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Gegenschatz

Gegenschatz

Titel: Gegenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Moorfeld
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wenn ich ihn nur Küsse? Es muss ja nicht mehr werden. Ich will mich zu ihm herüber beugen, um seine Lippen wieder zu spüren, doch da taucht in mir das Bild der nackten Frau in seiner Wohnung auf, als dieser Tom seinen Penis in sie einführt. Ich halte inne. Ich will nicht eines dieser Betthäschen für eine Nacht sein, auf keinen Fall! Es kommt mir vor, als leuchteten Marcs Augen in der Dunkelheit. Ich will ihn, alles in mir strebt nach seinem Körper und seiner Wärme, doch eine unsichtbare Barriere hält mich zurück.
    «Ich bin kein Betthäschen für eine Nacht!», sage ich langsam.
    «Nein, das bist du nicht!»
    Wie meint er das nun wieder?
    «Du hast genug Frauen, was willst du von mir?»
    «Das mit den Groupies ist nur Spaß! Nicht mehr als purer Sex! Die Frauen wollen nicht mich! Sie kennen mich überhaupt nicht. Sie sehen ‘Romeo’, den Sänger, den Star auf der Bühne, den Mann, der von allen begehrt wird - mehr interessiert sie nicht. Die Groupies lieben das Idealbild, das sie von mir haben, nicht den Marc Rossmann mit der verkorksten Kindheit, der genauso nur Mensch ist, wie sie selbst.»
    Mir wird schwindelig.
    «Was willst du von mir, Marc?», flüstere ich.
    «Ich will dich!»
    Seine Augen glühen in der Dunkelheit und ein einzelner Finger streichelt zärtlich über meine Wange, wo er eine prickelnde Spur hinterlässt.
    «Warum?», frage ich erstickt.
    «Du hast mich sofort fasziniert und ich konnte es selbst nicht verstehen. Zuerst dachte ich, du bist so verdammt anders, so spießig, kleinkariert – genau das Gegenteil von mir - aber ich habe dich gehört, wie du Gitarre gespielt und gesungen hast. Darin lag so viel Gefühl und ungeheure Intensität. Wenn es stimmt, dass du nur selten übst, bist du ein Naturtalent. Das hat mir imponiert. Die Musik ist mein Leben. Und ich fühle, dass in dir etwas ganz anderes steckt, als zu zeigst, als du vorgibst.»
    «Was?»
    Er zuckt mit den Schultern.
    «Das kannst du nur selbst herausfinden! Schalte den Verstand und deine Eltern aus und achte nur darauf, was sich gut anfühlt!»
    «Was sich gut anfühlt?», wiederhole ich wie ein Papagei.
    «Schließe deine Augen!»
    «Was?»
    «Tu es einfach!»
    Ich lehne mich zurück und gehorche.
    «Was arbeitest du?»
    «Ich arbeite in einem Labor. Ich bin Mikrobiologin.»
    «Stelle dir vor, wie du dort arbeitest und spüre, wie es sich anfühlt! Macht es Spaß?»
    «Es geht so!»
    «Stelle dir jetzt vor, wie du Gitarre spielst.»
    Es kribbelt in meinen Fingern, die Melodie in meinem Kopf löst innere Wärme in mir aus und ich strahle. Ich seufze tief.
    «Es ist wundervoll, aber ich kann deshalb doch nicht gleich meinen Job aufgeben!», rufe ich empört und öffne wieder die Augen.
    «Es geht nicht darum, dein Leben zu ändern, sondern dich selbst zu fühlen!»
    Das beruhigt mich sofort und ich lehne mich wieder zurück.
    «Welchen Sport treibst du so?»
    «Tennis, Radfahren, Schwimmen, Joggen!»
    «Wobei fühlst du dich richtig gut?»
    «Eigentlich nur auf dem Mountainbike! Das sehen meine Eltern aber nicht gerne, sie wollten, dass ich Tennis spiele!»
    «Deine Eltern haben dir nichts mehr zu sagen!», antwortet Marc wütend.
    «Es geht nur um dein Gefühl! Überprüfe bei allem was du tust, wie es sich anfühlt», fügt er sanfter hinzu.
    Ich nicke in die Dunkelheit. Er fährt kaum spürbar mit den Fingerspitzen über meine Lippen und das Prickeln, das an dieser Stelle entsteht, wandert über meinen Rücken hinab bis in die Spitzen meiner Zehen.
    «Wie fühlt sich das an?», flüstert er.
    ‘Viel zu gut!’, denke ich, aber ich bringe nur ein «Mmmh» heraus.
    «Und das?»
    Er streichelt mir zärtlich über die Wange, die sofort zu glühen beginnt unter seiner Berührung. Er sieht mich an und seine Augen funkeln im Schein des Mondes. Ich sehe den blassen Schimmer der die Konturen seiner Muskeln bläulich erhellt. Auch die halblangen, feuchten Haare schimmern bläulich.
    «Und wie ist das?»
    Er beugt sich zu mir herüber und gibt mir einen Kuss, so sanft wie der Flügelschlag eines Schmetterlings. Oh nein! Was macht er da mit mir? Dann lehnt sich Marc wieder zurück und sieht mich einfach nur an. In meinem Kopf dreht sich alles. Ich will nicht, das er aufhört. Ich will ihn küssen, seine nackte Haut berühren, ihn in mich aufnehmen. Aber er rührt sich nicht. OK. Er will, dass ich ihn küsse. Ich halte es nicht mehr aus. Ich muss mehr von ihm haben. Langsam erhebe ich mich, klettere zu ihm hinüber und setze mich

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