Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gegenwind

Gegenwind

Titel: Gegenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul S. Kemp
Vom Netzwerk:
Seitengänge brachten ihn in weitere leere Zimmer, aber nicht näher an die Lösung des Rätsels heran. Da war eine Küche, in der sich der Geruch längst verrotteten Fleisches hartnäckig in der Luft festgesetzt hatte, und ein weiterer, kleinerer Aufenthaltsraum mit verrosteten Trainingsgeräten, ein Konferenzzimmer, das von einem runden Tisch beherrscht wurde. Nichts davon verriet, was hier für ungeheuerliche Experimente durchgeführt worden waren. Es sah aus wie eine ganz normale Forschungseinrichtung, wie es sie in den Weiten der Galaxis zu Tausenden gab – abgesehen natürlich von den Brandspuren und Blastereinschüssen entlang der Wände und der Decke. Sie stellten die rußigen, schwarzen Buchstaben dar, mit denen die Chronik vom Untergang dieser Einrichtung geschrieben war.
    Der Korridor endete in einer kleinen Halle. Jaden überprüfte zunächst die linke, dann die rechte Seite, bis er schließlich auf einen kleinen Seitengang stieß, der von einer kopflosen, bis zur Unkenntlichkeit verbrannten Leiche bewacht wurde. Ihre Arme waren wie zur Umarmung in die Höhe gereckt.
    Bislang hatten sich die Spuren der Zerstörung nur auf Blastereinschüsse und zerstörte Computerpulte beschränkt, und nach all den menschenleeren Korridoren und Räumen traf der Anblick des Toten Jaden daher mit doppelter Wucht. Er presste die Lippen zu einer schmalen, weißen Linie zusammen und stieg über die verkohlte Gestalt hinweg, deren Körper mit den Resten ihres Laborkittels verschmolzen war. Das Namensschild, das aus ihr verkohlten Brust ragte, ließ sich nicht mehr entziffern.
    Als der Jedi den Seitengang hinabschritt, stieß er auf Teile von Sturmtruppenrüstungen, zerfetzte Sicherheitsdroiden – hier ein abgetrennter Arm, dort ein entzweigeschnittener Torso, da ein Kopf mit toten Augen, aus dessen Halsstumpf Drähte und Kabel quollen. Jaden erkannte auf einen Blick, dass ein Lichtschwert all das angerichtet hatte. Ein Lichtschwert in der Hand eines ebenso begabten wie brutalen Wesens.
    Im Schein seines eigenen Lichtschwertes schälte sich eine Doppeltür aus dem Dunkel des Ganges. Daneben war ein einzelner Knopf in die Wand eingelassen. Jaden schluckte. Er hatte den Aufzug gefunden.
    Khedryn kam nur langsam voran. Sein schlechtes Gewissen behinderte ihn ebenso wie der Müll, der in den Korridoren lag. Er wusste, dass Jaden recht hatte – er wäre dem Jedi keine große Hilfe, wenn es tatsächlich zu einem Kampf mit den Klonen kommen sollte –, aber dennoch fühlte er sich, als würde er ihn im Stich lassen.
    Denn trotz seiner beeindruckenden Kräfte, seines immensen Talentes, seiner völligen Selbstbeherrschung, wirkte Jaden doch auch extrem unsicher und einsam. Davon einmal ganz abgesehen, dass Khedryn den Jedi aller zynischen Bemerkungen zum Trotz eigentlich ganz gut leiden konnte.
    »Ich kämpfe nicht«, murmelte er, peinlich berührt, dass er diese Worte je ausgesprochen hatte – obwohl oder gerade weil sie der Wahrheit entsprachen. Ich halte mich aus Schwierigkeiten heraus, und wenn ich doch mal in welche hineingerate, dann fliege ich so schnell ich nur kann davon . Vieles hatte sich verändert, seitdem er den Jedi kennengelernt hatte, und auch er selbst hatte sich verändert. Was er zuvor als Tugend angesehen hatte, entpuppte sich nun als Charakterschwäche.
    Er kam sich vor wie ein Feigling.
    Gleichzeitig wusste er aber auch, dass seine Furcht absolut begründet war. Er war mittlerweile tiefer in diese Jedi-Angelegenheit verstrickt, als er je beabsichtigt hatte. Was auch immer in dieser Einrichtung vor sich gegangen war, es hatte sich zu einem katastrophalen Fehlschlag entwickelt. So etwas sollte man ruhen lassen. Mit einem Stock – oder einem Lichtschwert – darin herumzustochern, mochte eine böse Überraschung zur Folge haben. Wenn er sich nun in dem düsteren Korridor umblickte, sah Khedryn jedenfalls keine imperiale Forschungseinrichtung mehr, sondern nur noch ein Massengrab.
    Schweiß klebte ihm unter seinem Raumanzug die Kleider an den Leib. Die Finger seiner rechten Hand waren fest um den Griff des Blasters geschlungen, mit der Linken hielt er den Glühstab in die Höhe. Seine Sinne waren zum Zerreißen gespannt, und er versuchte, so flach zu atmen und so leise zu gehen wie nur irgend möglich.
    Zuvor war er nicht so nervös gewesen. Das lag aber weniger an der Tatsache, dass er da noch einen Jedi an seiner Seite gehabt hatten – vielmehr waren es die unscharfen Aufzeichnungen der Vidlogs gewesen, die

Weitere Kostenlose Bücher