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Gegen jede Vernunft

Gegen jede Vernunft

Titel: Gegen jede Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raye Harris
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die Angaben zu überprüfen, sondern beantwortete stattdessen konzentriert die Fragen des Arztes.
    Dieser kleine Zwischenfall erinnerte sie wieder daran, dass sie eben keine normalen Eheleute waren – und nie sein würden. Jedenfalls nicht im konventionellen Sinn.
    Der Rest war Routine. Der Gynäkologe beantwortete Annas drängendste Fragen, verschrieb ihr ein Mittel gegen Schwangerschaftsübelkeit, sagte ihr, ab wann ein Geburtsvorbereitungskurs infrage kam, wann der nächste Vorsorgetermin stattfinden sollte und was dabei gemacht würde.
    Danach verließen sie die Praxis und stiegen in Leos Luxuslimousine. Anna spürte ein schmerzhaftes Ziehen in der Brust, das allerdings keine körperliche Ursache hatte. Wie hatte sie glauben können, sie könnte einfach so von Leo verlangen, sie wegen des Kindes zu heiraten? Oder diesen verrückten Plan durchführen, ohne davon berührt zu werden?
    Der Moment, als sie Hand in Hand dem flatternden Herzpochen ihres Babys gelauscht hatten, war einer der bewegendsten Momente ihres ganzen Lebens gewesen.
    „Wie fühlst du dich?“, fragte Leo.
    Was soll ich ihm darauf antworten? Verwirrt, verloren, einsam … verunsichert?
    „Es geht mir gut“, behauptete sie und blinzelte die aufsteigenden Tränen weg.
    Leo lächelte zum ersten Mal an diesem Tag. „Also, für mich war es ziemlich überwältigend“, gestand er offen.
    „Auf jeden Fall“, bestätigte Anna. „Und ich glaube, dieses Gefühl wird noch eine ganze Weile anhalten.“
    Er seufzte. „Ich denke, damit liegst du absolut richtig.“
    „Es tut mir leid, Leo.“
    „Was tut dir leid?“, fragte er überrascht.
    „Alles … wenn ich damals auf der Insel stärker gewesen wäre …“
    „Stopp!“, unterbrach er sie. „Vergiss nicht, ich war dabei und weiß sehr gut, wie alles gewesen ist. Und an der jetzigen Situation bin ich genauso beteiligt wie du.“
    „Ich wollte nicht …“ Anna brach ab. Natürlich hatte sie gewollt! Und zwar alles, was sich ihr bot. „Du hast recht“, wechselte sie abrupt die Richtung. „Ich war nicht die Einzige, die sich nicht im Griff hatte.“
    Als Leo lachte, klang es nicht zynisch, sondern fast zärtlich. „Ich weiß, dass du glaubst, nur existieren zu können, wenn du jede Sekunde jeden einzelnen Tages gnadenlos unter Kontrolle hältst. Aber so funktioniert es nicht. Anna. Jeder Mensch darf Fehler machen. Er hat sogar das Recht dazu.“
    „Ich weiß … aber es ist so unglaublich schwer, locker zu lassen.“
    „Kein Wunder! Du bist ja auch regelrecht für ein Prinzessinnen-Dasein an Alex’ Seite dressiert worden.“
    „Aber niemand macht sich gern zum Narren, oder?“, protestierte sie schwach.
    „Natürlich nicht, doch wenn man alles so verkrampft angeht, wie du es tust, dann gibt man anderen viel zu viel Macht über sich.“
    „Für dich ist es einfach, so etwas zu sagen“, schnappte Anna, die sich wieder einmal in der Falle fühlte. „Wann bist du je Gegenstand negativer Aufmerksamkeit gewesen? Wann hat man dir je etwas anderes als Komplimente und Schmeicheleien zugemutet?“
    Leo verzog keine Miene. Erst als Anna schwieg und ihn ebenso defensiv wie erwartungsvoll ansah, lächelte er schwach.
    „Schon vor meiner Geburt, Sweetheart “, klärte er sie ruhig auf. „Bobby Jackson hatte eine Affäre mit meiner Mutter, obwohl er verheiratet war. Damals war er auf dem Zenit seiner Fußballkarriere und ein selbstverliebter Flegel. Als die Presse von seinem folgenschweren Seitensprung Wind bekam, ließ sich seine erste Frau von ihm scheiden. Natürlich hat er die Vaterschaft rigoros bestritten.“
    Er klang distanziert und abgeklärt, doch so leicht ließ sich Anna nicht täuschen. Dafür klangen die Formulierungen zu glatt und einstudiert. Leo war sehr bemüht, jegliche Emotionen aus seiner Stimme zu verbannen, und gab sich den Anschein milder Ironie. Als wollte er sagen: Halb so schlimm. Wie du siehst, habe ich überlebt.
    „Aber inzwischen bist du doch ein echter Jackson“, versuchte Anna ihn aus der Reserve zu locken und hätte sich im nächsten Moment am liebsten dafür geohrfeigt. Du schaufelst dir noch dein eigenes Grab, Anna Constantinides! ging sie mit sich selbst ins Gericht.
    „Ja, dank einer erneuten Schlagzeile, als ich gerade mal zehn Jahre alt war. Meine Mutter wurde von einem betrunkenen Autofahrer getötet, und ich erbte neben ihrem Vermögen den DNA-Test, der bewies, dass Bobby Jackson mein Erzeuger war. Und nach einem von den Medien viel beachteten

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