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Geh auf Magenta - Roman

Geh auf Magenta - Roman

Titel: Geh auf Magenta - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frankfurter Verlags-Anstalt
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totgetrampelt, das habe richtig Ärger gegeben, aber so mache man sich eben einen Namen in der Szene.
    Bevor Kirsten den Gedanken an die Rettung des Künstlers, der in ihren Augen vollkommen abgehärmt und in barer Verzweiflung dort ausharrte, vertiefen konnte, gingen sie weiter. Auch Jess kam mit, Kirstens skeptische Antworten schienen ihn zu beeindrucken. Die Ausstellungen in den anderen Räumen dieser Ebene fielen nicht weiter spektakulär aus, kleine Eisenstangen, die auf ihrem Angelpunkt wie schwerelos umhertanzten, großformatige Comic-Zeichnungen mit hektischen, wirren Strichknäuel, die Bastien recht gut gefielen, hier und da bemalte Scherbenhaufen, auch mehrfach präparierte Tiere, die sich aus Rehen, Widdern und Füchsen zusammensetzten, bei einem war sogar ein Teil eines Tigers zu sehen, was Kirsten einfach nur abstoßend fand; Bastien stimmte ihr mit einem Blick auf die Namen der Künstler zu, teilweise kannte er sie, und er mochte keinen von ihnen, waren sie doch erfolgreicher als er.
    Sie stiegen die zweite Treppe hoch, es hatte sich bereits eine große Anzahl an Schaulustigen vor der Galerie versammelt, die jetzt aus rundum geschlossenen Glasscheiben bestand. Das Innere war randvoll mit einer roten Substanz gefüllt, die Marmelade sein mochte, Bastien konnte hier und da ein Blubbern und feine Bläschen erkennen. Es mussten Tonnen an Marmelade sein, die in diese Räume gefüllt oder besser gepumpt worden waren; seitlich war ein Schlauch zu sehen, aus dem unaufhörlich Ströme an Marmelade flossen. – Magma, sagte Jess, Lava, die eines Tages austreten würde, wenn die bekloppten Menschen mit dem Klima so weitermachen würden, irgendwann sähe dann alles nur noch so aus wie hier, verbrannt, alles Leben vernichtet, die nackte Hölle eben.
    Bastien dachte, dass ihm dieser Jess mit seinem Geschwafel langsam auf die Nerven ging, als ihm jemand auf die Schulter tippte; Bernd, der sich nach dem Ausgang des Treffens in Hinsicht auf Thomas-Verprügeln erkundigte (was verriet, dass er in sicherer Entfernung seine Mailbox abgehört hatte). Mit einem Blick auf Kirsten zog Bastien ihn schnell zur Seite, ja, das wäre ganz konstruktiv gewesen, aber er solle jetzt besser nicht davon sprechen, sonst wüssten es ja gleich alle, und das Überraschungsmoment wäre weg, was Bernd natürlich verstand. Fragend schaute er auf die Marmelade, das sei ja eine schräge Sache, also irgendwie würde er dem nicht trauen. Dieses Zeugs, diese Marmelade, hätte in einer solchen Masse ein großes Verdrängungsvolumen, und diese dünnen Glasscheiben würden dem nie und nimmer standhalten. Bevor Bastien den anderen erklären konnte, dass Bernd eine Junior-Professur für Physik an der Technischen Uni innehatte, fuhr dieser fort, dass wahrscheinlich auch der Boden, nur gemauert, kein Stahlbeton, irgendwann unter der Marmeladenlast zusammenbrechen würde, das sei nur eine Frage von Stunden, wenn überhaupt. Diese Leute hätten wohl kaum bedacht, dass das Zeug bei der Wärme in den Räumen ja auch gäre, sein Volumen also beständig erhöhen würde. Rob und Jess warfen ein, dass die Galerie das ja wohl sicher mit eingeplant hätte, was zu einer ausgiebigen Diskussion mit Bernd führte. Kirsten zog es indes vor, sich in sicherer Entfernung abzusetzen, Bastien folgte ihr und besorgte von einem nahe gelegenen Stand zwei Gläser Wein. Sicher, es sei viel passiert, Mel gehöre jetzt eben der Vergangenheit an, wahrscheinlich hätte sie nur nach haarspalterischen Gründen gesucht, um ihre neue Affäre dingfest zu machen, da hätte sich seine Reise eben angeboten. Kirsten bemerkte, dass er ihr das mit dieser Affäre ja noch gar nicht erzählt habe, was Bastien dann genauestens nachholte; seine Abwesenheit in Thailand, das wäre eben eine Einladung zum Zugriff gewesen, für einen Freund, der in Wirklichkeit eben keiner war, wie man jetzt sehen könne. Kirsten stimmte zu, klar, das wäre echt mies von diesem, wie wäre noch mal sein –
    »Thomas. Ist aber auch egal, den Typen kriege ich noch«, sagte Bastien.
    »Und was macht der beruflich?«, fragte sie.
    »Bald gar nichts mehr«, lautete Bastiens Antwort, er würde da eben als Mann denken, ein Verrat könne nicht einfach so hingenommen werden, was sie mit einem Spinner quittierte; man sei hier nicht im Film, er könne doch darüberstehen, woraufhin er schwieg. Sie legte ihm wieder, sehr leicht, die Hand an die Brust, sie könne schon verstehen, dass das eine schlimme Situation sei, die Frau mit dem

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