Gegenwind
wollte nicht sofort kommen, und so lag er eine Weile ruhelos da und starrte an die niedrige Decke hinauf, die im schummrigen Licht der Bordbeleuchtung von harten Schatten überzogen war. Seine Gedanken drehten sich um die Vision des eisverkrusteten Mondes, und er fragte sich, was ihn wohl erwarten würde, wenn er dort ankam.
Hilf uns! Hilf uns!
Schließlich forderte die körperliche Erschöpfung aber doch ihren Tribut, und Jaden sank in einen unruhigen Schlummer.
Kell steuerte die Prädator aus der Atmosphäre von Fhost hinein in das samtene Schwarz des Weltalls. Erst, als der Manteljäger im Schatten des kleinsten Mondes untergetaucht war, widmete er sich dem Datapad, das er Reegas abgenommen hatte. Mit geübter Hand entfernte er den Datenkristall aus seiner Rückseite, dann warf er das nunmehr nutzlose Plastikgehäuse beiseite und steckte ihn in den Navigationscomputer. Auf dem Bildschirm erschienen mehrere Zeilen mit Koordinaten. Das endgültige Ziel, stellte er nach einem langen Blick fest, lag drei Hyperraumsprünge entfernt, weit in den Unbekannten Regionen, am Rande eines Systems, von dem er noch nie gehört hatte.
Der Bordcomputer konnte ihm allenfalls fragmentarische Informationen zu dieser Region liefern, aber das überraschte Kell nicht im Geringsten. Er würde abwarten müssen, wie sich die Situation entwickelte, und dann dementsprechend improvisieren.
Nachdem er alles für den ersten Sprung vorbereitet hatte, schaltete der Anzati auf die verschlüsselte HoloNet-Frequenz, die er benutzte, um sich mit Darth Wyyrlok in Verbindung zu setzen. Aufgrund der komplexen Zerhacker beschränkte sich das Signal auf eine Audio-Übertragung, was Kell allerdings ganz recht war. Er schickte das verschlüsselte Passwort durch den Kanal und lehnte sich zurück. Dieses Passwort war eine Art digitales Türklopfen, und nun musste er warten, bis man ihm die Pforte öffnete. In der Regel dauerte das mehrere Minuten, heute allerdings meldete sich der Sith bereits nach wenigen Sekunden – ganz so, als hätte er bereits auf eine Meldung von Kell gewartet.
Der Anzati hielt sich nicht mit einer Begrüßung auf. »Ich bin auf einen einzelnen Jedi gestoßen und konnte die Koordinaten des Mondes in Erfahrung bringen, von dem wir sprachen. Von dort wird ein automatisches Notrufsignal ausgesandt, der Inhalt dieser Nachricht ist mir allerdings noch unbekannt. Eine Kopie der Koordinaten ist in diese Nachricht eingebettet.«
»Du leistest gute Arbeit, Kell Douro«, antwortete Wyyrlok. »Der Meister lächelt aus den Träumen wohlwollend auf dich herab.«
Kell ignorierte das Lob. »Das Ziel befindet sich tief in den Unbekannten Regionen. Sobald ich diesen Bereich betrete, werde ich mich nur noch über Subraumkanäle mit Euch in Verbindung setzen können. Sollte das nötig werden, melde ich mich auf dieser Frequenz.« Er tippte einige Zahlen ein und schickte sie durch den Äther.
»Verstanden. Wie lautet der Name dieses Jedi, dem du begegnet bist?«
»Jaden Korr.«
Seine Gedanken wanderten zurück zu diesem kurzen Moment im Schwarzen Loch , als der Jedi seinen Gedankentrick angewendet und das Potenzial seines mächtigen Bewusstseins aufgeblitzt war. Speichel sammelte sich in seinen Mundwinkeln, und die Fühler in seinen Wangen zuckten.
»Wir kennen diese Person. Sie war einst ein Schüler Katarns. Dieser Jedi ist gefährlich.«
»Ich will ihn haben«, sagte Kell, mühsam beherrscht.
Mehrere Sekunden drang nur Stille aus dem Empfänger. Zweifelsohne trat Wyyrlok gerade auf irgendeine geheimnisvolle Weise mit Krayt in Verbindung. »Du glaubst, in seinem Geist die Wahrheit zu finden, nach der du schon so lange suchst«, sagte der Sith schließlich. Es war keine Frage.
»Unsere Schicksalslinien sind miteinander verwoben. Ich habe es gesehen.«
»Ebenso wie wir.« Es war nicht schwer, das herablassende Lächeln des Chagrianers aus seiner Stimme herauszuhören. »Du wirst in ihm deine Wahrheit finden. Er gehört dir. Du kannst mit ihm verfahren, wie es dir beliebt. Auf Wiedersehen, Kell Douro.«
Nach einem kurzen Zögern schloss der Anzati den Kanal. Er aktivierte den Tarnmantel der Prädator und leitete die Sprungsequenz ein. Seine Gedanken wanderten allerdings immer wieder zu dieser merkwürdigen Unterhaltung zurück. Warum hatte Darth Wyyrlok ihm nicht aufgetragen, sich wieder zu melden, sobald er den Mond erreicht und in Erfahrung gebracht hatte, was sich dort befand? Weil er davon ausgeht, dass du dich dann ohnehin melden
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