Gegenwind
neueste Mitglied seiner Besatzung. Khedryn und Stellet kannten einander schon lange, und sie waren sich in freundschaftlicher Rivalität verbunden. » Das da … ist ein Schrottsammler. Stinkt zehn Meter gegen den Wind nach Maschinenöl und kann mit einem Schraubenschlüssel besser umgehen als mit einer Frau.«
Khedryn bedachte Stellet mit einer obszönen Handbewegung, grinste dabei jedoch und ging dann zu seinem Tisch hinüber. »Ich bin auch schon auf deinem Schiff geflogen, vergiss das nicht! Dort habe ich überhaupt erst die Bedeutung des Wortes Schrott gelernt, und ich kann es kaum erwarten, seine Einzelteile einzusammeln, wenn es dir auf deiner nächsten Reise in den Chiss-Raum um die Ohren fliegt.«
Stellet lachte und hob sein Glas. »Möchtest du dich setzen?«
Khedryn stieß mit ihm an und nahm einen Schluck Pulkay, dann schüttelte er den Kopf. »Heute nicht. Da warten ein paar Sabacc-Karten auf mich.«
»Hallo, Khedryn.« Ein Cathar mit lohfarbenem Fell schob sich an ihm vorbei und ließ sich dann auf den Stuhl gegenüber von Stellet fallen. »Du stinkst nach Ankarax-Mist.«
Khedryn klopfte dem Navigator der Sternenfeuer auf die Schulter. »Solange ich in deiner Nähe bin, wird das niemandem auffallen. Dein natürlicher Duft aus Pulkay und Schweiß überdeckt jeden anderen Geruch.«
Stellet brach in schallendes Gelächter aus, und auch der Wookiee verzog sein Gesicht zu einem Grinsen. Kolas zischte eine Beleidigung, dann wandte er sich mit zuckenden Schnurrhaaren seinem Glas zu.
Khedryn prostete noch einmal Stellet zu, dann wandte er sich ab und ging zu dem schmalen Durchgang hinüber, der ins Nebenzimmer des Schwarzen Lochs führte. Ganz in der Nähe entdeckte er Marr. Sein Navigator war selbst für einen Cereaner außergewöhnlich groß, und sein langgezogener Kopf ragte über dem Durcheinander der Cantina-Gäste auf wie ein Leuchtturm.
Doch ehe er seinen Freund erreichte, stellte sich ihm plötzlich ein Mensch in den Weg. Er trug die Arbeitskleidung und die Stiefel eines Frachterpiloten, dazu den obligatorischen Blaster am Gürtel – auf Fhost war man ohne Waffe nicht richtig angezogen. Kurzes, braunes Haar und ein sorgfältig gestutzter Bart rahmten sein Gesicht ein, und dazwischen stach ein Paar durchdringender, grauer Augen hervor, in denen das Feuer des Fanatismus brannte. Khedryn schätzte den Mann auf ungefähr vierzig – das Alter, in dem Menschen auf ihr bisheriges Leben zurückblicken, die Versäumnisse darin sehen und sich in Narren verwandeln.
»Du stehst mir in der Sonne, Kumpel«, meinte Khedryn, und als sein Gegenüber nicht reagierte, versuchte er, sich an ihm vorbeizuschieben. Doch der Mann rührte sich keinen Zentimeter. Der Körper unter seiner Kleidung fühlte sich hart an wie Stahl, und ebenso unnachgiebig war er auch.
Über die Schulter des Menschen hinweg sah Khedryn, dass Marr auf den Zwischenfall aufmerksam geworden war und sich unauffällig näher schob. Auch einige andere Stammgäste des Lochs erhoben sich von ihren Stühlen. Der Mensch hob daraufhin beschwichtigend die Hände und trat einen Schritt von Khedryn zurück.
»Captain Faal«, sagte er beschwörend. »Dürfte ich mich kurz mit Ihnen unterhalten?«
»Nicht jetzt.«
Die Augen des Mannes brannten sich in die seinen. »Ich bitte Sie, Captain. Es dauert auch nicht lange.«
Normalerweise wäre Khedryn einfach weitergegangen, aber irgendetwas im Blick dieses Menschen hielt ihn davon ab. Vielleicht lag es auch nur daran, dass ihn schon lange niemand mehr so höflich angeredet hatte. »Geht es um ein Geschäft?«
Der Mensch nickte. »Ein möglicherweise sehr lukratives Geschäft.«
»Tut mir leid, aber ich bin nur an garantiert lukrativen Geschäften interessiert.«
Der Mann hob die Hände. »Bitte, Captain Faal.«
Khedryn seufzte. »Na schön. Wir unterhalten uns später. Jetzt muss ich mich aber erst um eine andere Angelegenheit kümmern.«
Immer noch nagelte der Fremde ihn mit seinem durchdringenden Blick fest. »Es wäre besser, wenn wir diese Sache sofort besprechen.« Er deutete auf einen leeren Tisch. »Setzen Sie sich, bitte!«
Eine Dringlichkeit lag in seiner Stimme, die Khedryn zögern ließ. Er blickte den Menschen etwas genauer an und spürte plötzlich ein Prickeln hinter seinen Augen. Für einen Sekundenbruchteil trübte seine Sicht sich ein, und als sie sich wieder klärte, war er zu dem Entschluss gekommen, dass es wohl nicht schaden könnte, sich das Angebot dieses Mannes gleich
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