Gegenwind
Kittel.
»Proband H wurde heute von den anderen Probanden in einem Anfall kollektiver … Raserei getötet. Wir sind uns nicht sicher, was den Zwischenfall ausgelöst hat, aber …«
Die Aufzeichnung sprang zurück an den Anfang und der Wissenschaftler begann noch einmal von vorne, bis Jaden wieder ins Verzeichnis wechselte.
Angespannt arbeitete der Jedi sich durch die nächsten Einträge. Als Schwarz wieder auftauchte, waren die Ringe unter seinen Augen so dunkel, als hätte man sie mit grauer Farbe aufgemalt. Er leckte sich die Lippen, wirkte nervös und schreckhaft.
»… ist die ungewöhnliche Verbindung zwischen den Probanden, die vielleicht auf Empathie beruht, unter Umständen aber auch telepathischer Natur sein könnte. So etwas haben wir nicht erwartet. Doktor Grau glaubt, dass …«
Beim nächsten funktionierenden Eintrag war das Hologramm stark verrauscht und Schwarz’ Stimme verzerrt.
»Proband A hat während der letzten Wochen unbemerkt Elektroteile in sein Zimmer geschmuggelt und sich dort ohne jede Hilfe ein primitives Lichtschwert zusammengebaut. Als wir es entdeckten, durchsuchten wir auch die Räume der anderen Probanden und mussten feststellen, dass sie alle mehr oder weniger funktionsfähige Lichtschwerter konstruiert und versteckt hatten. Die Wachen haben …«
Die Aufzeichnung brach ab. Jaden starrte in die Dunkelheit, die ein Spiegel der Schwärze in seinen Gedanken zu sein schien.
»Lichtschwerter?« Khedryns Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Haben sie hier etwa … Jedi geklont?«
Einen Moment lang weigerten Jadens Lippen sich, die Worte zu formen, die ihm auf der Zunge lagen. Vor seinem geistigen Auge sah er Lassin, Kam und Mara, und alle waren sie von einer Aura umgeben, die mehr mit einem Sith als mit einem Jedi zu tun hatte. Doch wie hätte Thrawn Proben ihrer DNS in seinen Besitz bringen können? Na gut, bei Mara wäre es nicht sehr schwer gewesen, aber was war mit den anderen? Mit Lassin? Mit Kam?
»Ich weiß es nicht«, sagte er schließlich. Dr. Schwarz’ Worte hallten immer noch zwischen seinen Schläfen wieder. Doktor Grau ist es heute gelungen, die DNS-Proben erfolgreich zu rekombinieren.
Wessen DNS?
Jedi und Sith.
Palpatine.
Sein Mund war so trocken wie die Wüste von Tatooine, und es war, als würde sich eine unendlich tiefe Grube in seinem Magen auftun, während er die letzten paar Einträge anklickte. Als plötzlich eine Frau in einem Laborkittel vor ihnen erschien, war er einen Augenblick lang irritiert. Was war mit Dr. Schwarz geschehen? Jaden schüttelte unmerklich den Kopf. Vielleicht war es besser, wenn er das nicht wusste.
Die Wissenschaftlerin hatte kurzes, dunkles Haar und sah jünger aus als ihr Kollege. Auf ihrer Brusttasche konnte Jaden ein G hinter dem Kürzel Dr. erkennen. Doktor Grau. Ihre linke Hand zuckte, als sie sprach.
»… empfinden ihre Umgebung als Gefängnis und reagieren mit immer größerer Aggression auf ihr Umfeld. Ihre Kräfte nehmen weiter zu, und mittlerweile scheinen selbst die Sturmtruppen Angst vor ihnen zu …«
Die Aufzeichnung brach ab.
Mit zusammengepressten Lippen klickte Jaden den letzten Eintrag an. Er ließ sich abspielen – und er zeigte wieder Dr. Grau.
»… völlig die Kontrolle verloren. Das Untergeschoss ist abgeriegelt, und ich habe Großadmiral Thrawn aufgefordert, das Experiment zu beenden und die Probanden durch Trihexalon-Gas zu eliminieren. Sämtliche Mitglieder des Forschungsteams, die den Aufstand überlebt haben, sind mit mir einer Meinung.«
Der Eintrag endete, doch das Bild der Frau fror ein und sie hing wie ein Geist vor ihnen in der Luft. Jaden und Khedryn standen schweigend vor dem Computer, jeder mit seinen eigenen, düsteren Gedanken beschäftigt. Der Jedi war es, der schließlich das Schweigen brach.
»Es gibt also tatsächlich ein Untergeschoss. Wir müssen nach einem Treppenaufgang oder einem Aufzug suchen.«
»Hast du nicht gehört? Sie haben hier Hex eingesetzt«, sagte Khedryn und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich habe einmal ein Holovid gesehen, in dem es um die Wirkung dieses Gases ging. Das hat mir gar nicht gefallen. Wenn sich auch nur Spuren davon noch dort unten befinden, könnten wir bleibende Schäden davontragen.«
Jaden hörte den Einwand kaum. »Wir müssen dort hinunter und uns umsehen. Vielleicht ist noch jemand dort.« Er blickte hinüber zur Durafolie mit dem Grundriss. Sie hatten den Großteil des Komplexes bereits durchsucht. Der Weg nach unten
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