Gegenschatz
hast keine Wärme bekommen?»
«Nicht wirklich! Ich musste nur funktionieren.»
Meine eigene Kindheit drängt sich unwillkürlich in mein Bewusstsein. Gegen Marc lebte ich im wahren Paradies. Plötzlich sieht er mich an. Seine Augen leuchten geheimnisvoll in der Dunkelheit.
«Ich habe euch gehört, wie ihr Musik gemacht habt! Seit wann spielst du Gitarre?»
«Schon lange, aber dennoch nicht sehr oft! Meine Eltern halten nichts von Gitarre, deshalb musste ich Geige lernen und die Gitarre habe ich nur herausgeholt, wenn sie nicht da waren.»
«Deine Eltern hätten dein Talent erkennen müssen!»
Ich fühle mich geschmeichelt.
«Tust du immer, was deine Eltern von dir wollen?»
«Meistens schon!», gebe ich zu und das gute Gefühl von eben ist wieder verschwunden.
«Warum?»
Ich drücke mich auf dem Sitz herum, bevor ich antworte.
«Ich bin es so gewohnt. Nur so bekam ich ihre Zuneigung!»
«Das ist grausam!»
Seine Reaktion verunsichert mich. Meine Eltern wollten doch immer nur das Beste für mich.
«Wirklich?»
«Ja. Ein Kind muss man bedingungslos lieben, auch wenn es anders ist, als man es sich wünscht!»
Etwas ähnliches hatte auch Tamara gesagt. Es kommt mir vor, als zöge mir jemand den Boden unter den Füßen weg. Meine Eltern lieben mich doch, da bin ich mir immer sicher gewesen.
«Wie war es bei dir, ich meine bevor….?»
«Bevor mein Vater arbeitslos wurde, ging es mir gut. Wir waren eine glückliche Familie. Wir unternahmen viele gemeinsame Ausflüge, meine Mutter sang fröhliche Lieder bei der Hausarbeit und mein Vater war ein erfolgreicher Manager. Und ja, ich fühlte mich von meinen Eltern bedingungslos geliebt. Alles ging gut, bis mein Vater nach einem Burnout nicht mehr fähig war zu arbeiten und er seinen Kummer im Alkohol versenkte. Danach ging alles bergab. Wir mussten von dem großen Haus in eine kleine Wohnung einziehen, weil wir uns die Miete nicht mehr leisten konnten, dann wurde mein Vater jähzornig und begann uns zu schlagen.»
Wir schweigen wieder und ich fühle mich unglaublich elend. Da spüre ich plötzlich, wie eine warme Hand nach meiner greift und zärtlich mit dem Daumen über meinen Handrücken streichelt. Seine Wärme fließt in mich hinein und erfüllt meinen ganzen Körper mit unendlichem Wohlgefühl.
«Du bist jetzt erwachsen, Julia! Du bist nicht mehr von deinen Eltern abhängig. Du kannst deine eigenen Wege gehen, herausfinden was du selbst willst.»
Ich drücke seine Hand, die so wohlig in meiner ruht und schwebe über dem Boden.
«Wer war denn die heiße Braut, die dich besucht hat?», fragt er plötzlich und versetzt mir damit einen Stich.
Ich ziehe meine Hand fort.
«Meine Schwester!», antworte ich missmutig. Er hat diesen wundervollen Moment einfach so zerstört!
«Tatsächlich! Sie sieht dir gar nicht ähnlich!», stichelt er weiter. Warum macht er plötzlich alles wieder kaputt?
«Wie heißt sie?»
«Tamara!», rufe ich frustriert.
Ich kann es nicht recht erkennen, aber es kommt mir vor, als grinse er breit. Er lacht mich aus, macht sich über mich lustig!
Plötzlich beugt er sich zu mir herüber. Seine Hand öffnet meinen Dutt, so dass die noch immer feuchten Haare herabfallen. Dann greift er in meinem Nacken, zieht mich zu sich heran und dann küsst mich! Seine vollen Lippen liebkosen meinen Mund. Ich kann es nicht glauben. Marc Rossmann küsst mich und es schmeckt unsagbar gut. Ich sauge seinen männlichen Duft in mich hinein und fühle, wie Stromstöße meinen Körper durchzucken bis hinein in meine Vagina. Ich will ihn, ich habe ihn von Anfang an begehrt. Ich sollte es ihm nicht so leicht machen, mich wehren, ihn zurück stoßen, aber ich küsse zurück und keuche vor Lust. Ich ärgere mich über mich selbst. Mein Körper gehorcht mir nicht! Doch dann ist sein Mund wieder verschwunden.
Marc lehnt sich wieder in seinen Sitz zurück und grinst – so weit ich das erkennen kann. Was war das denn? Macht er sich jetzt wieder über mich lustig? Wut steigt in mir auf.
«Was sollte das?», keife ich ihn an.
«Ich wollte nur mal sehen wie du schmeckst!»
«Und?»
«Sehr lecker! Süß, leidenschaftlich und nach mehr!»
«Und warum hast du dann aufgehört?»
«Weil ich will, dass du mich küsst!»
«Da kannst du lange warten!»
Aber entgegen meinen Worte fällt es mir unendlich schwer, nicht dem inneren Drang nachzugeben, der mich magnetisch zu Marc hinzieht. Ich will ihm den Triumph nicht gönnen, dass er mich doch noch rumkriegt. Aber
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