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Geh auf Magenta - Roman

Geh auf Magenta - Roman

Titel: Geh auf Magenta - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frankfurter Verlags-Anstalt
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Filets.
    Dort, wo einmal sein Finger war, sah er nun die verkohlte schwarze Haut, und ein unerträglicher Schmerz schoss in Intervallen durch seinen Körper, ihm wurde schlecht, und er übergab sich auf die Beine, ließ den Kopf hinuntersinken und starrte schwer atmend auf den Lehmboden vor sich.
    Er war eigentlich kein gläubiger Mensch, aber in diesem Moment dachte er nur an Gott.

8
    Mila erinnerte ihn an den Rothaarpinsel, an dieser Stelle dort müsse er noch ein wenig arbeiten, er wolle doch jetzt nicht nur mittelmäßig sein? Er tunkte den Pinsel in die Farbe und hellte die Stelle neben dem Unterarm auf, dieser wirkte sofort plastischer. Das sei doch viel besser, sagte sie, das könne er mit den anderen Umrissen auch so machen. Und warum er während der ganzen Zeit da drüben telefoniert hätte? Nichts weiter, entgegnete er, nur mit einem Mann vom Amt, es ginge um Tom, der säße ja immer noch in diesem Käfig und würde wohl bald in dieser Lava versenkt werden, kein schöner Tod. Die alte Mila hatte gewollt, dass er ihn da heraushole.
    Sie blickte ihn verständnisvoll an, sicher, das sei noch etwas Unerledigtes, er wäre ja der Einzige, der ihn retten könnte, sein Leben läge nun in seiner Hand. Auch wenn dieser Tom es nicht verdient hätte, aber solle man sich auf ein solch niedriges Niveau wie das seine begeben?
    Sie hatte recht. Er drehte sich um und sah den Käfig vor sich. Ein Eingeborener stand vor der Tür und hielt Wache. Er setzte diesen von hinten mit einem Griff um die Kehle außer Gefecht, zog die Machete und durchtrennte die Seile der Tür. Mit schnellen Strichen skizzierte er Tom, wie dieser auf dem Boden lag und ihn ungläubig anstarrte; das Mondlicht warf einen harten Spot auf die Gestalt, es glich dem Geschehen auf einer Theaterbühne. Mit einem weichen Bleistift ahmte er den Schlagschatten nach und fügte noch ein paar Totenschädel hinzu, obwohl das nicht der Realität entsprach.
    Schließlich zog er den entkräfteten Tom hinaus, warf ihn sich über die Schultern und rannte zurück in den Urwald, niemand hatte den Handstreich bemerkt.
    An einem kleinen Bach hielt er inne und setzte Tom in das Gras. In der Nähe stand ein Mangobaum, Bastien zeichnete einige Früchte, hieb sie dann ab und reichte sie ihm. Gierig begann Tom, die Mangos hinunterzuschlingen. Bastien schwieg zuerst, sagte dann, dass er nun allein den Weg zurück zum Strand finden müsse. Tom nickte, er würde das schon schaffen. Nach einer Pause fragte er, wie es Mila ginge; Bastien sah von seiner Zeichnung nicht hoch – sie sei in Sicherheit, mehr gebe es nicht zu sagen.
    Er stand auf, Zeit, zu gehen. Und er würde ihm das Gleiche raten, bald würde man nach ihm suchen. Er schaute auf die letzte Skizze: Tom am Bach, der Urwald um ihn herum, einige Mangos auf dem Boden, darüber ein dramatischer Vollmond, das Blatt war atmosphärisch gelungen. Auf einem weiteren Papier zeichnete er einen Baum, auf einem der Äste saß Mila und hielt Ausschau nach ihm, auch hier fügte er den Mond ein, sehr akkurat, immerhin war es ihre letzte Nacht auf der Insel. Noch eine Schattierung, der Mond wurde immer besser, leuchtete schließlich wie ein richtiger Spot, das Publikum klatschte begeistert.
    Der Moderator strahlte ihn an, aber natürlich dürfe er rauchen, das könne man ihm doch nicht abschlagen.
    Bastien lächelte zurück, das sei nett, wirklich, aber es sei ja so, dass er gar nicht rauche. Also alles kein Problem – und gesünder. Wieder klatschte das Publikum, und der Moderator blickte zufrieden in die Runde, gut so, er habe das nur gedacht, weil man Helden, große Männer, ja immer mit solchen Zigarillos sehen würde, zumindest auf den Plakaten, wie dem auch sei, er würde sich ganz besonders freuen, dass er, Bastien, heute Abend die Zeit gefunden hätte, herzukommen, das sei eine außerordentliche Ehre! Aufbrausender Beifall, Bastien lächelte ins Publikum, vereinzelte Bravo-Rufe waren zu hören, erst nach und nach verebbte der Applaus. Die Miene des Moderators wurde jetzt betont sachlich, es sei ja so, Bastien wäre ja nun wirklich ein Held, einer der wenigen in dieser Welt, müsse man doch sagen. Wie fühle man sich da, wie sei das, wenn man so quasi über allen Dingen stünde? Bastien machte eine abwertende Handbewegung, im Grunde sei das ja nichts Besonderes, sicher, das ein oder andere Mal habe er recht gute Dinge für das Gemeinwohl tun können (vereinzeltes Klatschen im Publikum), aber man solle das jetzt nicht überbewerten,

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