Gegenwind
»Wem soll ich Bericht erstatten, falls ich etwas herausfinde?«
» Wenn du etwas herausfindest, wirst du es mir mitteilen«, sagte Wyyrlok. Der Chagrianer zögerte kurz, die Stirn in Falten gelegt, als würde er angestrengt über etwas nachdenken, dann fügte er noch hinzu: »Der Meister hält es für wahrscheinlich, dass sich den Jedi eine ganz ähnliche Vision offenbart hat. Die Spuren in der Macht sind tief. Daher könnte es sein, dass sie ihre eigenen Nachforschungen anstellen. Du darfst dich nicht von ihnen behindern lassen, hörst du? Versagen ist keine Option.«
»Das war mir schon klar«, brummte Kell, während er das Schwert zurück in die Scheide steckte. »Welcher Gestalt wird das Zeichen sein, von dem Ihr spracht?«
Der Sith zuckte die massigen Schultern. »Der Meister ist sicher, du wirst es erkennen, wenn du es siehst. Er vertraut auf deine Intuition. Und auf deinen unbedingten Willen, den einen zu finden, den du suchst.«
Kell fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Mehr würde er aus Wyyrlok nicht herausbekommen. Im Geiste ging er noch einmal die Informationen durch, die der Sith ihm anvertraut hatte. Viel war es wahrlich nicht – aber zumindest genug, um diese Mission in Angriff zu nehmen. »Ist das dann alles?«
Der Chagrianer streckte ihm die Arme entgegen, mit den Handflächen nach oben, so, als wolle er zeigen, dass er nicht bewaffnet war. »Du kannst jederzeit aufbrechen.«
Rückwärts stieg Kell die Stufen hinunter, den Blick fest auf Wyyrlok und sein bösartiges Lächeln gerichtet. Dann wandte er sich um und ging hastig in Richtung seines Schiffes davon. Ein Blick aufs Chrono zeigte ihm, dass gerade mal eine Standardstunde vergangen war, seitdem er die Suppe des Corellianers verschlungen hatte, und doch spürte er das Bedürfnis, sich an einem weiteren seiner Gefangenen zu laben. Diese Momente transzendentaler Erkenntnis erfüllten ihn mit Ruhe und Zuversicht. Beides konnte er im Augenblick gebrauchen. Auch, wenn er es nicht zugeben wollte, der Chagrianer hatte ihn aus der Fassung gebracht – und als hätte er auch diesen Gedanken gelesen, ertönte noch einmal Wyyrloks Stimme.
»Warum dienst du dem Meister?«, rief der Sith durch den Regen.
Verwirrt drehte Kell sich um. Wyyrloks Kopf war nur noch als heller Fleck vor dem schwarzen Block des Turms zu erkennen. »Wie bitte?«, schrie er.
»Denke über diese Frage nach!« Er konnte sehen, wie der Chagrianer seine scharfen Zähne in einem Grinsen entblößte. »Und wenn du die Antwort gefunden hast, dann frage dich, ob du wirklich der Einzige bist, der das Antlitz des Universums kennt!«
Donner brüllte, Blitze schnitten durch den Himmel wie glühende Messer. Kell schüttelte den Kopf, setzte zu einer gleichgültigen Antwort an – aber da war Wyyrlok schon im Innern des Turmes verschwunden. Der Anzati fühlte sich benommen, ein dumpfer Schmerz pochte in seinem Schädel. Aus reiner Gewohnheit blickte er noch einmal auf das Chrono hinab. Es war zwar erst ein paar Sekunden her, dass er die Zeit überprüft hatte, aber …
Er erstarrte. Es waren mehr als fünfzehn Minuten vergangen, und er hatte keine Ahnung, was in dieser Zeit geschehen war.
3. Kapitel
DIE VERGANGENHEIT – 5000 JAHRE VOR DER SCHLACHT VON YAVIN
Relin aktivierte die Magnetstreifen in den Handschuhen und Stiefeln seines Anzugs, während er durch die Schwärze des Alls auf das Transportshuttle zustürzte. Der graue Rumpf sprang ihm geradezu entgegen, aber er wagte es nicht mithilfe der Macht abzubremsen und krachte so mit voller Wucht gegen die Schiffshülle. Er streckte zwar Arme und Beine aus, um den Aufprall abzufedern, konnte allerdings nicht verhindern, dass sein Helm mit einem lauten Pling gegen das Metall stieß. Die Anzeigen auf der Innenseite das Helms flackerten und erloschen, aber nach einem kurzem Augenblick leuchteten sie glücklicherweise wieder auf – gerade rechtzeitig, um dem Jedi mitzuteilen, dass die Fähre sich drehte.
Kurz befürchtete er, flach an den Bauch des dahinrasenden Frachtschiffes gepresst, dass die Besatzung ihn bemerkt haben könnte, doch als das Shuttle weiter nach links driftete, wurde ihm klar, dass nicht er, sondern Drev für die Kursänderung verantwortlich war.
Die Sith hatten den Infiltrator-Jäger entdeckt. Bald würde der Padawan in großen Schwierigkeiten stecken. Relin hatte also keine Zeit zu verlieren.
Er hob den Kopf. Über den Bug des Shuttles hinweg sah er die Herold und die Omen , zwei lange, schlanke Silhouetten,
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