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Gegenwind

Gegenwind

Titel: Gegenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul S. Kemp
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gehabt, den Anzug auf Risse zu überprüfen. Wenn eine der Metallscheiben ein Loch hineingeschnitten hatte, ganz egal wie klein, würde er sterben.
    Doch daran ließ sich nun nichts mehr ändern.
    Der Alarm verstummte, als das Innere der Schrottkiste sich in ein Vakuum verwandelte. Marr hörte nur noch seinen keuchenden Atem und das Zischen, mit dem Sauerstoff in seinen Helm gepumpt wurde. Der Rest war Stille.
    Er drehte sich auf seinem Sitz herum – und sah direkt in das Gesicht eines Massassi. In einem letzten Kraftakt war es dem Krieger gelungen, die Tür aufzubrechen, und nun stolperte er direkt auf den Cereaner zu. Beide Hände hatte er gegen seine Kehle gepresst, er zuckte und krümmte sich, wehrte sich gegen sein unausweichliches Schicksal. Einen Moment lang trafen sich ihre Blicke, und der Massassi starrte Marr aus Augen an, deren Gelb sich durch unzählige geplatzte Äderchen schwarz verfärbt hatte. Entsetzt erwiderte der Cereaner den Blick durch die Sichtscheibe seines Helms.
    Die Nähe seines Opfers schien der rothäutigen Kreatur neue Kraft zu schenken. Nicht einmal der Tod, so schien es, konnte die Mordlust und den Hass eines Massassi brechen. Der Krieger bleckte die Zähne und streckte Marr seine Klauen entgegen.
    Marr hob abwehrend die Hände, aber der Blutverlust hatte ihn zu sehr geschwächt. Der Angreifer wischte seine Arme beiseite und stürzte sich auf ihn. Rote Klauen schlossen sich um seine Schultern, wollten ihn aus dem Pilotensitz heben. Allein der Gurt um seine Mitte hielt ihn zurück. Der Massassi riss sein Maul zu einem lautlosen Schrei auf, ignorierte Marrs kraftlose Hände, die nach seiner Brust schlugen, und beugte sich über sein Opfer.
    Der Cereaner hob einen Arm schützend vor den Helm, griff mit der anderen nach dem Halfter an seiner Seite – aber es war leer. Natürlich. Mit dem Blaster hatte er die Tür blockiert. Die Muskelstränge am Hals des Massassi traten hervor, als er nach Luft rang, und die Adern in seinem Gesicht pulsierten, als wären es Schnecken, die zwischen den Dornen unter seiner Haut dahinkrochen. Dass er überhaupt noch auf den Beinen stand, irritierte Marr und erfüllte ihn mit purem Entsetzen. Der Krieger drückte den Öffnungsknopf des Sicherheitsgurtes und zerrte den Cereaner aus dem Sessel, dann krümmte er sich plötzlich zusammen und kippte nach hinten. Marr wurde mitgerissen und landete auf der von Krämpfen geschüttelten Kreatur.
    Doch immer noch wollte der Massassi nicht sterben. Er stieß den Schrottsammler von sich, rollte sich dann herum und nagelte Marr mit seinem Gewicht auf den Boden. Mit einem irren Grinsen hob er die gekrümmte Klaue über den Kopf. Der Cereaner starrte voller Grauen zu ihm auf, hob die Hände, um den Hieb abzufangen, der seinen Anzug zerfetzen würde. Sein Atem hallte laut und stoßweise in der Kuppel des Helmes wieder. Sein Herz schlug wie wild, sein Puls raste. Er spürte, wie die Beine des Massassi wild um sich schlugen, wie der ganze monströse Körper noch einmal zuckte, dann sackte der Kopf der Kreatur plötzlich herab und schlug gegen Marrs Helm. Schwarzes Blut tropfte aus ihrer Nase und ihren Ohren auf die Sichtscheibe, vermischte sich dort mit dem Speichel, der aus ihrem Mund troff. Ihr Arm sackte herab, landete schlaff und kraftlos wie ein Stück Fleisch auf der Brust des Cereaners, und einen kurzen Moment glaubte Marr tatsächlich, dass sein Gegner den Kampf gegen das Vakuum endlich verloren hätte. Doch dann zuckte die klauengleiche Hand nach oben und schloss sich um den flexiblen Kragen des Raumanzugs. Ihre Finger drückten den Stoff zusammen, pressten sich in Marrs Kehle.
    Der Cereaner versuchte, sich zu wehren, doch sein Körper ließ ihn im Stich. Die Kraft floss nur so aus ihm heraus, so, wie der Sauerstoff aus der Schrottkiste hinausgeströmt war. Er konnte kaum einen Arm heben, geschweige denn den Griff des Massassi brechen. Er starrte nach oben, und als er durch die verschmierte Transparistahlplatte seines Helms die Fratze des rothäutigen Kriegers sah, fühlte er sich plötzlich, als wäre das alles gar nicht real, als würde er sich nur eine Vid-Aufzeichnung ansehen. Sein Kehlkopf wurde schmerzhaft in seinen Hals gebohrt, seine Luftröhre zusammengepresst, bis er nicht mehr atmen konnte.
    Ein Zittern lief durch seinen Körper, seine Augen verdrehten sich. Er stand kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren, als der Griff um seine Kehle sich plötzlich lockerte. Die Finger des Massassi erschlafften, dann

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