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Geh auf Magenta - Roman

Geh auf Magenta - Roman

Titel: Geh auf Magenta - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frankfurter Verlags-Anstalt
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wahrscheinlich hätte das jeder in seiner Lage getan, es sei einfach eine Menschenpflicht gewesen. Da wäre er jetzt aber sehr bescheiden, entgegnete der Moderator, also, wie er diesen armen Kerl da aus den Händen der Wilden gerettet hätte, als wenn das gar nichts gewesen wäre (er schnippte mit den Fingern), das sei ja schon beeindruckend gewesen, alle hätten mitgezittert, einfach irre spannend, so etwas könne man doch nur, wenn man über bestimmte Fähigkeiten verfüge und besondere Talente habe; was meine er, was mache einen richtigen Helden aus? Bastien ließ sich mit der Antwort Zeit, eine gutaussehende Assistentin füllte in der Zwischenzeit sein Wasserglas wieder auf. Sicher, man müsse schon über eine gewisse Entschlossenheit verfügen und dürfe sich eben nicht im Nachdenklichen verlieren. Im Grunde mache das den wirklichen Helden aus – schnell und entschlossen das Erkannte in die Tat umzusetzen, sich zudem nicht von falschen Moralvorstellungen irreleiten zu lassen und dabei einfach jederzeit vollkommen cool zu bleiben. Er trank einen Schluck Wasser und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Einen Moment lang blieb es vollkommen still, der dann folgende Applaus übertraf die vorherigen in Vehemenz und Lautstärke, es donnerte im Saal, etwas beschämt nickte Bastien ins Publikum, und der Moderator rieb sich gerührt die Augen, das sei einfach – wunderbar, nur ein echter Held könne die Dinge so auf den Punkt bringen, jetzt wüsste man, dass es einfach keinen Besseren als ihn gebe, aber – habe man daran wirklich jemals gezweifelt? Und was er, Bastien, denn jetzt vorhabe, nach all diesen unvergesslichen Taten? Das würde man sehen, antwortete Bastien, da jetzt alles getan sei und die Welt vorerst sicher sei, könne er einmal an sich selbst denken und sich vielleicht einen kurzen Urlaub gönnen, ein wenig trainieren mache sicher auch Sinn. Sehr gut, lobte der Moderator, schließlich müsse man für die kommenden Herausforderungen gefeit sein, und da die Sendezeit sich schon wieder dem Ende zuneige, noch in aller Kürze eine Frage; was mache die Liebe? Könne man auf eine baldige Bekanntgabe hoffen? Die Frage wurde von einem wohlwollenden Schmunzeln begleitet, und Bastien beschloss, sich ausweichend zu geben, nun, zu geeigneter Zeit würde man –
    Das Telefon klang diesmal besonders schrill. Er ging schlaftrunken dem Läuten nach und fand es an der Staffelei, wieder eine unbekannte und lange Nummer.
    »Ja?«
    »Bastien? Hörst du mich?«, fragte Mel.
    Ihre Stimme klang aufgeregt, sie ließ auch jede Floskel wie Wie geht es dir? und dergleichen aus – man hätte ihr gesagt, dass er gestern angerufen habe; daraufhin hätte sie diese Leute angeschrien; wie bescheuert, dass man sie nicht verbunden hätte.
    »Mel?«
    Sie hörte seine verschlafene Stimme und sagte, dass es ihr leidtäte, so früh anzurufen, sie hätte ganz vergessen, dass sie ja drei Stunden voraus sei. Ob sie denn OK sei, fragte er.
    »Mir ist ja nichts passiert. Aber dieser Hilal und der andere, ich hab gesehen, wie die erschossen wurden, in den Kopf, das war –«
    Sie sprach schnell und aufgewühlt, er konnte ihren Worten kaum folgen, sie hätte ein Zimmer in der Botschaft bekommen, das sei gut, aber dieses Nichtstun mache sie rasend. »Ich mache mir solche Vorwürfe, verstehst du? Ich sitze in dem Auto und fahre weg, und Thomas –«
    »Du meinst, du hättest besser den Säbel gezogen, um dann ganz einfach ein Dutzend Araber zu erschlagen?«
    »Hör, auf, du weißt schon, was ich meine. Das ist einfach ein mieses Gefühl, so abzuhauen.«
    »Aber du konntest doch nichts machen. Die werden ihr blödes Lösegeld bekommen, und dann lassen sie ihn laufen. Das wird schon.«
    Er erzählte kurz von seinem Gespräch mit Steilmann: »Der sagt auch, dass diese Leute keine Profis seien, dass man es eben als einen Kauf betrachten müsse. Das wird schon klappen.«
    »Bastien?«
    »Ja?«
    »Ich vermisse dich. Wirklich, so sehr.«
    Er sagte, dass er auf jeden Fall erreichbar sei; sie solle ihn jederzeit anrufen. Vor allen Dingen, wenn er etwas tun könne.
    »Du kannst nichts tun. Was machst du heute?«, fragte sie.
    »Heute – wieso?«
    »Es ist doch Silvester. Feierst du?«
    »Blöde Situation, um zu feiern, oder?«, sagte er.
    Ihre Stimme zitterte: »Versprichst du mir eins?«
    »Was?«
    »Lass mich nicht fallen, bitte.«
    Sie wartete seine Antwort nicht ab – sie gehe jetzt wieder in das Büro und würde sich später melden. Er

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