Gegen jede Vernunft
gerieben? Da muss dies alles doch unglaublich demütigend für dich sein. Nicht nur, dass du mit einem räudigen Straßenköter zusammen warst, du hast dir auch noch Flöhe bei ihm eingefangen.“
Seine Brutalität und Bitterkeit verschlugen ihr den Atem. „Jetzt spielst du aber das Sensibelchen , Leo“, konterte sie hitzig. „Warum reagierst du plötzlich so empfindlich? Mal ehrlich, in Wirklichkeit willst du doch weder Ehemann noch Vater werden. Denn wenn es anders wäre, warum hast du dann nicht Jessica Monroe geheiratet?“
Auch wenn Leo sich äußerlich nichts anmerken ließ, wusste Anna, dass der Pfeil getroffen hatte. Die Luft um sie herum schien vor Elektrizität zu knistern, seit sie den Namen der Frau erwähnt hatte, mit der er laut Internetrecherche in L. A. fest zusammen gewesen war. Mit klopfendem Herzen wartete Anna auf eine Antwort.
Als sie endlich kam, klang seine Stimme kühl und beherrscht.
„Jessica und ich sind zu einer gemeinsamen Entscheidung gekommen und haben uns einvernehmlich getrennt.“
Was für eine gesetzte, nichtssagende Erklärung. So leicht würde sie ihn nicht davonkommen lassen. „Und keine sechs Monate später hat sie einen anderen geheiratet und ein Kind adoptiert.“
„Wir hatten einfach unterschiedliche Ziele.“
„Ach, so nennt man das?“ Warum konnte Leo nicht zur Wahrheit stehen, die ohnehin für jedermann sichtbar war? Immerhin zelebrierte er seinen Lebensstil vor den Augen der Presse und wechselte die Frauen so häufig wie andere Männer ihre Oberhemden.
Leo Jackson und Vokabeln wie Ehemann und Familienmensch gehörten einfach nicht zusammen.
„Mein Verhältnis zu Jessica Monroe hat nicht das Geringste mit unserer Beziehung zu tun“, sagte er gepresst. „ Wir werden heiraten, und das Kind ist bereits unterwegs, wenn du dich erinnerst.“
„Wie könnte ich das vergessen?“, flüsterte sie und versuchte, den dicken Kloß in ihrem Hals herunterzuschlucken. Irgendetwas ging zwischen ihnen vor, das sie nicht verstand. Es machte sie wütend und hilflos zugleich. Obwohl sie beide kein Blatt vor den Mund nahmen, wurde sie das Gefühl nicht los, dass jeder etwas anderes sagte, als er wirklich meinte. Es war wie ein Gang durch ein Labyrinth. Keiner von ihnen schien den richtigen Weg zu kennen oder wusste, was ihn hinter der nächsten Ecke erwartete.
Sein Verlangen nach ihr trieb ihn in den Wahnsinn!
Dabei war Leo immer noch verstimmt über ihr Gespräch am Morgen, verbannte den Ärger aber so weit wie möglich in den Hinterkopf und machte sich mit Anna auf die Suche nach einem passenden Haus. Ihr überraschendes Auftauchen und die noch überraschendere Eröffnung, dass sie von ihm schwanger war, hatten das Thema kurzfristig etwas in den Hintergrund geraten lassen. Doch angesichts ihrer Heiratspläne war es jetzt dringender denn je.
Sie fuhren in Richtung Knightsbridge, um sich eine exklusive, zweigeschossige Wohnung in einem historischen Gebäude anzusehen. Anna hatte den Makler auf den fünfhundert Quadratmetern regelrecht in die Mangel genommen und ihn über sämtliche Details der Luxusimmobilie ausgequetscht, sodass der überforderte Mann sich schließlich mit einem dringenden Telefonat entschuldigte. Jetzt stand er mit dem Handy am Ohr und einer Zigarette in der Hand vor dem Gebäude und wartete auf ihre Entscheidung.
Anna stand mitten in einem der Schlafzimmer, die im oberen Geschoss lagen, und kehrte ihm den Rücken zu. Das gab Leo Gelegenheit, ihre schlanke, biegsame Figur zu bewundern. Wie gewöhnlich trug sie ein klassisches Twinset in hellem Grau zum anthrazitfarbenen Bleistiftrock, dazu überraschenderweise hohe Absätze, was ihre Beine unglaublich lang und sexy wirken ließ. Um den Hals lag die unvermeidliche Perlenkette, mit der sie unbewusst spielte, wie immer, wenn sie nervös oder nachdenklich war.
Das lange Haar fiel offen über ihren Rücken herab, und Leo musste sich beherrschen, um nicht seine Hände in der dunklen seidigen Flut zu vergraben, Anna an sich zu ziehen und sie bis zur Besinnungslosigkeit zu küssen …
Anna trug ihr Haar sonst nie offen. Und der Effekt auf Leo war katastrophal. Er konnte sich nicht erinnern, wann ihn allein der Anblick einer Frau so schmerzhaft erregt hatte wie in der letzten Stunde, während er ihr durch die Wohnung gefolgt war und anstatt auf bauliche Details wie paralysiert auf ihre runde Kehrseite und die aufregenden Beine gestarrt hatte.
Doch neben dem sexuellen Hunger gab es auch ein
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