Geh aus, mein Herz
der Leute erschlug, aber es gab ja überall welche, die sonderbare Ideen hatten. Hin und wieder passierte was. Er hatte schon ziemlich oft Prügel bezogen, aber immer war ein ehrlicher Zoff Anlass gewesen.
Er lag still, vielleicht würde es verschwinden. Jemand stand dort. Ein Mensch. Schaute er zu ihnen, zu ihm? Janne-Janne schloss die Augen, lange. Als er sie wieder aufschlug, war nichts mehr zu sehen. Der da gestanden hatte, war verschwunden. Er überlegte, ob er aufstehen und nachsehen sollte, aber das war wohl nicht nötig.
Er wühlte ein bisschen herum, fand endlich eine bequeme Rückenlage und blinzelte zum Himmel hinauf, der grau, schwarz und blau war; vielleicht war es der Große Bär, den er dort oben sah. Plötzlich hörte er direkt neben sich ein Geräusch. Janne-Janne erschauerte, ihm wurde eiskalt und Angst packte ihn, als er jetzt zwei Hände und irgendwas Großes sah, was sich von oben herabsenkte. Eine schwere Pferdedecke landete auf ihm. Er hatte nicht einmal die Augen bewegt, blinzelte wie erstarrt; dabei musste er aussehen, als ob er schliefe, denn jetzt beugte sich jemand über ihn. Er nahm ein Gesicht wahr wie einen hellen Ball, und das musste bedeuten, dass der andere nicht viele Haare hatte. Er hörte ihn schwer atmen. So klang das bei mir auch, bevor sie mir die Polypen rausgenommen haben, dachte er, und da fühlte er sich nicht mehr so erstarrt. Als er dem anderen die Faust gerade ins Gesicht hauen wollte, zog es sich zurück, rasch, und er hörte Schritte, die sich entfernten. Er richtete sich auf. Jemand ging nach links zu den Hütten hinauf und verschwand hinter den Bäumen. Er warf einen Blick zu Sixten. Auch er war mit einer Decke zugedeckt. Die hatte er, Janne-Janne, ihm nicht gegeben, soweit er sich erinnern konnte. Er besaß eine Decke. Die war ziemlich trocken. Komisch das alles. Er legte sich wieder hin. Wirklich komisch. War das einer von der Heilsarmee? Na, die taten nicht viel ohne volle Orchesterbegleitung. Doch, sie taten auch viel in aller Stille, doch. Er musste sie fragen, aber für heute Abend reichte es, und er legte sich wieder zurecht.
Er war auf dem Weg, auf dem Weg, auf dem Weg. Jetzt war es anders, eine Begegnung und ein Gespräch. Sie gingen nebeneinanderher und der andere keuchte ein bisschen auf dem steilen Abhang.
»Kaum zu glauben, ein richtiger kleiner Wald mitten zwischen den Häusern.«
»So ist es an vielen Stellen in dieser Stadt.«
»Richtig grün.«
»Ja.«
Sie hatten ein kleines Plateau erreicht und sahen die Mietshäuser auf der anderen Seite des Friedhofs. Überall flammten Lichter auf, das war seine Lieblingszeit des Tages: die Dämmerung. Schade, dass die Häuser so hässlich waren.
»Schön sind die Schuppen dahinten ja nicht gerade.«
»Findest du? Ich finde, die sehen wie alle Häuser aus.«
Sie gingen weiter in westlicher Richtung, das Gebüsch wurde dichter.
»Das ist also dein Nachhauseweg.«
»Immer. Viel gute, frische Luft.«
»Genügend Bewegung.«
»Ja.«
»Du kleidest dich dem Wetter angemessen, muss ich sagen. Schöner Dufflecoat. Handschuhe.«
»Ja.«
Der andere sah ihn an.
»Ich war wirklich erstaunt, als du dich gemeldet hast. Wie viele Jahre ist es jetzt her? Dreißig?«
»Neunundzwanzig, glaube ich.«
»So lange. Gut, dass du dich gemeldet hast. Irgendwann hab ich auch mal dran gedacht.«
»Irgendwann.«
»Man kann ja nicht behaupten, dass es schön war. Aber wir waren Kinder. Du weißt, wie …« Aber er hatte genug von dem Gefasel und war zwei Schritte zurückgeblieben. Er sah sich um. Wie immer war es um diese Zeit still und leer, aber im Augenblick verschwendete er keinen Gedanken daran. Genau hier sollte es sein. Er bückte sich hinter einen Stein und zog die Eisenstange hervor, holte aus und schlug zu. Er spürte die starke Vibration in den Armen, als sie mit Wucht den Nacken des anderen mit dem weichen und gleichzeitig schweren Laut traf, den er so gut kannte. Wie stark er sich fühlte, zu Hause. Als der Kerl in die Knie ging, schlug er wieder zu, tschock, und als der Körper fiel und zur Seite rollte, wusste er, dass kein Leben mehr darin war. Er zog ihn nach links, wo er schon früher einen guten Platz gefunden hatte. Er holte das Messer hervor.
»Bengt Arvidsson. Tot und verstümmelt auf eine Art, wie wir es schon mal gesehen haben.«
Ove Boursé erstattete Bericht vor den im Raum Versammelten. Alle waren sehr ernst. Ard drückte seine Hand fest in die Seite seines Halses.
»Die
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