehin schon war. So blieb ihr nichts anderes übrig, als sich auf Amanti zu verbarrikadieren und zu warten, bis der Sturm vorüber war. Leider vergeblich, obwohl sich das Medieninteresse irgendwann stärker auf Alex und Allegras Wirbelwindromanze fokussierte.
Selbst ihr Abenteuer mit Leo hatte nicht so viel Aufsehen erregt, wie sie befürchtet hatte. In den Zeitungsberichten war es mehr um die spektakuläre Notlandung auf dem Wasser gegangen als um die Tatsache, dass Anna zwei Tage lang in Gesellschaft eines notorischen Playboys auf einer einsamen Mittelmeerinsel festgesessen hatte. Auch wenn sie das überraschte, nahm sie es als eine Art Geschenk an.
Doch wenn sie Leo heiratete und damit ihr Geheimnis preisgab, würde alles wieder von vorn beginnen.
Wie versprochen erschien Leo pünktlich um viertel vor elf. Obwohl sie ihn erwartet hatte, machte Annas Herz einen verrückten Sprung, als er vor ihr stand. Zum dunklen Anzug trug er ein schlichtes, kastanienbraunes Hemd, das am Hals offenstand. Wie sie ihn darum beneidete, dass er auf Farbe verzichten konnte und dabei trotzdem herausfordernd präsent und umwerfend wirkte.
Im Vergleich zu ihm wirkte sie regelrecht fade und
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