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Gegner des Systems

Gegner des Systems

Titel: Gegner des Systems Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Jon Watkins
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geworfen wurden.

 
16
     
    Stark hörte den Hubschrauber viel früher. Auf der Straße waren keine Autos gewesen, und er hatte beim Laufen immer wieder über seine Schulter nach den Lichtern der Hubschrauber gesehen, mit denen das Ufer des Reservoirs abgesucht wurde. An der Straße gab es kaum Deckung außer dem Straßengraben und einer Baumgruppe in der Mitte der langgezogenen, sanften Hügel, die schon vor Jahren zusammen mit der Straße angelegt worden waren. Man hatte sie mit den zähesten Grassorten und Pflanzen besät, die den ganzen Sommer über mit Mähmaschinen abgemäht wurden, die man hinter Traktoren herschleppte. Das Gras in unmittelbarer Nähe jeder Baumgruppe war hüfthoch, weil dort die Traktoren nicht nahe genug heranfahren konnten, um es abzumähen. Die Baumgruppen bildeten immer ein Oval, das von einem Ring aus Gras umgeben war.
    An jeder dieser Stellen gab es zwar genug Unterholz für eine gute Deckung, aber man kam darin zugleich auch sehr schlecht voran. Deshalb riskierte Stark lieber seine mangelnde Deckung, statt den sicheren Weg von Baumgruppe zu Baumgruppe zu wählen. Wenn die Hubschrauber sich vom Wasser abwenden und nach Südwesten kommen würden, dann mußte er von der Straße herunter, aber in der Zwischenzeit blutete Brendan dreimal so schnell, wie Stark rannte. Wenn er zehn Minuten dadurch gewann, daß er das Risiko auf sich nahm, auf der Straße gesehen zu werden, dann brachte das Brendan dreißig Minuten früher zur medizinischen Behandlung. Im Amorphus gab es sicher eine Menge Ärzte, obwohl viele von der zentralen medizinischen Anlage zu anderen Amorphen geschickt worden waren, um auf die Verletzten vorbereitet zu sein, die das Ergebnis des kommenden Angriffs sein würden.
    Stark war so sehr damit beschäftigt, sich über Brendan Gedanken zu machen, daß er mehrere hundert Meter lang nicht über seine Schulter sah. Als er wieder daran dachte, war es nicht mehr nötig, weil er die Rotorblätter des Hubschraubers schon hören konnte, wie sie sich die Luft aus dem Weg räumten. Er rannte auf die Seite der Straße und sprang über das niedrige Geländer.
    Ein kurzer Abhang trennte die Straßenbegrenzung von dem Graben daneben, und Stark vollführte einen kurzen Schrittwechsel, um darüber hinwegzuspringen. Er kam auf einem weichen Stück an der anderen Seite auf, und sein Knöchel drehte sich unter ihm weg und warf ihn schwer zu Boden. Brendan, Light und die Welshs wurden dabei vom einen zum anderen Ende der Tasche geworfen.
    Auf dem halben Weg zum Boden fiel Stark seine Fracht ein, und er warf sich zur Seite, um auf seiner Schulter zu landen. Er konnte die Hubschrauber mit ihren riesigen Suchscheinwerfern sehen, die im Zickzack über die Straße und auf beiden Seiten in die Wälder schwenkten. Jeder Hubschrauber übernahm eine Straßenseite und leuchtete sie und das Gelände daneben ab. Sie flogen große Bögen und erfaßten damit ungefähr hundert Meter von der Straße aus alles. Sie waren noch weniger als hundert Meter entfernt, als er versuchte aufzustehen.
    Der Hubschrauber war nur ganz wenig näher gekommen, aber weiter von der Straße weg in das Land hinein, als er das zweite Mal versuchte, sich auf die Beine zu stellen. Sein Knöchel tat ihm eigentlich nicht weh, aber jedesmal, wenn er ihn belastete, knickte er unter ihm weg. Er war nur noch zwanzig Meter von dem Waldstück entfernt und hätte es leicht geschafft, bevor der riesige Scheinwerfer die Nacht taghell erleuchtete, wäre er nicht hingefallen. Der Straßengraben war zu flach und bot ihm nicht die Deckung, die er brauchte, und außerdem hatte er nicht Brendans Cape, mit dem er mit der Landschaft verschmolzen wäre.
    Er mußte einfach schneller als der Helikopter sein, aber er hatte nicht die Zeit dazu, hier herumzustehen und darauf zu warten, daß sein Knöchel wieder in Ordnung kam. Er ließ ihn immer wieder zeitweise im Stich, kam aber dann wieder zurück und gestattete ihm dann, mit voller Geschwindigkeit zu laufen, auch wenn er weh tat. Dazu mußte er sich allerdings hinsetzen und den Schuh ausziehen, um den Fuß zu massieren.
    Er wußte, dies hatte etwas damit zu tun, daß er einen Nerv befreien mußte, der eingeklemmt war und den Fuß tot und nutzlos machte, bis er massiert worden war. Aber er hatte sicherlich keine Zeit dazu, sich in offenem Gelände hinzusetzen und seinen Schuh auszuziehen, obwohl der Anblick vielleicht grotesk genug war, daß die Hubschrauberbesatzung sich weigern würde, ihren Augen zu

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