Gegenwind
Drev hatte mitgedacht. Sehr gut. Leider hatte sein Lehrmeister keine genaue Antwort auf diese Fragen.
»Ich weiß es nicht. Es scheint eine Art Metall zu sein, und auf irgendeine Weise verstärkt es die Macht der Dunklen Seite.« Er zögerte. Man hatte ihm schon von Substanzen mit derartigen Eigenschaften erzählt, aber er hatte nicht geglaubt, dass es sie tatsächlich gab. »Was immer es auch sein mag, Saes hat danach gesucht – und jetzt hat er es gefunden. Wahrscheinlich wollen die Sith so ihre Chancen beim Angriff auf Kirrek verbessern. Deshalb hat Sadow die Offensive verschoben.« Seine Augen wurden hart. »Wir dürfen nicht zulassen, dass diese Substanz das System verlässt.«
»Und Ihr habt auch schon einen Plan, wie Ihr das anstellen wollt.« Es war keine Frage. Es war eine Feststellung.
»Wir bringen die Schlachtschiffe zum Absturz – oder halten sie zumindest im Orbit fest.«
Drev fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Vermutlich schätzte er gerade ihre Chancen ab. Dem unglücklichen Ausdruck auf seinem Gesicht nach zu schließen, beging er dabei den Fehler, die Bedeutung der Größe zu überschätzen. Gewiss, der Vergleich zwischen ihrem Infiltrator und einem der Sith-Schiffe war wie der Vergleich zwischen einem Rancor und einer Blutfliege. »Wie wollt Ihr das anstellen?«, fragte der Padawan schließlich.
Relin übernahm die Kontrollen und startete den Sternenjäger. Aus dem Schatten des Asteroiden rasten sie in den freien Raum hinaus. »Ich werde an Bord gehen. Es wurde ohnehin Zeit, dass Saes und ich uns noch einmal unterhalten.« Er erwartete ein unterdrücktes Kichern, ein Grinsen, zumindest ein Schmunzeln. Aber der Askajianer starrte nur mit zusammengepressten Lippen auf den verbrannten Mond und die beiden Kreuzer.
Relin legte ihm ermutigend die Hand auf die Schulter, dann löste er die Sicherheitsgurte. »Übernimm das Steuer, und mach dich bereit! Der Tarnschirm und die Störgeräte werden uns nicht mehr viel nützen, wenn wir näher herankommen. Es könnte brenzlig werden.«
Drev nickte. Während Relin sich aus dem Sitz schälte, hielt er das Schiff auf Kurs. »Ich werde mein Bestes geben, Meister. Wollt Ihr eines der Shuttles entern?«
»Genau das habe ich vor, ja«, antwortete der Jedi-Meister, während er sich in das niedrige Frachtabteil im Heck des Jägers zwängte. Dort legte er seine Robe ab und stieg in einen eng anliegenden raumtauglichen Flexanzug. In seinem Kopf nahmen die Details eines wagemutigen Plans Gestalt an.
Der ryonbeschichtete Anzug fühlte sich noch kühl und steif an, aber das würde sich in ein paar Minuten ändern, wenn er sich der Körpertemperatur des Trägers angepasst hatte – dann würde er wie eine zweite Haut an ihm haften und ihn in seinen Bewegungen weder behindern noch einschränken. Um den Prozess zu beschleunigen, beugte Relin mehrmals die Knie und winkelte die Arme an. Anschließend überprüfte er den Sauerstoffvorrat und die Batterien – beides war im grünen Bereich. Zu guter Letzt hing er sich das Energiepackgeschirr über die Schultern und hakte die Verschlüsse vor Brust und Bauch ein. Als er den Anzug dann durch mehrmaliges Tippen auf die Schaltfläche am Handgelenk aktivierte, prickelte seine Haut kurz, und ein elektrisches Summen ertönte. Das Geräusch wurde leiser, als er sich den Helm über den Kopf stülpte und das magnetische Siegel zuschnappte.
Der Anzug führte einen automatischen Test aller Systeme durch, und die Ergebnisse erschienen in leuchtenden Buchstaben auf dem Frontsichtdisplay des Helms. Unter der Glocke aus Transparistahl und Plastik klang Relins Atem merkwürdig hohl. Er aktivierte das Komlink. »Kannst du mich hören?«
»Laut und deutlich«, verkündete Drevs Stimme.
Die Selbstdiagnose des Anzugs endete mit einem zufriedenen Piepsen. »Ich bin bereit«, sagte Relin.
»Noch hat uns niemand bemerkt.« Der Askajianer klang angespannt.
Obwohl er seinen Schüler seit Monaten zur Ernsthaftigkeit anhielt, hätte Relin sich in diesem Moment über eine humorvolle Bemerkung gefreut. Denn auch, wenn er sie als Lehrer nicht gutheißen konnte, mochte er doch Drevs Art, seinen Optimismus, seine Fröhlichkeit. Bei diesem Gedanken erfüllte ihn Wehmut, denn ihm wurde bewusst, dass ein Großteil von Drevs Persönlichkeit – das, was ihn ausmachte – auf der Strecke bleiben würde, wenn er den Weg eines Jedi beschritt.
»Wie weit ist es noch?«, fragte er über Kom. Während er auf eine Antwort wartete, füllte er die
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