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Gegen jede Vernunft

Gegen jede Vernunft

Titel: Gegen jede Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raye Harris
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hatte er sich zähneknirschend eingestehen müssen, als Anna Constantinides heute so überraschend und vehement in sein Leben zurückgekehrt war. Er war immer noch verrückt nach ihr. Eine kurze Berührung, ein Hauch ihres betörenden Dufts, und er war verloren. In einer Sekunde brachte sie fertig, was keine Frau nach seiner Rückkehr von der Insel geschafft hatte. Und wenn er sie schon heiraten musste, dann wollte er das auch genießen.
    Als sich die Lifttüren zum Apartment öffneten und er im Wohnzimmer den Fernseher hörte, erstarrte Leo. Offenkundig war er nicht allein.
    Seit Leo in London weilte, hatte sein Vater es sich schon zur Gewohnheit gemacht, immer mal wieder reinzuschauen , wie Bobby es nannte. Fast so, als wollte er die verlorenen Jahre nachholen, in denen sie sich nicht gesehen hatten. Es verband sie zwar immer noch keine typische Vater-Sohn-Beziehung, aber als Leo nach London kam, hatte er beschlossen, die Vergangenheit endgültig zu begraben und den Kontakt zwischen ihnen zu intensivieren.
    Das funktionierte nicht ganz problemlos, wurde aber von Mal zu Mal leichter.
    Leo wollte in einem seiner Hotels unterkommen, während er sich nach einem passenden Haus umsah, doch Bobby bestand darauf, dass er sein Apartment bewohnte, das er selbst kaum nutzte. Zunächst dachte er daran abzulehnen, doch der hoffnungsvolle Ausdruck auf dem Gesicht seines Vaters machte es ihm unmöglich.
    „Er hat dich schrecklich vermisst“, verriet ihm Allegra irgendwann, doch das konnte Leo kaum glauben.
    „Hat er das gesagt?“
    Daraufhin hatte seine Schwester den Kopf geschüttelt und ihn beschwörend angesehen. „Nicht mit Worten.“ Allegra war die Gute, die Sanftmütige der verrückten Jacksons, die sich immer Harmonie und Frieden zwischen allen Familienmitgliedern wünschte. „Aber seit du zurück bist, kennt er kein anderes Thema mehr als dich.“
    Seufzend strich sich Leo über die schmerzende Stirn. Bobby war im Grunde kein schlechter Kerl, nur sehr impulsiv und ziemlich verantwortungslos. Und die letzte Person, auf die er im Moment treffen wollte …
    „Hey, Leo!“, wurde er bei seinem Eintritt begeistert begrüßt. Sein Vater saß mit einer Flasche Bier in der Hand vorm Fernseher und sah sich ein Fußballspiel an.
    „Dad.“
    „Irgendwas nicht in Ordnung, Sohn?“
    Dass man ihm seinen Zustand offenbar deutlich ansah, überraschte ihn weniger als der Umstand, dass er ausgerechnet Bobby auffiel.
    Ja, alles! hätte er am liebsten laut geschrien. Hilf mir, das Dilemma zu bewältigen, Dad.
    „Nichts, womit ich nicht klarkomme“, sagte er stattdessen. Dass man nicht gut beraten war, wenn man auf Bobby Jackson zählte, hatte er schon vor vielen Jahren lernen müssen. Nicht, dass er einem Böses wollte, meistens griff er einfach völlig daneben. So wie auf Allegras Verlobungsparty, wo er seiner Tochter vor allen Gästen alkoholgeschwängert zu ihrem außerordentlich guten Fang gratuliert hatte.
    Nicht gerade einer seiner besten Momente.
    Bobby zuckte gutmütig mit den Schultern. „Du warst schon immer ein schlauer Kerl, der gut auf sich aufpassen konnte. Das hast du von deiner Mutter. Ich bin ungeheuer stolz auf dich, weißt du das eigentlich?“
    Die Erwähnung seiner Mutter versetzte Leo einen feinen Stich ins Herz, obwohl sich Bobby schon vor langer Zeit bei ihm für sein Verhalten entschuldigt hatte.
    „Ja, danke“, murmelte er einsilbig.
    „Willst du, dass ich gehe?“
    Er wollte es und wollte es auch wieder nicht. „Nur, wenn du willst.“
    Bobby lehnte sich bequem zurück und trank einen Schluck Bier. „Chantelle veranstaltet heute Abend bei uns so eine verdammte Mädchensause, darum habe ich mich verdrückt. Frauen im Paket sind nur schwer zu verdauen, sag ich dir!“
    Leo ging in die Küche, nahm sich auch ein Bier aus dem Kühlschrank und gesellte sich zu seinem Vater auf die Couch. Eine Weile sahen sie Fußball. Das einträchtige Schweigen wurde nur ab und zu von Bobbys deftigen Flüchen durchbrochen. Leo versuchte vergeblich, den sauren Geschmack in seinem Mund wegzuspülen. Warum hatte er Bobby nicht weggeschickt? Mit ihm hier zu sitzen, war wie mit einem alten College-Kollegen sinnlos abzuhängen. Es gab irgendetwas, das einen verband, nur hätte man ums Verrecken nicht sagen können, was es war.
    „Warum hast du eigentlich geheiratet?“, fragte Leo, nachdem er eine Weile vor sich hin gegrübelt hatte.
    Bobby griff nach der Fernbedienung und stellte den Ton aus. „Welches Mal?“, wollte er

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