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Gegengift: Europa stiehlt euch die Zukunft. Wie ihr euch wehrt. (German Edition)

Gegengift: Europa stiehlt euch die Zukunft. Wie ihr euch wehrt. (German Edition)

Titel: Gegengift: Europa stiehlt euch die Zukunft. Wie ihr euch wehrt. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Hörhan
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ist. Doch eines Tages werden diese Kinder das Vermögen verwalten oder das Familienunternehmen führen müssen, und das lernen sie am besten im Dunstkreis der Macht.
    Diese Familien haben die nötigen Kontakte, um an so einen Job zu kommen, doch es geht auch ohne. Als eine junge freie Journalistin überraschend Assistentin eines mächtigen Zeitungszaren wurde, fragte ich sie, wie sie das gemacht hatte. „Ich habe ihn einfach angerufen“, sagte sie. „Ich habe die Nummer des Unternehmens mit der Null hinten dran gewählt, mich in sein Büro verbinden lassen und beim dritten Versuch hatte ich ihn dran.“
    Als Assistenten wird eure Karriere lange mit eurem Mentor in Verbindung gebracht. Wenn ihr für einen Gewinner arbeitet, könnt ihr bei jeder künftigen Bewerbung damit glänzen. Wenn euer Mentor abstürzt, gefeuert wird oder sogar im Gefängnis landet, trifft euch das ebenfalls. Der zuvor erwähnte deutsche Banker musste schließlich wegen eines Steuervergehens unehrenhaft gehen. Für meinen Bekannten war das alles andere als angenehm. Trotzdem hat er jetzt einen Spitzenjob in der Schweizer Finanzbranche. Er musste ein paar ungeplante Umwege nehmen, doch die Fertigkeiten, die er als Assistent erworben hatte, konnte ihm niemand mehr nehmen. Sie waren mehr wert als ein schillernder Name im Lebenslauf.

Thema drei
Start up!
    Mir wurde klar, dass ich Unternehmer werden will, als ich in der Schule meine erste Geschäftsidee hatte. Sie war nicht gerade spektakulär. Ich stellte fest, dass meine Mitschüler Probleme in Rechnen hatten, während ich gut darin war. Also gab ich Mathematiknachhilfe. Wenn ich durch eigenes Können und eigene Ideen Geld verdienen und vermehren konnte, dachte ich damals, wäre ich dumm, im Sold anderer deren Geld zu verdienen und zu vermehren. Jeder Blick auf meine Konten bestätigt heute meine Entscheidung.
    Bevor ihr eine eigene Firma gründet, müsst ihr euch trotzdem fragen, ob ihr das Zeug dafür habt. Es ist Mode geworden, euch zur Selbstständigkeit zu verführen. Politiker täuschen damit über ihre Versäumnisse in der Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik hinweg. Europa kracht, die Wirtschaft stagniert, es gibt keine Jobs mehr? Dann macht euch doch mal eben selbstständig, und wenn ihr es nicht tut, seid ihr Weicheier.
    Journalisten nähren unrealistische Ziele von Jungunternehmern, indem sie ihre Erfolge falsch darstellen. Ich war einmal am Verkauf eines Münchner IT -Start-ups beteiligt. Die Zeitungen zeigten die vier Gründer und schrieben, dass sie über Nacht reich geworden seien. Sie hätten nur fünf Jahre nach der Gründung 55 Millionen Euro für ihre Firma bekommen. Die 55 Millionen stimmten sogar, die Wahrheit sah trotzdem anders aus. Nur 35 Millionen flossen sofort, 20 waren davon abhängig, ob die Firma in Zukunft bestimmte Ziele erreichen würde. 25 Millionen zahlte der Käufer, ein börsennotiertes Telekomunternehmen, mit eigenen Aktien und der Auflage, dass das Quartett sie erst fünf Jahre später zu Geld machen durfte. Niemand wusste, wie viel die Aktien dann noch wert sein würden. In bar zahlte der Käufer 10 Millionen. Von diesen 10 Millionen bekamen 6 Millionen die Banken und Geldgeber, die das Start-up finanziert hatten. Blieb für jeden der vier Gründer 1 Million. Nach Steuern waren es circa 600.000 bis 700.000 Euro pro Person. Eine hübsche Summe, aber die vier können damit nicht, wie in den Medien kolportiert, bis an ihr Lebensende im Luxus schwelgen.
    Dutzende Publikationen verkaufen euch das Unternehmertum als eine Art inspirierten Spaziergang im Rahmen einer Vier-Stunden-Woche: Unternehmer lassen kreativ die Seele baumeln, während ihre Mitarbeiter die Arbeit machen. Da ist dann oft von Warren Buffett die Rede. Sein erstes Geld verdiente er mit sechs Jahren, als er Coca-Cola Flaschen günstiger einkaufte, als er sie verkaufte. Als Schüler stellte er Flipperautomaten in Friseurläden auf. Mit elf kaufte er seine ersten Aktien und danach brachte er es ganz locker zu 50 Milliarden Dollar Privatvermögen.
    Zum Glück ist es nicht so einfach, sonst wäre mir als Unternehmer wohl auch recht langweilig. Unternehmer delegieren nicht tagsüber an ihre Mitarbeiter, um abends als Networker auf Empfängen zu glänzen, wie es euch gerne weisgemacht wird. Selbstständig zu sein bedeutet harte und systematische Arbeit, auch für Warren Buffett.
    Ihr müsst keine Wunderkinder sein, um Unternehmer zu werden. Ein durchschnittlicher IQ und die Genialität eines

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