Gegenwind
hallte von den Wänden wider.
Ungefähr zwanzig Meter vor ihm öffneten sich die Türen eines Turbolifts, und sechs Uniformierte wurden in der Kabine dahinter sichtbar. Alle waren sie Menschen. Keiner war bewaffnet.
Sie starrten den Jedi an, Verwirrung, Nervosität und Furcht huschten über ihre Gesichter. Eine junge Frau hob den Arm und drückte panisch auf den Knopf für ein anderes Deck.
»Schnell!«, hauchte der Mann, der neben ihr stand. Ein anderer, der sich dicht an die Wand der Kabine gedrückt hatte, hob ein Komlink an die Lippen.
Die Türen begannen, sich wieder zu schließen – bis Relin den Armstumpf hob und sie erneut aufdrückte. Der Jedi knurrte wie ein wildes Tier, dann schnellte er nach vorne. Die Macht trug ihn schneller auf den Lift zu, als die sechs Uniformierten reagieren konnten. Nicht einmal Zeit zu schreien oder aus dem Aufzug zu springen hatten sie. Direkt vor ihnen blieb Relin stehen, und sie stolperten von ihm fort, als hätte sie eine unsichtbare Druckwelle erfasst. Flach gegen das Metall des Lifts gepresst standen sie da, ein lebendes Wandgemälde. Sie erkannten, dass es keine Fluchtmöglichkeit mehr gab, und nacktes Grauen verzerrte ihre Gesichter zu Grimassen. Als er sah, wie das Blut aus ihren Wangen wich, und ihre Augen immer größer wurden, bis sie schließlich aus den Höhlen zu quellen schienen, lachte Relin.
Er trat in den Aufzug, stellte sich in die Mitte dieses Halbkreises erstarrter Leiber. Keiner der Uniformierten wagte es, um Hilfe zu rufen oder auch nur zu atmen. Vermutlich glaubten sie, dass er ihnen nichts tun würde, wenn sie ihm keinen Grund dazu gaben. Schließlich war er ein Jedi. Jedi durften nicht grundlos töten. Relins Lichtschwert summte, als er die Klinge hob. Die junge Frau, die auf den Knopf gedrückt hatte, wimmerte leise. Eine Sekunde später sank sie mit durchbohrter Brust auf den Boden. Gellende Schreie und wimmerndes Flehen erfüllten die winzige Kabine, und drei Sekunden später waren sie verstummt. Aus dem Wandgemälde war ein Mosaik verstümmelter Leiber geworden.
Relin blickte auf sein Werk hinab. Tränen rannen über sein Gesicht, vermischten sich mit dem Blut, das ihm auf die Wangen gespritzt war. Plötzlich musste er sich übergeben. Bittere Galle und bitterer Kaf wurden seine Kehle emporgedrückt. Würgend und hustend stand er über die Leichen gebeugt, wartete, bis seine Augen nicht mehr tränten und sein Magen sich beruhigt hatte.
Er fühlte sich, als hätte er gerade die letzten Überreste seiner alten Persönlichkeit ausgespien. Was ihn zu einem Jedi gemacht hatte, lag nun in einer schwarzen Lache auf dem blutbesprenkelten Boden.
Relin spuckte aus und wandte sich dem Bedienfeld zu. Neben einem der Knöpfe stand: UNTERER FRACHTRAUM. Dort befand sich das Lignan – er konnte es spüren. Es war, als hätte sich ein unsichtbarer Haken in seine Seele gebohrt, der ihn nun immer stärker in den Bauch des Schiffes zog.
Bist du jemals Angeln gewesen, Drev?
Ewigkeiten schienen vergangen zu sein, seit er diese Worte ausgesprochen sagte.
Drev Hassin war inzwischen tot.
Und Relin Druur ebenfalls.
Er drückte den Knopf.
Ein weiterer Satz grub sich aus dem Morast seines Gedächtnisses. Wann habt Ihr zum letzten Mal etwas mit wahrer Leidenschaft gefühlt? Saes hatte das gefragt, vor ihrem letzten Duell.
Einen Moment hielt Relin inne und versuchte, eine Antwort auf diese Frage zu finden. »Wann war das nur?«, murmelte er und lachte finster.
Die Jagdmaske dämpfte das Schrillen der Sirenen, als Saes durch sein Schiff stapfte. Die Berührung des Erkush-Schädels schien ein Tor in die Vergangenheit seines Volkes aufgestoßen zu haben, und mit jedem Atemzug fühlte der Kaleesh sich mehr mit seinem Stamm und seinen Vorfahren verbunden. Man hatte versucht, ihm diesen Teil seiner Persönlichkeit auszutreiben, als er dem Jedi-Orden beitrat. Seine Lehrer hatten ihn gezwungen, dem Ungestüm und der Leidenschaft zu entsagen, obwohl sie seine Persönlichkeit doch eigentlich erst ausmachten. Nachdem er sich von der Hellen Seite abgewandt und den Sith angeschlossen hatte, war diese ebenso primitive wie reine Wildheit zumindest teilweise wieder in ihm erwacht – aber so deutlich wie jetzt hatte er sie seit seiner frühesten Kindheit nicht mehr gespürt. Denn jetzt war er wieder ein Jäger, ein Krieger, unterwegs, seinen einstigen Lehrmeister zu töten.
Der Gedanke ließ ihn den Kopf in den Nacken werfen und einen Ingmal -Jagdschrei ausstoßen.
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