Gegengift: Europa stiehlt euch die Zukunft. Wie ihr euch wehrt. (German Edition)
Zeitfaktor unterschätzt“, meint er heute. „Du musst sieben Tage die Woche zehn bis zwölf Stunden vor Ort sein, sonst funktioniert es nicht.“
Auch hier gilt: Ein Unternehmer lernt am besten von Unternehmern.
Berufserfahrungen in einem Konzern, selbst wenn es Managementerfahrung war, schadet eher. Ich habe gelegentlich mit ehemaligen Managern zu tun, die gefeuert wurden und ihre eigene Firma gründen wollen. In ihren Zielen geht es meist um Vorstandsgehälter, Sekretärinnen und Dienstwagen. Einmal waren drei dieser Herren mit tollen Lebensläufen bei mir. Sie wollten ein Start-up im Gesundheitsbereich gründen. Eigenes Geld wollten sie nicht investieren und wer ihr Produkt verkaufen würde, wussten sie auch noch nicht. Dafür konnten sie meine Frage nach ihren Geschäftsführerbezügen ganz genau beantworten. 550.000 für alle drei zusammen. Das hätte bedeutet, dass jeder von ihnen vom Start weg 15.000 Euro monatlich bekäme. Ich schickte sie nach Hause, ohne mir ihr Produkt angesehen zu haben. Die drei waren kluge Leute, aber als Unternehmer werden sie kein Glück haben.
Drittens. Schreibt einen Businessplan. Ihr braucht ihn, um eure Geschäftsidee Banken und Investoren vorzustellen und um selbst ein klares Bild von eurem Unternehmen zu entwickeln. Ein Businessplan sollte einfach, kurz und klar sein und alle wesentlichen Informationen enthalten. Die meisten Businesspläne, die ich auf den Tisch bekomme, haben den Umfang von Dissertationen und enthalten nur Blabla. Beschreibt eure Produkte und Dienstleistungen und was euch von euren Mitbewerbern unterscheidet. Analysiert den Markt, schildert eure Preispolitik und skizziert ein Szenario für den Fall, dass die Preise nach eurem Markteintritt sinken. Macht eine realistische und eher konservative Finanzplanung, die auch dann hält, wenn etwas schiefgeht. Wenn ihr glaubt, dass ihr nach einem halben Jahr die ersten Umsätze macht, schreibt lieber ein Jahr hinein.
Viertens. Wählt eine Rechtsform für euer Unternehmen. Es empfiehlt sich eine GesmbH, die ihr mithilfe eines Notars gründen könnt. Geht eure Firma pleite, haftet die Gesellschaft außer bei Steuern, Sozialversicherungsbeiträgen und bestimmten Krediten nur mit dem Stammkapital, während ein Einzelunternehmer mit seinem ganzen Vermögen geradesteht. Das Stammkapital ist jene Summe, die ihr der Gesellschaft bei Gründung laut Gesetz übertragen müsst. In Deutschland sind das 25.000 Euro, in Österreich 35.000. Mindestens die Hälfte davon müsst ihr sofort auf das Konto der Gesellschaft einzahlen. Der Notar nimmt für seine Dienste zwischen 1.000 und 2.000 Euro.
Fünftens. Trefft eine kluge Partnerwahl. Manche Unternehmer sind Einzelkämpfer und ziehen mit großem Geschick ganz allein eine Firma auf. Jungunternehmer tun sich damit eher schwer. Mangels Erfahrung können sie nicht alles nötige Wissen in sich vereinen. Wenn eure Ideen besser als die von Daniel Düsentrieb sind, euer Geschäftssinn aber dem von Donald Duck ähnelt, braucht ihr einen kaufmännischen Geschäftsführer.
Ich selbst bin nicht der große Sympathieträger, wie ihr vielleicht schon bemerkt habt. Es kann vorkommen, dass ich jemanden einen Arschkriecher nenne, wenn ich ihn für einen halte. Das macht mich zu einem eher schlechten Verkäufer. Bei einem Managementseminar in den USA kam ich zu dem Schluss, dass ich dieses Manko am effizientesten durch einen qualifizierten Partner ausgleichen konnte. Ein gemeinsamer Freund stellte mir Florian vor. Florian arbeitete bei einer Bank und war auf dem Sprung in die Selbstständigkeit. Wir machten ein paar Geschäfte miteinander, um zu sehen, wie es funktioniert. Bei einigen Caipirinhas beschlossen wir schließlich, eine Corporate-Finance-Firma aufzumachen und international auszubauen. Er verkauft, ich rechne.
Halbe-halbe-Partnerschaften funktionieren erfahrungsgemäß gut, sofern die Fähigkeiten wie bei uns komplementär und die Ziele gleich sind. Wenn beide gut verkaufen aber nicht rechnen können, scheitert die Firma ebenso, wie wenn einer einen Konzern aufziehen und der andere in fünf Jahren aussteigen und sich zur Ruhe setzen will.
Mehr als zwei Partner sind schwierig. Es gibt dann eine Tendenz zu Gruppenbildungen und Intrigen. Die Schwierigkeiten beginnen schon damit, einen Termin zu finden, an dem alle Zeit haben. Wenn es fünf Partner sind, haben sie bei Besprechungen acht Meinungen und der Kompromiss ist immer schlecht. Manche Leute sind für so etwas gebaut, aber es braucht
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