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Gegen jede Vernunft

Gegen jede Vernunft

Titel: Gegen jede Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raye Harris
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dass er in wenigen Monaten Vater würde?
    „Nicht so …“, flüsterte sie rau.
    Der Griff um ihr Handgelenk verstärkte sich, sodass sie fast aufgestöhnt hätte, doch dann war sie plötzlich frei. Leo zog sich auf die andere Sitzseite zurück und fluchte unterdrückt.
    Anna setzte sich kerzengerade hin und strich glättend über ihren zerknitterten Regenmantel. Dabei atmete sie tief und gleichmäßig. Nein, auf keinen Fall würde sie weinen. Eine derartige Schwäche wollte sie sich nicht leisten. Sie hatte Alex Santina überlebt, sie würde auch Leo Jackson überleben.
    Alex hatte ihr als Mann nicht wirklich etwas bedeutet, doch sein Betrug war wesentlich demütigender gewesen, oder nicht? Warum schmerzte es dann so sehr, dass Leo sie so schnell ersetzt hatte?
    Weil er der erste Mann gewesen ist, dem ich mich hingegeben habe. Der Mann, der meinen Körper zum Leben erweckt, mein Herz erwärmt und meine Seele berührt hat. Der Mann, der …
    „Wo bist du untergekommen?“
    „Im Crescent.“
    „Ah …“
    „Was ist falsch daran?“, fragte sie scharf.
    „Nichts“, sagte Leo und gab seinem Chauffeur Bescheid.
    Eine Weile fuhren sie schweigend, dann hielt Anna es nicht länger aus. „Du hast dir nicht lange Zeit gelassen.“
    Sein Kopf flog herum. „Pardon?“
    „Du weißt genau, wovon ich rede. Diese Frau, Donna … ist sie die Erste?“ Anna fühlte, wie er sich versteifte.
    „Wenn ich mich recht erinnere, warst du diejenige, die behauptet hat, eine Beziehung zwischen uns wäre ein Ding der Unmöglichkeit.“
    „Du weißt warum.“
    „Ich weiß, warum du das denkst“, korrigierte er. „Hast du deine Meinung inzwischen geändert? Bist du deshalb hier?“
    „Nein.“ Es war eine Lüge und doch irgendwie wahr. Denn sie brauchte ihn als Vater ihres Kindes, um dem Sturm zu trotzen, der über sie hereinbrechen würde, sobald herauskam, dass sie ein Kind von Leo Jackson erwartete.
    „Also, was willst du mir so dringend sagen? Sicher bist du nicht den ganzen Weg hierhergekommen, um zu sehen, ob ich wieder mein altes Leben führe.“
    „Was dir nicht besonders schwergefallen zu sein scheint.“ Die Spitze konnte sie sich einfach nicht verkneifen.
    „Du kannst nicht beides haben, Anna“, sagte er kalt. „Sitz meinetwegen in deinem kalten, leeren Haus und gratuliere dir dazu, einen weiteren Skandal verhindert zu haben. Aber erwarte nicht das Gleiche von mir.“
    „Das tue ich nicht“, flüsterte sie.
    Minutenlang schwiegen sie und hingen den eigenen Gedanken nach, während die unsichtbare Wand zwischen ihnen stetig zu wachsen schien. Als der Wagen hielt, schaute Anna aus dem Fenster und stellte fest, dass sie beim Crescent Hotel angekommen waren.
    Als Leo sich ihr zuwandte, wirkte er so kühl und distanziert wie ein völlig Fremder. „Wenn du mir nichts weiter mitzuteilen hast, wünschen wir uns jetzt am besten eine geruhsame Nacht.“
    „Damit du schnell zu Donna zurückkannst?“
    „So wolltest du es doch, Anna“, erinnerte er sie.
    Wo war er nur geblieben, ihr zärtlicher, leidenschaftlicher Liebhaber von der zauberhaften Insel? Obwohl sie unbedingt stark bleiben wollte, lief eine einzelne Träne über Annas Wange. „Etwas hat sich geändert …“
    Leo schwieg und schien darauf zu warten, dass sie fortfuhr.
    Inzwischen war der Chauffeur ausgestiegen, um den Wagen gegangen und öffnete die Tür. Zu den Straßengeräuschen gesellte sich ein schwacher Essensduft – etwas Indisches, möglicherweise ein Curry –, und Anna spürte, wie sich ihr Magen hob. Abrupt presste sie eine Hand vor den Mund.
    „Anna?“
    Der Hauch von Besorgnis in der kühlen Stimme verlieh ihr die dringend benötigte Courage. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen.
    „Ich bin schwanger, Leo!“, platzte es aus ihr heraus.

8. KAPITEL
    Leo musste sich verhört haben. Die Welt schien stillzustehen, die Geräusche außerhalb des Wagens verdichteten sich zu einem schrillen Misston und peinigten sein Gehör. Wie betäubt starrte er in ihr blasses Gesicht mit den übergroßen Augen.
    Das lange Haar trug Anna wie gewohnt hochgesteckt, um den Hals trug sie die gleiche Perlenkette wie auf der Insel. Ihr weißer Regenmantel stand im starken Kontrast zu dem dunklen Interieur der Limousine, ihrem schwarzen Pulli und der ebenfalls schwarzen Hose. Keine Farbe. Anna Constantinides mochte keine Farben.
    „Wie?“, fragte er harscher als beabsichtigt. Es war wohl der Schock.
    „Keine Ahnung. Ich habe seit Monaten die Pille genommen … außer

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