Gegen Vaters Willen
kann keine Beziehung mit Mädchen führen, ohne dass sie es irgendwann hören wollen. Charleen hat mich regelrecht dazu gedrängt, es zu sagen, obwohl ich mich nicht danach gefühlt habe. Ich hab es gesagt, doch im Grunde habe ich sie angelogen.”
Ryan schwieg und trank einen Schluck Bier. Er hoffte, dass Leon ihm die Frage nicht zurückstellen würde, doch er hoffte umsonst.
„Warst du schon mal verliebt?”
Ryan stand auf und stellte sich nur mit seinem Pyjama bekleidet ans offene Fenster. Die Kälte trieb ihm die Tränen in die Augen. Er wusste nicht, wie er diese Frage umgehen sollte, ohne Leon anzulügen.
„Kannst oder willst du nicht antworten?”, fragte Leon.
Ryan hörte ihn grinsen. „Beides! Ich darf nicht und ich will nicht!”
Leon nickte. Er hatte verstanden, was Ryan ihm damit sagen wollte und ließ das Thema fallen.
Es klopfte, und Eileen McCoy betrat das Zimmer mit einem Tablett, auf dem das Abendessen für die Jungs stand. Zusätzlich zog sie aus der Tasche ihrer Schürze für jeden eine Tafel Schokolade und einen Becher Jogurt.
Die Jungs strahlten sie dankbar an und Ryan gab seiner Mum einen Kuss auf die Wange, bevor sie ihnen lächelnd eine gute Nacht wünschte und das Zimmer verließ.
„Ich will dich jetzt echt nicht ärgern, das weißt du. Aber ich schätze, sie sieht in dir entweder einen Sohn oder einen Schwiegersohn. Das kannst du dir jetzt aussuchen.”
Leon lachte auf. „Oh, ich weiß nicht. Sohn … das würde heißen, ich wäre dein Bruder. Und da ich davon genug habe …” Er biss sich auf die Unterlippe.
„Lieber Schwiegersohn?”, neckte Ryan ihn.
„Hättest du wohl gern, was?”, gab Leon frech zurück, doch Ryan hob nur kurz die Augenbrauen und biss in ein Stück Tomate.
Darauf wollte er Leon keine Antwort geben, die konnte der sich hoffentlich allein denken.
Als Leon am nächsten Abend so unvermutet ins Zimmer platzte, schrak Ryan heftig zusammen. Er war in eines seiner Computerhandbücher vertieft gewesen und hatte ihn nicht gehört. Für Leon, der ihn kurz beobachtet hatte, war es ein schönes Bild. So wie Michelle es vorhergesagt hatte; Ryan im Snoopy-Pyjama eingekuschelt in Snoopy-Bettwäsche und seinem Snoopy auf dem Schoß.
„Meinst du, Snoopy versteht, was er da liest?”, fragte er und schloss leise, aber hörbar das Fenster.
Ryan starrte ihn an und warf das Buch nach ihm.
„Scheiße, Blake! Schleich dich doch nicht so an!”
„Sorry.” Leon verkniff sich das Lachen und zog seine Jacke aus.
„Ja, er versteht das. Snoopy ist genauso klug wie ich!”
Sie warfen sich amüsierte Blicke zu.
„Was gibt es neues in der lauten und überfüllten Welt von Mountain Creek, außerhalb dieser erschreckend niedrigen Mauern?”, fragte Ryan mit theatralischem Unterton.
Leon lachte, legte die Füße aufs Bett und überging die letzte Bemerkung, in der nicht nur Theatralik, sondern ganz eindeutig auch Sarkasmus zu hören war, denn Ryan hatte wieder einmal den ganzen Tag arbeitend auf dem Hof verbracht. Stattdessen fragte er den anderen, was dieser für Silvester geplant habe.
Ryan legte übertrieben die Stirn in Falten, einen Finger an die Lippen und sah nachdenklich zur Decke.
„Mal sehen … ich könnte mich für unsere lange Yacht entscheiden, nach Malibu schippern und mit der Highsociety eine fette Party feiern. Oder ich schnappe mir unseren Helikopter und fliege …”
„Schon gut, Snoopy”, unterbrach Leon ihn. „Mic hat mich vorhin angerufen und gefragt, ob wir mit ins Delaware kommen.”
„Klar, nachts arbeitet nicht mal mein Vater”, sagte Ryan und zuckte mit den Schultern.
„Sag mal, hast du irgendwas genommen?”, fragte Leon mit hochgezogenen Augenbrauen und musterte Ryan besonders intensiv.
„Nein, nur meine tägliche Dosis Weihnachtsnachterinnerung.” Ryan grinste ihn frech an und warf ihm fröhlich Snoopy an den Kopf.
„Verstehe. Du solltest die Dosis verringern, anscheinend bekommt sie dir nicht.”
„Ich denke eher, ich sollte sie erhöhen”, konterte Ryan und zwinkerte Leon zu, doch der ging nicht weiter darauf ein. Er schnappte sich stattdessen seinen Pyjama und verschwand erstmal im Bad, nachdem er Snoopy aufs Bett zurückgeworfen hatte.
Am Silvesterabend überlegte Ryan nicht lange, was er anziehen wollte. Er stieg in hellblaue Jeans und zog sich einen schwarzen Pullover über den Kopf. Seine Zigaretten und das Handy verschwanden in der Jacke, dann verließ er sein Zimmer.
„Hey, Ryan!”, rief ihn sein
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