Gegenwind
erforschten Raums dem Gesetz und den Konventionen der zivilisierten Galaxis entzogen.
Nicht gerade die Art Planet, auf der ein Jedi willkommen war. Leider war Fhost Jadens einzige Spur, und er musste dieser Spur folgen, wenn er dem Rätsel auf den Grund gehen wollte. Die einzige Alternative bestünde darin, die Vision als bedeutungslos abzutun – und ganz gleich, wie sehr sein Glauben in die Macht und den Jedi-Orden auch schwankte, das konnte er unmöglich tun.
»Berechne einen Kurs nach Fhost und mach den Zett-Fünfundneunzig startklar«, wies er seinen Droiden an. Nach einer kurzen Pause fügte er noch hinzu: »Aber informiere nicht den Orden!«
R6s Piepen klang verwirrt.
»Tu einfach, was ich sage, Ersechs!«
Der Droide summte entschuldigend, dann drehte er sich herum und rollte aus dem Zimmer.
Jaden seufzte. Was immer diese Vision zu bedeuten hatte, sie ging nur ihn etwas an. Er wollte nicht, dass sich andere Jedi in die Angelegenheit einmischten. Je weniger der Orden wusste, desto besser.
Er würde alleine eine Antwort auf seine Frage finden.
»Darth Wyyrlok«, sagte Kell, nachdem er sich umgedreht hatte. Der Ehrentitel kam ihm nur mit Mühe über die Lippen. In der alten Zeit, als er noch etwas gegolten hatte – als nur wahrlich bedeutende, mächtige Persönlichkeiten ihn tragen durften –, hätte der Chagrianer sich nie Darth nennen dürfen. Dass der Anzati seinen Gegenüber heute so ansprach, sagte einiges über die Lage der Sith aus. Wyyrloks Mund verzog sich zu einem wissenden Lächeln, so als hätte er Kells Gedanken gelesen. Er war eine imposante Erscheinung, einen Kopf größer als der Anzati – und noch einmal einen halben Meter mehr, wenn man sein linkes Horn mitrechnete; das rechte hatte er vor langer Zeit – jedenfalls bevor Kell ihm zum ersten Mal begegnet war – durch einen Kampf oder einen Unfall verloren. Der gezackte Stumpf, der nun noch aus seinem Schädel ragte, maß lediglich ein paar Zentimeter. Kell erinnerte er an einen abgefaulten Zahn. Vom Ansatz des abgebrochenen Horns zog sich eine Narbe quer über Wyyrloks Gesicht, bis zu seiner schmalen Oberlippe. Seine Robe, schwarz wie die Nacht und vom Regen durchnässt, hing schwer von den bulligen Schultern des Chagrianers, und auf Hüfthöhe ragte der Griff eines Lichtschwertes zwischen den Falten des Stoffes hervor.
Kell stellte sich vor, wie befriedigend und erleuchtend es wohl wäre, das Bewusstsein dieses Sith zu verschlingen. Ein wahrer Wirbel von Daen Nosi umgab die düstere Gestalt des Chagrianers … so viel Potenzial … so viele Möglichkeiten. Die Fühler in seinem Gesicht zuckten reflexartig.
»Anzati«, grüßte Wyyrlok ihn mit einem angedeuteten Nicken.
»Euer Droide machte eine Bemerkung, die mich hoffen ließ, ich würde Darth Krayt persönlich treffen. Die Nachricht, die ich erhalten habe, schien von ihm zu stammen.«
Wyyrloks Augen hefteten sich an Kells Gesicht fest. »Der Meister wandelt in den Träumen, das solltest du eigentlich wissen, Kell Douro. Was du nur dann siehst, wenn du mordest und frisst, eröffnet sich ihm, wann immer er will. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – für ihn ist das alles eins. Darum bin ich seine Stimme, während er schläft. Auch das solltest du wissen.«
Kell neigte den Kopf, als würde er die Worte des Chagrianers anerkennen – aber natürlich tat er das nicht. Denn was er sah, wenn er mordete und fraß – diese Umschreibung klang respektlos, aber irgendwie gefiel sie ihm –, das sah nur er. Kein Sith und kein Jedi würde je wissen, was er wusste, denn sie reduzierten die Galaxis auf die Macht. Kell jedoch hatte erkannt, dass die Macht nur ein Stein im Mosaik des Schicksals war. Das war die Wahrheit, das echte Gesicht des Universums. Jedi und Sith sahen es nicht, verstanden es nicht. Aber er sah es, und eines Tages, wenn er ein ausreichend mächtiges Bewusstsein gefunden und verzehrt hätte, würde er es auch verstehen . »Wenn Ihr das sagt, Darth Wyyrlok.«
»Ja, das sage ich.« Wieder verzogen sich die Lippen des Chagrianers zu einem Lächeln.
Donner grollte und Blitze zuckten, als das Unwetter noch einmal an Vehemenz zunahm. In der regengepeitschten Dunkelheit sah Kell das Glühen weiterer Daen Nosi : Wyyrloks Diener, die in den Schatten der Ruinen kauerten und ihn beobachteten.
»Naga Sadow schritt einst zwischen diesen Tempeln umher«, erklärte der Sith. Seine klauenbewehrte Hand hob sich in einer umfassenden Geste, die die gesamte Ruinenlandschaft mit
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