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Geh aus, mein Herz

Geh aus, mein Herz

Titel: Geh aus, mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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war, zu verschmelzen, als ob er sie nicht richtig auseinander halten könnte. Wide musste in der Vergangenheit suchen.
    Er nahm sein Adressbuch vom Schreibtisch, suchte eine Telefonnummer heraus, hob den Telefonhörer ab und gab die Ziffern ein.
    Er musste eine Weile warten.
    » Göteborgs-Posten, guten Tag.«
    Wide wurde klar, dass die Durchwahlnummern geändert worden waren. Es war schon eine geraume Zeit her, seit er zuletzt hier angerufen hatte.
    »Ich habe die Nummer von Peter Sjögren gewählt.«
    »Peter Sjögren, einen Moment bitte.«
    Er wartete.
    »Sjögren.«
    »Hallo, hier ist Wide.«
    Am anderen Ende blieb es still. Wide sagte noch einmal »Hallo« und die Stimme war wieder da.
    »Entschuldigung, aber Ihr Name kam mir irgendwie bekannt vor. Deshalb habe ich in meinem Computer nachgesehen und in den Dateien tatsächlich etwas gefunden … Sieh einer an, da steht wahrhaftig, dass ein gewisser Jonathan Wide einmal einen gewissen Peter Sjögren gekannt hat.«
    »Tja … es ist vielleicht eine Weile her.«
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Ich bitte um Entschuldigung, aber es ist wirklich … einiges passiert.«
    »Ich weiß, ich weiß.«
    »Jetzt geht’s mir wieder besser.«
    »Hast du meine Grüße bekommen?«
    »Ja. Aber ich hab’s nicht geschafft zu antworten, ich brauchte Zeit.«
    Was sollte er noch sagen? Manche suchten Gesellschaft, andere die Einsamkeit. Scheidungen bewirken unterschiedliches Verhalten.
    »Aber jetzt bist du da.«
    »Ja.«
    »Was hältst du von einem Bier?«
    »Warum nicht.«
    »Heute Abend. Ich geh um sechs. Ich muss noch dieses eine Interview führen, dann habe ich eine kleine Besprechung, und danach nichts wie weg, weg, weg.«
    »Heute Abend kann ich nicht. Ich hab einen kleinen Auftrag. Aber morgen Abend, um sieben vielleicht, oder halb sieben.«
    »Auch gut. Ich hör um sechs auf, ein Interview, eine kleine Besprechung, und dann weg, weg, weg.«
    »Du lebst in geordneten Verhältnissen.«
    »Das ist die neue Ordnung, keine Überraschungen.«
    Wide kam zum Thema, den Grund seines Anrufs. »Ich weiß, dass du nie was wegwirfst, Peter, und jetzt könnte ich einige deiner alten Schulunterlagen brauchen.«
    »Ich nehme an, du redest von der Hochschule für Publizistik.«
    »Nein.«
    »Redest du von der Alten Östraschule?«
    »Ja, und vielleicht auch von der Neuen Östra.«
    »Da war ich nie, aber es kann sein, dass ich trotzdem was von der auf dem Speicher hab. Welches Jahr?«
    »Mitte der sechziger Jahre.«
    »Die schöne Kinderzeit.«
    »Ja.«
    »Sehnst du dich nie danach, wieder Äpfel zu klauen?«
    »Manchmal schon.«
    »Zeitungen zu sammeln?«
    »Doch.«
    »Diese verdammte Erwachsenenwelt für immer zu verlassen?«
    Wide antwortete nicht, er langte über den Schreibtisch und knipste die Schreibtischlampe an. Dabei warf er wieder einen Blick auf das Foto vor sich.
    »Meinst du, du findest was auf deinem Speicher?«
    »Klar. Wie du gesagt hast, ich werfe nichts weg, nur die Zeitung von gestern – und manchmal auch die von heute.«
    »Wo können wir uns treffen?«
    »Was hältst du vom ›Bolaget‹?«
    »Wenn es dort ruhig ist.«
    »Bis wir kommen.«
    »Und dann?«
    Wide hörte, wie Peter Sjögren auf seine Tastatur hämmerte.
    »Darf ich fragen, worum es eigentlich geht?«
    »Kanntest du zu Hause eine Ulla?«
    Aber deswegen wollte er ihn nicht treffen. Wide wusste nicht, ob er es ihm sagen sollte.
    »In Sävsjö? Machst du Witze? Da hießen doch alle Ulla.«
    »Ulla Bergsten.«
    Wide lauschte auf das kurze Schweigen. Sjögrens Stimme kam wieder.
    »Bergsten. Nein, nicht auf Anhieb. Suchst du sie? Fahndest nach ihr?«
    »Warum fragst du das?«
    »Es ist doch kein Geheimnis, womit du dich neuerdings beschäftigst. Und jetzt verstehe ich es. Ulla Bergsten. Jetzt werde ich neugierig.«
    Wide saß im Halbdunkel außerhalb des Lampenlichts; er sah, dass es während ihrer Unterhaltung draußen grauschwarz geworden war. Die Lichter auf der Älvsborgsbrücke leuchteten matt durch den Regennebel, wie eine Vorankündigung des Weihnachtsfestes, das in zwei Monaten sein würde.
    »Eigentlich geht es um etwas anderes. Vielleicht kannst du mir helfen.«
     
    Die Pizzeria lag zwischen Göteborg und Mölndal, in dem Grenzbereich, wo die Kleinindustrie früherer Zeiten verdrängt worden war. Erst war sie innerhalb des Gebietes an andere Stellen verlegt und schließlich ganz vertrieben worden, in die Ebenen weiter im Süden. Oben am Mölndalsvägen gab es noch zwei Autowerkstätten und eine

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