Gegenwind
vibrierte in seiner Stimme.
»Schalte auf den verschlüsselten Kanal, Padawan! Funkkontakt nur im absoluten Notfall.«
»Ja, Meister. Springt nicht daneben …« Ein unsicheres Lachen folgte den Worten.
Relin grinste – dann stürzte er sich aus der Luftschleuse nach draußen.
»Verschwinde jetzt«, rief er, während er seine Angelschnur einholte und auf den grauen Rumpf des Shuttles zuraste. Hinter ihm drehte der Sternenjäger ab und sauste davon. Ehe er in der Schwärze verschwand und ein leises Klacken die Kom-Verbindung unterbrach, hörte er noch einmal Drevs Stimme.
»Möge die Macht mit Euch sein, Meister.«
DIE GEGENWART – 41,5 JAHRE NACH DER SCHLACHT VON YAVIN
Die Schreie verwandelten sich in Gelächter, und dann sauste ein Gleiter mit offenem Verdeck an Jadens Fenster vorbei. Aus den Lautsprechern des Fluggefährts plärrte Musik, die aber schnell leiser wurde, als der Flitzer weiterbrauste. Das Lachen verhallte.
Es dauerte einen Augenblick, ehe Jaden die Nachwehen seines Traumes abgeschüttelt hatte und begriff, dass es nur ein paar Jugendliche gewesen waren, die mit dem Gleiter ihrer Eltern eine kleine Vergnügungsfahrt durch das nächtliche Coruscant machten.
»Stang!«, murmelte er, dann musste er unwillkürlich lächeln. Er senkte das Lichtschwert, deaktivierte es jedoch nicht. Das Summen der Waffe beruhigte ihn. Sein Herzschlag wurde ebenmäßiger, sein Atem ruhiger. Aber die Bilder seines Alptraums schienen auf die Innenseite seiner Augenlider gemalt – er konnte sie einfach nicht abschütteln.
Das Brummen von Servomotoren mischte sich in das Surren der Klinge, dann glitt die Tür auf und R6 rollte in den Raum. Der Droide setzte zu seiner typischen Grußformel an, doch als er seinen Meister in der Mitte des Zimmers stehen sah, gekleidet in seinen verschwitzen Pyjama und mit dem aktivierten Lichtschwert in der Hand, unterbrach er sich und pfiff eine besorgte Frage. Jaden brauchte in der Regel einen Übersetzungscomputer, um die auf Summ- und Pieptönen basierende Droidensprache zu verstehen, aber im Falle von R6 reichte es schon, die Tonfolge und -höhe seines Gezwitschers zu hören, um zu wissen, was er wollte. Obgleich es natürlich möglich war, dass er in das Zirpen des Droiden einfach nur die Fragen und Aussagen hineininterpretierte, die er hören wollte. Was die Maschine wohl zu seinem persönlichen Kummerkasten machte.
Noch einmal piepte der Droide seine Frage.
Jaden verscheuchte den Gedanken und lächelte. »Alles in Ordnung. Mir geht es gut. Ich hatte nur einen … ungewöhnlichen Traum.«
Doch noch während er die Worte aussprach, wurde ihm klar, dass es nicht stimmte. Das war kein Traum gewesen, sondern eine Machtvision.
R6 trillerte verständnisvoll und pfiff dann versuchsweise die ersten Takte eines Schlafliedes.
Jaden grinste zu dem Droiden hinunter, schüttelte aber den Kopf. Er konnte jetzt nicht wieder schlafen. Sein Geist war in Aufruhr, voll und ganz mit der Vision beschäftigt. Noch nie zuvor hatte er etwas Derartiges erlebt. Es war so … real gewesen.
Was hatte es zu bedeuten?
Tote Jedi und Sith, die wieder zum Leben erwacht waren, ein eisiger Mond in den Unbekannten Regionen, ein Regen böser Energie, ein Hilferuf. Er konnte sich keinen Reim auf das machen, was er gesehen hatte. Also konzentrierte er sich auf das, was er gefühlt hatte – die unangenehm vertraute Berührung der Dunklen Seite, eine immer schwächer werdende Verbindung zur Hellen Seite, und, wie eine Brücke zwischen diesen beiden Eindrücken, die Stimme seines Meisters: Die Macht ist ein Werkzeug, Jaden. Sie kann eine Waffe sein und ein Verband, kann Tod bringen und Heilung. Die Dunkle Seite, die Helle Seite … diese Differenzierung ist bedeutungslos. Versuche nicht, die Macht in Schwarz und Weiß zu unterteilen!
»Ein Werkzeug? Die Macht soll nur ein simples Werkzeug sein?«
R6 piepte verwirrt.
Jaden hob abweisend die Hand. »Das kann nicht sein«, sagte er dann vor sich hin, eine Antwort auf seine eigene Frage. Die Macht war kein Werkzeug. Sie war der Weg, auf dem Jaden seit Jahrzehnten schon wandelte, der moralische Kompass, nach dem er sich und sein Leben richtete. Zu hören, wie sein Meister diese Energie, diese alles umspannende Kraft auf einen simplen Gebrauchsgegenstand reduzierte, das war … verwirrend. Und zutiefst beunruhigend. Er blickte auf seine Hände hinab – die Hände, von denen in seiner Vision blaue Machtblitze gezuckt waren.
»Vergiss das Schubladendenken!«,
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